Ratsvorsitzender warnt vor "Anbetung der Krise"

Heinrich Bedford-Strohm spricht beim Johannisempfang der EKD in Berlin vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft

24. Juni 2016

Heinrich Bedford-Strohm spricht beim Johannisempfang am 23. Juni 2016 in Berlin
Heinrich Bedford-Strohm setzt auf Zuversicht gegen den Fatalismus. (Foto:ekd/Kerstin Kipp)

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat die aktuelle Krisenrhetorik in Politik und Gesellschaft kritisiert. "Die Anbetung der Krise ist der Götzendienst der Fatalisten. Je mehr Krise, desto besser", sagte der bayerische Landesbischof beim traditionellen Johannisempfang der EKD am Donnerstagabend in Berlin. Das wirke sich auf die gesellschaftliche Gemütslage aus, warnte er.

Auf "Höhenflüge der Krisenbewältigung" folge die Depression angesichts der nächsten Krise, sagte Bedford-Strohm: "Der Götze Krise will bedient werden." Er verwies auf biblische Hoffnungsbilder. Auch der weltanschaulich neutrale Staat brauche vielleicht gerade jetzt Hoffnungsgeschichten, sagte der Repräsentant der Protestanten in Deutschland.

Einsatz für Gerechtigkeit und Solidarität

Bedford-Strom würdigte dabei vor allem die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe: Hunderttausende führten nicht Klage über die hohe Zahl von Flüchtlingen oder befeuerten Ängste, "sondern handeln und verbreiten so Zuversicht anstatt Fatalismus". Das Land habe im vergangenen Jahr seine Kraft gezeigt. "Das darf jetzt niemand kaputt machen", warnte er. Zudem forderte er Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Krisenbewältigung ohne Solidarität sei auf Sand gebaut.

Bedford-Strom redete in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und von Religionsgemeinschaften, die zum Johannisempfang der EKD gekommen waren. Unter den Gästen waren Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann sowie die Vorsitzenden des Zentralrats der Juden und der Muslime in Deutschland, Josef Schuster und Aiman Mazyek. Gekommen waren außerdem Altbundespräsident Horst Köhler und der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD).

Der Johannisempfang in Berlin wird ausgerichtet vom Büro des EKD-Bevollmächtigten bei Bundestag, Bundesregierung und Europäischer Union, Martin Dutzmann. Der Prälat vertritt die Interessen der evangelischen Kirche gegenüber der Politik.

Evangelischer Pressedienst (epd)