Gott will eine Kultur des Friedens

Weihnachtsbotschaft des Bischofs der Pommerschen Kirche

24. Dezember 2004


Viele Menschen wünschen sich, Weihnachten einmal so richtig auszuspannen. Einmal etwas völlig anderes tun zu können als das ganze Jahr über. Denn dieses Fest schafft Abstand vom Alltag. Dazu gehören gutes Essen und die richtige Stimmung. Wenn es gelingt, in der Familie gemütlich beieinander zu sein, ist für die meisten Menschen Weihnachten gelungen.

Aber ich entdecke auch, dass wieder mehr nach dem Ursprung des Weihnachtsfestes fragen. Jedes Jahr sind die Gottesdienste am Heiligen Abend besser besucht.

Dahinter steht der Wunsch, wenigstens einmal im Jahr eine heile Welt zu erleben. Denn wir erfahren so viele Brüche in unserem Leben: in persönlichen Beziehungen, in unserer Arbeit oder deshalb, weil wir keine haben. Wir erleben Verletzungen in unserer Gesellschaft und ganz privat. Da ist die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Frieden nur zu verständlich. Das Kind in der Krippe, umgeben von Maria, Joseph und den Hirten zieht diese Sehsucht auf sich. Denn auf unsichtbare Weise behütet von Gott selbst inmitten der größten Gefahr, ist es ein Symbol für das Heil unserer Familien bei allen Gefährdungen, die uns heute umgeben. Das ist die Faszination von Weihnachten.

Als Christ glaube ich, was in dieser Weihnachtsgeschichte sichtbar wird, das gilt für unser ganzes Leben: Es ist gegründet in Gott. Und das ist ein Grund zu feiern. Deshalb sind unsere Kirchen festlich geschmückt. Deshalb singen wir so gern die wunderbaren, alten Lieder. Deshalb fasziniert diese weihnachtliche Atmosphäre seit nun schon vielen Jahrhunderten die Menschen. Deshalb finden sie bis heute im christlichen Glauben Orientierung und Mut, Stärkung und Trost. 

Dieses Jahr steht ein altes Prophetenwort aus der Bibel im Mittelpunkt unserer Predigten. Der Prophet Micha, aus dem 8. Jahrhundert vor Christus, redet von der Geburt eines neuen Herrschers. Einem, der aus der Provinz kommt, vom Lande, aus dem kleinen Städtchen Bethlehem. Einem, der mit den politischen Herrschern in der Hauptstadt Jerusalem nichts zu tun hat. Und das besondere ist, nicht nur die Herkunft, auch die Art und Weise wie er regieren wird, unterscheidet ihn von den bisherigen Herrschern.  „Er wird der Friede sein.“ (Micha 5, 4), heißt es ganz schlicht in der Bibel.

Mehr als 700 Jahre später wurde Jesus Christus in Bethlehem geboren. Und die Menschen sagten damals, mit seiner Geburt, sei diese alte Prophezeiung erfüllt. Ein Herrscher, ganz anders als normalerweise üblich. Er zeigte, wie die Liebe Menschen verändern kann und diese Menschen dann ihre Umgebung, ihre Beziehungen, ihre Familien, ihr Land und sogar die Welt.

Natürlich ist dieses Vorgehen verletzlich und braucht Geduld. Manche sagen, es sei zu idealistisch gedacht. Aber Gott selbst hat sich für diesen sanften, friedlichen Weg entschieden. Das Zeichen dafür ist das Kind, der Gottessohn in der Krippe. Ein Zeichen dafür, dass an die Stelle einer Kultur der Gewalt die Kraft einer Kultur des Friedens treten kann. Davon können wir uns immer wieder inspirieren lassen. Nicht nur zur Weihnachtszeit.