Marlehn Thieme ist neue Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats

Juristin und EKD-Ratsmitglied löst CDU-Politiker Polenz ab

8. Juli 2016

Marlehn Thieme, Mitglied des Rates der EKD
Marlehn Thieme ist seit 2003 im Rat der EKD. (Foto:epd-Bild/Norbert Neetz)

Der ZDF-Fernsehrat hat Marlehn Thieme zu seiner neuen Vorsitzenden gewählt. Die 59-Jährige erhielt in geheimer Wahl 36 der 50 abgegebenen Stimmen. Fünf Mitglieder des Aufsichtsgremiums stimmten mit Nein, außerdem gab es neun Enthaltungen. Dem Fernsehrat gehört Thieme als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.

Die gebürtige Lübeckerin ist seit 2003 Mitglied des Rates der EKD. Von 1986 bis 2013 arbeitete die Juristin bei der Deutschen Bank, zuletzt als Direktorin für "Corporate Citizenship". Als Mitarbeitervertreterin saß sie ab 2008 im Aufsichtsrat der Bank.

Zu Thiemes zahlreichen Ehrenämtern gehört seit 2012 der Vorsitz im Rat für Nachhaltige Entwicklung, dem sie seit 2004 angehört und der die Bundesregierung berät. In der renommierten Alfred Toepfer Stiftung ist sie stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates.

"Fehler nicht verschweigen"

Kirchlich engagiert sich das EKD-Ratsmitglied unter anderem als Vorsitzende des Vereins für das Reformationsjubiläum 2017. Seit 2014 gehört sie dem Aufsichtsrat der Bank für Kirche und Diakonie an, dem sie seit 2015 vorsitzt. Im Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer arbeitet sie im Vorstand mit, im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik im Aufsichtsrat.

Thieme wird Nachfolgerin des früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Ruprecht Polenz, der dem Fernsehrat nach 14 Jahren als Vorsitzender nicht mehr angehört. Thieme ist seit 2004 Mitglied im Fernsehrat, sie hatte keinen Gegenkandidaten.

In ihrer Vorstellungsrede sagte die studierte Juristin, die Aufgaben des Aufsichtsgremiums seien "anspruchsvoller denn je". Sie wolle daran mitwirken, das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu stärken. "Vertrauen entsteht, wo Fehler nicht verschwiegen werden", erklärte sie. Das ZDF sei in dieser Hinsicht bereits heute beispielgebend.

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm gratulierte Thieme nach der Wahl: "Ihre Urteilssicherheit und ihre Gabe, in langfristigen Perspektiven zu denken, schätze ich sehr."

Im Mainzer ZDF-Sendezentrum tagte der von 77 auf 60 Mitglieder verkleinerte Fernsehrat erstmals in seiner neuen Zusammensetzung. Das Aufsichtsgremium musste reformiert werden, weil das Bundesverfassungsgericht im März 2014 gefordert hatte, die Quote der Staatsvertreter auf maximal ein Drittel zu reduzieren. Der ZDF-Fernsehrat soll die Interessen der Allgemeinheit gegenüber dem Sender vertreten. Die Mitglieder kontrollieren unter anderem die Einhaltung der Programmgrundsätze, bearbeiten Programmbeschwerden und wählen den Intendanten.

Evangelischer Pressedienst (epd)