Polizeigottesdienst: Reithalle wurde zum Kirchraum - mit Martinshorn und Festnahme

Die Ordnungshüter und die menschliche Sehnsucht nach Gerechtigkeit

28. Mai 2005


Ein ungewöhnlicher Gottesdienstraum, selbst für einen Kirchentag: Hier werden sonst Pferde bewegt, vielleicht auch Hunde, denn in den angrenzenden Gebäuden ist die Hunde- und Reiterstaffel der Polizeidirektion Hannover untergebracht. Für den Gottesdienst anlässlich des Kirchentages hat man die allseits bekannten Papphocker verteilt, einen Altar aufgebaut, und das Polizeimusikkorps Niedersachsen hat sich auf die Begleitung der Lieder eingestellt.

Der Polizeialltag ist Thema des Gottesdienstes. Zwei Anspiele zeigen die unterschiedliche Situation: Zuviel Polizei gab es einst in der DDR. Gegenseitiges Bespitzeln war an der Tagesordnung. Die Alternative, zu wenig Polizei, wirkt auch nicht verlockend. Was ist, wenn man die Ordnungshüter braucht und sie können nicht kommen? Lebhaft wird es, als plötzlich ein Streifenwagen mit Martinshorn heranbraust und die Verhaftung eines Straftäters simuliert wird. Zwei Polizisten mit Hund stellen einen flüchtenden Täter. Sogar handgreiflich wird es, einige Kinder bekommen Angst und weinen.

In ihrer Predigt geht Pastorin Claudia Kiehn auf die Frage ein: „Warum brauchen wir die Polizei?“ Sie deute auf die Grundsehnsucht aller Menschen nach Gerechtigkeit hin. Auch der Prophet Jesaja künde von dieser Sehnsucht: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ Erst wenn das Realität sei, werde man weder Polizistinnen und Polizisten benötigen noch Geistliche, sagte die Pastorin. Aber noch sei dies keine gerechte Welt. Dies wurde auch bei der Ansage der Kollekte deutlich: Gesammelt wurde für die Polizeistiftung Niedersachsen, die Polizeibeamten und ihren Familien unbürokratisch hilft, wenn sie in ihrem Beruf verletzt wurden und dadurch besondere Unterstützung brauchen.
 
28. Mai 2005
Nachrichtenredaktion Kirchentag