Luthers Leben in Bildern

Sonderschau in Wittenberg zeigt Mythen und Legendenbildung rund um den Reformator

30. August 2016

Martin Luther vor Kaiser Karl dem V - Gemälde von Hermann Freihold Plueddermann
Heldenverehrung: Martin Luther vor dem Kaiser, gemalt von Hermann Freihold Plueddermann im Jahr1864. (Foto:epd-Bild/Steffen Schellhorn)

Luthers Thesenanschlag, Luther auf dem Reichstag in Worms, Luther auf der Wartburg, aber auch seine Eheschließung mit Katharina von Bora und die Familie: Eine Sonderschau im Augusteum in Wittenberg zeigt das Leben Martin Luther in zahlreichen Bildern und Gemälden. Thematisch geordnet erscheinen die wichtigsten Stationen in Luthers Leben, in teilweise sehr unterschiedlichen Darstellungen zu verschiedenen Zeiten.

"Wir sehen eine Biografie in Bildern", sagte der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein. Der Besucher könne sozusagen an Luthers Leben in Bilder vorbeilaufen und dabei auch Neues entdecken. Luthers Leben habe zu jeder Zeit Stoff für eigene Bilder, Legenden und Mythen geboten. Unter den 260 Exponaten sind große Historiengemälde von bedeutsamen Ereignissen wie dem Thesenanschlag oder der Verbrennung der Bannandrohungsbulle, aber auch Grafiken des 16. bis 20. Jahrhunderts.

Viele Exponate erstmals zu sehen

Die Werke reichen von Holzschnitten Ludwig Rabus aus dem Jahr 1557 bis hin zu grafischen Zyklen der Lutherehrung von 1983. Die Schau biete auch die Chance, Schätze aus der Sammlung zu präsentieren, "die wir bislang noch nicht zeigen konnten", sagt Rhein. Laut Kuratorin Jutta Strehle stammen 95 Prozent der Exponate aus dem Lutherhaus, das mit der Eröffnung der Sonderausstellung für wichtige Renovierungsarbeiten erst einmal seine Pforten schließt.

Zahlreiche Exponate aus dem Lutherhaus werden während der Renovierungsarbeiten auch als Leihgaben der Ausstellungsreihe "Here I stand" in den USA präsentiert. Die Wiedereröffnung des Museums ist dann für den 4. März 2017 vorgesehen. Viele Exponate sind erstmals in der Öffentlichkeit ausgestellt, haben für die Schau neue Rahmen und Passepartouts erhalten. Gut die Hälfte der Ausstellungsstücke stamme aus dem Depot, sagte Strehle. Ein Beispiel ist ein großformatiges, buntes Blatt aus dem Jahr 1917 von Arthur Kampf, das den Thesenanschlag thematisiert und einen selbstbewussten Reformator zeigt.

Vom Historienbild zum Comic

Den Auftakt der Schau bildet ein Gemälde eines Historienmalers aus dem 19. Jahrhundert, das die Stiftung vor zwei Jahren aus Privatbesitz erwarb und eine Familienszene mit Katharina von Bora zeigt. Zu den ausgestellten Künstlern in der Schau zählen Adolf von Menzel, Ernst Barlach und Lovis Corinth. Erstmals wird auch der umfangreichste grafische Zyklus zu Luthers Leben von Gustav König von 1851 mit 38 Bildern vollständig gezeigt.

"Man sollte sich für die Ausstellung Zeit nehmen, um die Bilder anzusehen und auch die Bildunterschriften genau zu lesen", empfiehlt Jutta Strehle, die zusammen mit Nadine Willing-Stritzke die Ausstellung kuratiert hat. Einige Exponate wurden mit blauen Passepartouts unterlegt, sie weisen auf besondere Handzeichnungen oder kuriose Darstellungen hin. Ein Beispiel ist die Verbrennung der Bannandrohungsbulle. Willing-Stritzke verweist dabei auf ein kleines französisches Blatt, das Luther zeigt, der auf einem Kahn steht und die Bulle ins Wasser wirft. "Es wurde versucht, Historie zu inszenieren."

Die Darstellungen Luthers sind vielfältig. Neben den Gemälden und Zeichnungen sind unter anderem auch Postkarten, Medaillen, 3D-Modelle oder Luther-Andenken zu sehen. Dazu gehören kleine Schraubtaler aus Holz mit Zeichnungen aus dem 18. Jahrhundert. Eine Besonderheit ist auch die Präsentation von originalen Handzeichnungen der neuen Luther-Geschichten der Comic-Serie "Abrafaxe", die exklusiv in Wittenberg ausgestellt werden und den Bogen bis in die Gegenwart spannen. Ein kleiner Luther-Aufsteller aus dem Comic steht bereits in einem Nebenraum, in den Glasvitrinen daneben lässt sich die Entstehung der Comic-Seiten nachvollziehen. Sie zeigen die Reise der Abrafaxe in die Reformationszeit.

Romy Richter (epd)


Die Ausstellung "Martin Luther. Sein Leben in Bildern" ist im Augusteum, Collegienstraße 54, 06886 Lutherstadt Wittenberg, bis zum 29. Januar zu sehen. Öffnungszeiten: August bis Oktober, Montag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr; November bis Januar, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Einzelticket 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, Gruppenticket (ab 10 Personen) 2 Euro. Informationen unter Telefon 03491/4203118 oder lutherhaus@martinluther.de