Blinkende Lichter, Duft wie auf dem Basar und viel Essen

Das erste Weihnachtsfest in Deutschland

22. Dezember 2016

Adventskranz und Weihnachtsgebäck. (Foto: epd-Bild/Christoph Papsch)
Traditioneller Weihnachtsschmuck: Der Adventskranz und Gebäck. (Foto: epd-Bild/Christoph Papsch)

Das erste Weihnachten in Deutschland und es lag kein Schnee! Im Fernsehen hat es zu Weihnachten doch immer geschneit. Sechs geflüchtete Journalisten, die am Projekt "Amal, Berlin!" der Evangelischen Journalistenschule teilnehmen, ­erzählen von ihrer Weihnachts­premiere. Weihnachten war einsam für die, die keine Familie haben. Gut, dass es Menschen gibt, die andere an ihren Tisch einladen... Hier ist die Geschichte von Abdul Rahman al Omarae.

Ich wohne in einem Neubau in Berlin-Tempelhof im dritten Stock. Von meinem Fenster aus sah ich in den gegenüberliegenden Wohnungen die Lichter blinken. Es war der 24. Dezember 2015.

Jemand klopfte an meine Tür. Ich glaubte, ich hätte mich verhört und blieb am Fenster. Doch dann schellte die Klingel. Bis dahin hatte mich noch nie jemand besucht. Vor der Tür stand meine Nachbarin Laura. Sie lud mich ein, mit ihr Weihnachten zu feiern. "Am Heiligabend soll niemand allein sein", sagte sie.

Der Duft von frisch gebackenen Keksen zog aus ihrer Wohnung herüber – ganz wie in Damaskus im Hamidiya-Basar, wenn wir zum Ende des Fastenmonats Ramadan das Zuckerfest feiern. Ich sagte sofort zu.

"Ich fühlte mich reich beschenkt"

Lauras Mann Moritz, ihre Schwester Sara, ihr Schwager Johannes und die Töchter der beiden Paare erwarteten mich in ihrer Wohnung. Der Weihnachtsbaum glitzerte. Darunter lagen Geschenke in unterschiedlichen Größen, unterschiedlich verpackt, wie zufällig ausgeschüttet.

Ein Truthahnbraten stand auf dem Esstisch, dazu viele Schüsseln, Snacks, Chips, auch Süßigkeiten. Laura musste einen Kranz mit vier unterschiedlich langen Kerzen wegtragen, weil sie immer mehr auftischte. Sie erklärte mir, was ein Adventskranz ist. Ich fühlte mich reich beschenkt – wie im Inneren einer Glaskugel, in der silber­nes Konfetti herumschwirrt, nachdem man sie ge­schüttelt hat.

Ein Päckchen unter dem Baum trug meinen Namen. ­Es war ein Spaßgeschenk. Als ich es öffnete, sprang mir ein Kasper entgegen. Ich erschrak. Es muss sehr lustig ausgesehen haben. Wir haben die Szene mehrmals wieder­holt – und viel gelacht.

Abdul Rahman al Omarae (für chrismon)

 


Abdul Rahman al Omarae lebt seit April 2015 in Deutschland.

Das Weihnachtsevangelium in 15 Sprachen und das zweisprachige Lukasevangelium in Deutsch-Arabisch bietet die Deutsche Bibelgesellschaft an. Zudem gibt es weitere Materialien für die Gemeindearbeit mit Flüchtlingen. Hier kommen Sie zur Flüchtlingsarbeit der Deutschen Bibelgesellschaft.