Großer Klang in großer Gemeinschaft

Beim 2. Deutschen Evangelischen Posaunentag treffen sich rund 18.000 Bläserinnen und Bläser in Dresden

1. Juni 2016

Bläser beim Posaunentag 2008 in Leipzig
Bläser beim Posaunentag 2008 in Leipzig. (Foto:epd-Bild/Uwe Winkler)

Unter dem Motto "Luft nach oben" bietet der Deutsche Evangelische Posaunentag vom 3. bis 5. Juni in  Dresden ein vielfältiges Programm. Bei Konzerten, Workshops und Gottesdiensten gibt es viele Gelegenheiten zur Begegnung, zum gemeinsamen Musizieren und zum Gotteslob. Ulrich Fischer, der Vorsitzende des Evangelischen Posaunendienstes, spricht über die besondere, Generationen übergreifende Gemeinschaft in der kirchlichen Bläserarbeit.

Wie oft findet ein solcher Posaunentag statt?

Ulrich Fischer: Der erste gesamtdeutsche Evangelische Posaunentag fand 2008 in Leipzig statt. Vereinbarte Rhythmen gibt es nicht.

Was ist das Besondere an dieser Großveranstaltung?

Fischer: Bläserinnen und Bläser, die Woche für Woche in oftmals kleinen Chören üben, können sich hier als große Bläserfamilie erleben. Und solch ein Gemeinschaftserleben ist ungemein motivierend für die alltägliche Arbeit im Posaunenchor. Zum anderen können bei einem solchen Großereignis auch Stücke eingeübt werden, die einzelne Chöre überfordern würden und die ganz neue Klangerlebnisse ermöglichen.

Was erwartet die Besucher in Dresden?

Fischer: Ein Stafettenkonzert, zu dem die einzelnen Landesposaunenwerke jeweils Teile beitragen, eine gemeinsame Motette mit dem Kreuzchor, ein Serenadenkonzert auf beiden Ufern der Elbe, ein hoffentlich wunderbarer Abschlussgottesdienst im Stadion und vieles andere.

Welche Erwartungen haben Sie an den Posaunentag?

Fischer: Vor allem eine Stärkung der Bläserinnen und Bläser für ihren vielfältigen Verkündigungsdienst in den Gemeinden und großartige musikalische Eindrücke in dieser wunderbaren Stadt.

Wer kommt da alles in Dresden zusammen – wer musiziert in Posaunenchören?

Fischer: Mehr als 17.500 Bläserinnen und Bläser aus den landeskirchlichen Posaunenwerken und aus freien Verbänden kommen zusammen, außerdem noch rund 200 ausländische Gäste aus zehn Nationen. Das Besondere an der Posaunenarbeit ist, dass alle Generationen miteinander musizieren, dass die Arbeit in den Posaunenchören Menschen verschiedenster Bildungsschichten miteinander verbindet und dass Menschen unterschiedlichster Frömmigkeit gemeinsam Musik machen – zur eigenen Freude und zur Ehre Gottes.

Die meisten Kirchenchöre haben Nachwuchssorgen. Ist das bei den Bläsergruppen auch so?

Fischer: Der Rückgang in der Posaunenarbeit ist demographisch bedingt, aber längst nicht so gravierend wie bei den Kirchenchören. Dies mag – neben dem intergenerativen Ansatz der Posaunenarbeit – daran liegen, dass in der Posaunenarbeit verschiedenste Musikstile gepflegt werden: Vom Choral über klassische Trompeten- und Posaunenmusik, vom Gospel bis zu sehr attraktiven Neukompositionen, von denen auch einige in Dresden zu hören sein werden.

Wie begeistert man junge Leute für den Posaunenchor?

Fischer: Durch attraktive Musik, durch das Beispiel der Älteren und durch besondere Anreize wie Jugendposaunenchöre und Auswahlensembles.

Woher kommt es eigentlich, dass die Tradition der Posaunenchöre in der evangelischen Kirche so lebendig ist? Was für historische Gründe und Wurzeln gibt es da?

Fischer: Ihre Wurzeln hat die Posaunenarbeit in der Erweckungsbewegung. Sie ist also seit dem 19.Jahrhundert engstens mit dem Pietismus und mit einer bestimmten Form intensiven evangelischen Glaubenslebens verbunden. Posaunenarbeit verstand sich immer als Verkündigungsdienst.

Sie haben die evangelischen Posaunenchöre für das UNESCO-Weltkulturerbe vorgeschlagen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Fischer: Die erste Hürde ist genommen:  Das Land Baden-Württemberg hat den Posaunenchor der Kultusministerkonferenz vorgeschlagen. Sie wird im Sommer über die Aufnahme ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Deutschlands entscheiden.

Interview: Kathrin Althans/Jörg Echtler


Dr. Ulrich Fischer ist seit März 2015 Erster Vorsitzender des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland (EPiD) im Ehrenamt. Von 1998 bis 2014 war der Theologe Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden.