Der "Tag der Toten" ist farbig und froh

Das ZDF überträgt einen Gottesdienst aus Mexiko-Stadt

17. November 2016

Straßenaltar in Mexiko-Stadt
Straßenaltar zum Totengedenken in Mexiko-Stadt (Foto: Marc Reusch)

Mexikaner erinnern sich mit bunten Altären, Lieblingsspeisen und Musik an ihre Verstorbenen. Auf den ersten Blick wirkt ihre Trauerkultur für Europäer befremdlich. Doch Pfarrer Reusch und die evangelische Auslandsgemeinde schauen genauer hin und entdecken in dieser Form des Gedenkens für ihre Gemeinde viel Wertvolles.

Die Farbe der Trauer ist hier Orange. Im November blühen zum Totengedenken überall orangene Blumen: auf den Fried­höfen, an den Straßen, in den Häusern. Das war mir am Anfang recht fremd. Ebenso wie die Totenschädel aus Zucker, die ­farbenfrohen Altäre in Postgebäuden und Ministerien, die Feste auf den Friedhöfen mit gutem Essen, Tequila und lauter Musik.

Der "Día de los Muertos" – der Tag der ­Toten – wird drei Tage lang, vom 31. Oktober bis 2. November, gefeiert, bunt und schrill, laut und ausgelassen. Nach dem Volks­glauben besuchen die Seelen der Verstorbenen an diesen Tagen die Familien. Ein Anlass zur Freude also. Anders als in Europa ist der November auch nicht grau. In Mexiko beginnt jetzt die Trockenzeit, der Himmel ist blau und sonnig, die Weihnachtssterne blühen.

Wir Deutschsprachigen feiern den ­Gottesdienst am Ewigkeitssonntag trotzdem eher verhalten-europäisch: mit Stille, Andacht und Kerzen. Das ist unsere Art des Totengedenkens. In diesem Jahr aber wird es auch bei uns bunter zugehen als sonst. Ein ZDF-Fernsehteam reist aus Deutschland an und wird unseren Gottesdienst aufnehmen. Wir sind schon seit ­Ja­nuar bei den Vorbereitungen.

Wir wollen die mexikanischen Bräuche rund um den "Día de los Muertos" vorstellen und mal genauer hinschauen, was dahintersteckt. Woher kommt diese Art, den Toten nah zu sein? Welche Vorstellungen von Sterben und Tod sind damit verbunden? Und gibt es eine innere Verbindung zu unserer Art des Gedenkens und unseren Vor­stellungen von Leben, Sterben und Tod? Ich freue mich sehr auf den Gottesdienst!

Marc Reusch (aus chrismon)


Marc Reusch war Pfarrer in Ludwigshafen und Speyer sowie in Bogotá (Kolumbien). Seit April 2013 ist der bekennende Lateinamerika-Fan, der mit einer Bolivianerin verheiratet ist, Pfarrer der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Mexiko-Stadt.

Die Übertragung des ZDF-Gottesdienstes "Farben der Trauer" aus Mexiko-Stadt beginnt am Sonntag, 20. November 2016 um 9.30 Uhr.