Fürbittenempfehlung

Für die Gottesdienste am 2. Weihnachtsfeiertag in Erinnerung an die Tsunami-Katastrophe in Südasien am 26. Dezember 2004

06. Dezember 2005


Vor einem Jahr hat die Flutwelle in Südasien die Welt erschüttert. Andere Naturkatastrophen wie das Erdbeben in Pakistan ließen diese schrecklichen Ereignisse in den Hintergrund treten. Aber das Leid, das die Flutwelle ausgelöst hat, ist bis heute "wirklich" - nur hat es ein anderes Gesicht bekommen.

Laut "Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit" gab es insgesamt 222.605 Todesopfer und Vermisste (Indien: 12.405; Indonesien 150.000; Malediven: 108; Sri Lanka: 35.262; Thailand: 5.395), 1.691.225 Flüchtlinge und einen Gesamtsachschaden von 9,6 Mrd US-Dollar.
Die Koordinierungsstelle "Noah" (Nachsorge, Opfer- und Angehörigenhilfe) gibt für Deutschland derzeit 552 Todesopfer an, davon 536 identifiziert, 16 noch vermisst. Sie sind überwiegend in Thailand ums Leben gekommen. Nach dem Tsunami sind etwa 7.000 deutsche Urlauberinnen und Urlauber nach Deutschland zurückgekehrt.

Nach Auskunft des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen sind insgesamt 670 Mio Euro privater Spenden bei Hilfsorganisationen für die vom Tsunami betroffenen Länder eingegangen. Bei Wiederaufbauprojekten, die teilweise durch Bürgerkrieg erschwert werden, geht es auch um die Frage einer gerechteren gesellschaftlichen Struktur und sozialen Ordnung, da die Opfer der Flutkatastrophe insbesondere unter den Armen zu finden sind.
In dieser Situation sollte in Gottesdiensten insbesondere am 2.Weihnachtsfeiertag - dem "Jahrestag" der Katastrophe - der Menschen und ihrer Situation fürbittend gedacht werden. Zwei Beispiele, die selbstverständlich auch als "Steinbruch" verwendet und auswahlweise benutzt werden können, sollen anregen, eine der Situation vor Ort angemessene Form für diese Fürbitt-Anliegen zu finden.


Beispiel I

Herr, unser Gott,
wenn wir Angst haben, lass uns nicht verzweifeln.
Wenn wir trauern, lass uns nicht verschlossen werden.
Wenn wir Ohnmacht spüren, lass uns nicht allein.
Lass uns deine Nähe und Liebe spüren.
In einem Kind bist du zu uns gekommen,
in einer Krippe im Stall,
auf Hilfe und Fürsorge angewiesen:
So kommst du uns nahe,
suchst uns auf
in unserer Angst, Trauer und Ohnmacht.
Wir denken an alle Finsternis
und all das Leiden unserer Zeit:
an Unfrieden,
an menschliche Härte, die trostlos macht,
an viele Gefahren,
die unsere Welt bedrohen
und uns ratlos machen.
Wir denken heute besonders
an die Opfer der Flutkatastrophe
vor einem Jahr:
an die Toten,
die Vermissten,
die Verzweifelten,
an Kinder,
die keine Eltern mehr haben,
an Eltern, die ihre Kinder verloren haben,
an Menschen,
die kein Obdach mehr haben,
an Kinder und Erwachsene,
die krank und verletzt sind:
Wir bitten um Trost für die,
die keinen Trost finden können.
Wir bitten um Ruhe für die,
die von Unruhe verzehrt werden.
Wir bitten um ein Dach über dem Kopf für die,
die alles verloren haben.
Wir denken auch an alle,
die selbst geholfen haben, Not zu lindern,
Kummer zu tragen, Tränen zu trocknen,
an alle, die großzügig wurden
und mit ihren Spenden Hilfe möglich gemacht haben.
Gott, wir danken dir,
dass es so viel Güte und Liebe gibt.
Wir bitten um Zuversicht,
wo Perspektiven sich nicht öffnen,
wir bitten um Entschlossenheit,
wo alte Strukturen Neuanfänge blockieren.
Wir bitten für alle,
die unter den Folgen von Katastrophen leiden,
und für uns,
dass das Licht der Weihnacht viel heller
als bisher leuchten möge,
damit ihnen und uns geholfen werde.

In Anlehnung an: Reformierte Liturgie 1999, 226f.


Beispiel II

Kind von Bethlehem,
ohne Raum in der Herberge -
wir beten für alle, die ohne Obdach sind,
und denken heute, an diesem Tag,
besonders an die Opfer der Flutwelle
in Südasien vor einem Jahr:
Gemeinde: EG 178, 12 Kyrie eleison
Kind von Bethlehem,
arm geboren in einem Stall -
wir beten für alle, die in Armut leben:
Gemeinde: EG 178,12 Kyrie eleison
Kind von Bethlehem,
gehalten von Maria und Joseph -
wir beten für alle,
die um ihr Kind trauern müssen:
Gemeinde: EG 178,12 Kyrie eleison
Kind von Bethlehem,
auf der Flucht nach Ägypten -
wir bitten für alle,
die haben fliehen müssen:
Gemeinde: EG 178,12 Kyrie eleison
Kind von Bethlehem,
auserkoren,
Gerechtigkeit und Frieden zu stiften -
wir danken für alle,
die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit,
die in der Stunde der Not Hilfe vor Ort geleistet,
Trauernde getröstet und Hoffnungslose ermutigt haben,
für die Flut der Spenden.
Gemeinde: EG 178,12 Kyrie eleison
Du, Kind von Bethlehem,
in dir ist Gott unter uns:
gib uns Zuversicht,
dass wir Licht sehen in unserem Leben.

Gemeinde: EG 178,12 Kyrie eleison

In Anlehnung an: Evangelisches Gottesdienstbuch 1999, 601