Bedford-Strohm: "Kante zeigen gegen rechtsextremistische Rhetorik"

Start der Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland in Magdeburg

6. November 2016

EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm beim Bericht vor der EKD-Synode in Magdeburg
EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm beim Bericht vor der EKD-Synode in Magdeburg. (Foto: EKD)

Magdeburg (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ruft zum Widerstand gegen rechts auf. "Wir müssen klare Kante zeigen gegenüber allen Versuchen, völkisches Gedankengut und rechtsextremistische Kampfrhetorik in unserem Land wieder salonfähig zu machen", sagte der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Sonntag zum Auftakt der EKD-Synodentagung in Magdeburg. Weltweit würden rechtspopulistische Bewegungen Ängste schüren, das politische Klima vergiften und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden.

Bei einer Pressekonferenz im Anschluss warf Bedford-Strohm der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry vor, auf eine Rehabilitierung des von den Nationalsozialisten geprägten Begriffs "völkisch" hinzuwirken. Allerdings wolle er nicht personalisieren, ihm gehe es um Inhalte. Zugleich sagte er, die AfD sei keine homogene Partei. Gleichwohl gebe es aus ihr heraus "rechtsradikale Äußerungen".

"Es geht nicht um Diskussionsverbote – aber um Hetzverbote"

In seinem Ratsbericht wandte sich Bedford-Strohm zudem gegen hasserfüllte Kommunikation im Internet. "Nicht das Gespräch oder der Diskurs mit anderen wird gesucht, sondern eine militante Verstärkung der eigenen Vorurteile und des eigenen Hasses", sagte er in seinem Bericht an die 120 Synodalen. Echte Kommunikation werde zum Versiegen gebracht.

"Es geht nicht um Diskussionsverbote. Um Hetzverbote geht es aber schon", betonte der EKD-Ratsvorsitzende, der selbst auf einer eigenen Facebook-Seite sehr aktiv ist und zudem einen Twitter-Account hat. Wer unter dem "Deckmantel der Meinungsfreiheit" gegen andere hetzt, müsse gestoppt werden.

Am Rande der Tagung sagte Bedford-Strohm zu seinen Social-Media-Aktivitäten: "Ab und an sperre ich auch jemanden." Das Internet sei ein Medium, "bei dem der Charme der Anarchie an seine Grenzen kommt".

Schwerpunktthema der viertägigen EKD-Jahrestagung ist "Europa in Solidarität". Mit Bezug auf das Tagungsthema warnte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in einem Grußwort vor zu harscher Kritik angesichts der zögerlichen Aufnahme von Flüchtlingen in einem Teil der osteuropäischen EU-Mitgliedsländer. "Es hilft nichts", in Europa gebe es sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Flüchtlingen, die Einfluss auf die Politik hätten, sagte Schäuble. Die unterschiedliche Haltung dürfe nicht dazu führen, das "Geschenk" der überwundenen Teilung Europas zu gefährden. "Wir müssen das verhandeln, verstehen, ausgleichen", sagte Schäuble. Andere Länder dürften nicht überfordert werden. "Und wir müssen unsererseits tun, was wir für geboten halten", sagte der protestantische CDU-Politiker.

Ähnlich argumentierte Bedford-Strohm. "Wir dürfen nicht die bösen Ungarn in die Ecke stellen und dann uns gut fühlen als Deutsche", sagte der bayerische Landesbischof, der seit zwei Jahren an der EKD-Spitze steht. "Wir müssen Kommunikation in Gang bringen", forderte er.

"Das Ziel ist Einheit in versöhnter Verschiedenheit"

Im Ratsbericht verteidigte er die starke ökumenische Ausrichtung der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum. Die Sorge, dass bei einer allzu großen Annäherung der Protestanten an die Katholiken das reformatorische Profil der evangelischen Kirche in einer Einheitskirche verschwinden könnte, sei unbegründet, sagte er: "Das Ziel ist vielmehr Einheit in versöhnter Verschiedenheit."

Manche theologischen Fragen zum Amts- und Kirchenverständnis seien weiterhin ungeklärt, räumte Bedford-Strohm ein. Doch er habe die Hoffnung, dass das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation neue Impulse für die weitere Arbeit an diesen Fragen bringt.

Das Festjahr war am Reformationstag eröffnet worden. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

epd