Die evangelische Kirche will weitere Reformen anstoßen

Zusammenführung der Kirchenämter der VELKD, der UEK und der EKD beschlossen

8. November 2016

Synodenband der EKD-Synode
Auch eine Reform: Statt des traditionellen Posaunenchors ruft eine neu gegründete Synodenband das Plenum der EKD-Synode 2016 zusammen. (Foto: epd_Bild/Norbert Neetz)

Magdeburg (epd). Die evangelische Kirche will vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen weitere Reformen auf den Weg bringen. Dabei sollten aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) inhaltliche Fragen statt Strukturen im Mittelpunkt stehen. Der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte bei der EKD-Synodentagung in Magdeburg, in der Vergangenheit habe man die Erneuerung der Kirche vielleicht zu leichtfertig mit strukturellen Veränderungen gleichgesetzt. Unabhängig von den weitergehenden Reformplänen beschlossen die Synodalen ein weiteres Zusammenrücken der konfessionelle Bünde im Bereich der Verwaltung.

Bedford-Strohm sagte, entscheidend sei die geistige Ausstrahlung der Kirche: "Die Strukturen haben immer nur dienenden Charakter." Die neue Reformagenda soll im Anschluss an die Feiern zum Reformationsjubiläum auf den Weg gebracht werden, die am 31. Oktober 2017 mit dem 500. Jahrestag des Thesenanschlags durch Martin Luther ihren Höhepunkt und Abschluss finden.

Reformthema: Berufsbild des Pfarrers

In einem Bericht des EKD-Kirchenamtes an die Synode werden als mögliche Reformthemen das Berufsbild des Pfarrers, die Gestalt von Kirche und ihrer Gemeinden, das kirchliche Handeln in der Welt und die theologische Profilierung des diakonischen Engagements genannt. In dem Papier, das eine Zwischenbilanz des vor zehn Jahren begonnenen Reformprozesses "Kirche im Aufbruch" zieht, wird den 20 Landeskirchen in Aussicht gestellt, frühzeitig und umfassend in die Überlegungen eingebunden zu werden, um individuelle Planungen in den EKD-Gliedkirchen zu ermöglichen.

"Weniger denn je werden umfassende Generallösungen als geeignet angesehen für den Umgang mit der Diversität kirchlicher Verhältnisse vor Ort", heißt es. Die dominierende Rolle der EKD bei "Kirche im Aufbruch" war angesichts der tiefgreifenden Veränderungs- und Fusionsvorschläge in den Landeskirchen auf teils heftigen Widerstand gestoßen. Unter anderem hatte eine Arbeitsgruppe unter Leitung des damaligen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber vorgeschlagen, die Qualität von Amtshandlungen durch Pfarrer genauer unter die Lupe zu nehmen und durch Zusammenschlüsse die Zahl der damals 23 Landeskirchen auf acht bis zwölf zu reduzieren. Heute zählen 20 Landeskirchen in der Summe rund 22,3 Millionen Mitglieder

Von der EKD koordinierter "genetzwerkter Reformprozess"

Der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sagte, er wünsche sich einen von der EKD koordinierten "genetzwerkten Reformprozess". Das Engagement der EKD solle als Serviceleistung verstanden werden, um gegenseitig voneinander zu lernen.

Die EKD-Synode stimmte in Magdeburg abschließend für die Zusammenführung der Kirchenämter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der Union Evangelischer Kirchen und der EKD. Nach kurzer Aussprache votierten in offener Abstimmung fünf Synodale gegen die Ämterfusion. Das Kirchenparlament hat 120 Mitglieder. In den Tagen zuvor hatte die Vollversammlung der UEK einstimmig und die Generalsynode der VELKD mehrheitlich für die Zusammenführung der Ämter gestimmt. Einige Synodale aus lutherischen Landeskirchen tun sich schwer mit der Zusammenführung, in der VELKD-Generalsynode war über juristische Fragen teils äußerst kontrovers diskutiert worden.

Ämterfusion als Teil des Verbindungsmodells

Die Ämterfusion ist Teil des seit mehr als zehn Jahren laufenden Verbindungsmodells, der Prozess einer Verzahnung, um Kräfte zu bündeln und Doppelstrukturen zu vermeiden. In den vergangenen Jahren wurden die drei Ämter bereits im Kirchenamt der EKD in Hannover räumlich zusammengebracht. Zudem tagen seit 2009 die Kirchenparlamente von Lutheranern und Unierten sowie die EKD-Synode jeweils örtlich und zeitlich verbunden sowie personell verzahnt.

Zudem hat das Kirchenparlament den Haushalt für das nächste Jahr beschlossen. Die Gemeinschaft der 20 Landeskirchen kann nach dem einstimmigen Beschluss mit Ausgaben von 215,9 Millionen Euro planen. Der Zuwachs um rund 8,7 Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr erklärt sich vor allem mit den Feiern zum 500. Reformationsjubiläum.

Mehrausgaben zum Reformationsjubiläum beschlossen

So erhält allein der Verein "Reformationsjubiläum 2017", der für die Organisation mehrerer Großveranstaltungen zuständig ist, neun Millionen Euro von der EKD. Für den Mehraufwand im Jubiläumsjahr greift die evangelische Kirche auch auf Rücklagen zurück. Wichtigste Finanzierungsquelle für die EKD ist eine von den Landeskirchen aufzubringende allgemeine Umlage. Diese steigt um fünf Prozent auf 86,4 Millionen Euro.

Die höheren Aufwendungen sind möglich, weil die gute Konjunktur die Steuereinnahmen der evangelischen Kirche trotz sinkender Mitgliederzahl steigen lässt. 2015 haben sich die Erträge im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro erhöht.

Die Jahrestagung der EKD-Synode geht nach viertägigen Beratungen am 9. November zu Ende. Zum Abschluss wollen die Delegierten eine Entschließung verabschieden, die der Mission an Juden eine Absage erteilt. Auch ist eine Erklärung zum Schwerpunktthema der Tagung, "Europa in Solidarität", geplant. In den Debatten darüber war deutlich geworden, dass sich die Protestanten eine EU-Politik wünschen, die die Schwachen in der Gesellschaft stärker in den Blick nimmt.

epd/ekd.de