Von festen Burgen und dem "Luthereffekt"

Große Ausstellungen begleiten das 500. Reformationsjubiläum

03. Januar 2017

Asisi panorama zur reformation, ausschnitt
Und Luther mittendrin – Ausschnitt aus dem Panorama von Yadegar Asisi in Wittenberg. (Foto:epd-Bild/Jens Schlüter)

Noch hängt das berühmte Luther-Porträt von Lucas Cranach d.Ä. im Morgan Library & Museum in New York. Doch nicht mehr lange. Im Martin-Gropius-Bau in Berlin wartet bereits Kuratorin Anne-Katrin Ziesak auf die unversehrte Rückkehr des hochversicherten ikonischen Bildes, das 1529 entstand. Im Frühjahr soll es im Zentrum der Sonderausstellung "Der Luthereffekt" in Berlin prangen – einer von drei großen nationalen Schauen zum 500. Reformationsjubiläum und unzähligen weiteren Ausstellungen.

Martin Luther hatte im Jahre 1517 seine 95 kirchenkritischenThesen veröffentlicht und damit religiöse, politische und kulturelle Umwälzungen ungeahnten Ausmaßes ausgelöst. Um der Reformation und ihren historischen Auswirkungen in allen Facetten nachzuspüren, haben Ausstellungshäuser im In- und Ausland bereits in den vergangenen Jahren der "Luther-Dekade" ein beachtliches Programm aufgelegt – etwa "Luther und die deutsche Sprache" auf der Wartburg oder "Am 8. Tag schuf Gott die Cloud" im Mainzer Gutenberg-Museum. Zum Höhepunkt der Jubiläumsfeiern 2017 sind nun die größten Schauen zu erwarten.

Seltene Exponate, ureigene Geschichte

Allen voran die Nationalen Sonderausstellungen in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg in Eisenach, die sich an ein breites Publikum wenden: Sie sollen zeigen, wie das Wirken der Reformatoren die Welt grundlegend verändert hat und wie dies Leben und Kultur bis heute prägt. Als erstes eröffnet am 12. April die Schau "Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus" im Berliner Gropius-Bau. Die Schau des Deutschen Historischen Museums unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck soll den Protestantismus von Luther ausgehend als eine globale Bewegung zeigen. Dabei kommen auch andere Reformatoren wie Hus oder Zwingli und andere Länder wie die USA, Korea und Tansania in den Blick.

Auf der Wartburg – der "deutschesten" unter allen deutschen Burgen – geht es dagegen um die ureigene Geschichte: Die Ausstellung "Luther und die Deutschen" beleuchtet ab dem 4. Mai, wie Luther und das Luthertum Deutschland beeinflussten, aber auch, wie jede Epoche ein eigenes Luther-Bild entwarf. Die Folgen der Reformation für die deutsche Kulturnation, die Betonung der Bildung und die Rolle des evangelischen Pfarrhauses, aber auch die Obrigkeitshörigkeit Luthers und der Deutschen werden hier thematisiert – an dem historischen Ort in Eisenach, an dem Luther versteckt vor kaiserlichen Häschern das Neue Testament übersetzte.

Um die Person des Reformators geht es schließlich in "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen". Die Schau ist ab dem 13. Mai im Wittenberger Augusteum zu sehen. Außergewöhnliche Exponate aus dem Umfeld des jungen Luther sollen den Weg des Mönchs und Gelehrten illustrieren, der der Legende nach die 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug. Vorgestellt werden zudem 95 Männer und Frauen aus aller Welt und ihre sehr persönliche Beziehung zu Luther – von Astrid Lindgren über Goethe bis hin zu Steve Jobs. Die Sonderausstellungen sind der Beitrag der staatlichen Träger des Lutherjahres 2017.

 Spiegel in Kunst und Musik

Andere Perspektiven auf Luther und seine Ideen sind in den Kunstmuseen zu erleben: Welche Rolle Lucas Cranach d. Ä. bei der Verbreitung der Reformation im 16. Jahrhundert spielte, soll im Museum Kunstpalast in Düsseldorf unter dem Titel "Meister - Marke - Moderne" sichtbar werden (ab 8. April). Unter dem Stichwort "Luther und die Avantgarde" wird in drei Städten – Berlin, Kassel und Wittenberg – zeitgenössische Kunst zu den Themen Freiheit, Individualität und Religion präsentiert, u.a. mit Werken von Anselm Kiefer und Günther Uecker (ab 18. Mai).

In Wittenberg ist bereits seit Oktober das 360-Grad-Panorama "Luther 1517" des Künstler Yadegar Asisi  zu sehen. Das 4,5 Millionen-Euro Projekte zeigt in einer Rotunde ein buntes geschichtliches Wimmelbild aus den Reformationstagen, Luther mittendrin. Mehr als 40.000 Besucher seien bis kurz vor Weihnachten gezählt worden, hieß es vonseiten der Betreibergesellschaft "Reformationsjubiläum 2017 e. V.", eine halbe Million werden im Jubeljahr erwartet.

Der musikalischen Seite des Reformators nimmt sich das Eisenacher Bachhaus an: Die Sonderausstellung "Bach und Luther" ist den 14 Luther-Kantaten Johann Sebastian Bachs gewidmet. Der Komponist verwandelte darin Gemeindelieder wie "Ein feste Burg" in Chöre mit prächtiger Instrumentalbegleitung. Die Entstehung der Lieder und ihre theologische Absicht werden ebenso erläutert wie Bachs eigene musikalische Umsetzung.

Unterdessen stoßen die Luther-Ausstellungen unter dem Motto "Here I stand" in der USA auf reges Interesse. Seit Oktober sahen Zehntausende US-Amerikaner die Exponate rund um das Leben und Wirken Luthers – meist Leihgaben aus Deutschland, die nie zuvor in den USA zu sehen waren. Anfang Februar kehren die Kunstwerke zurück. In Deutschland hat der Ticket-Verkauf für die ersten Schauen des Jubeljahrs begonnen.

Renate Kortheuer-Schüring (epd)