Ort Gottes und der Sehnsucht

Der Himmel hat in der Bibel eine reiche symbolische Bedeutung

7. Mai 2016

Tauben steigen in den Himmel
Tauben steigen über einem irakischen Flüchtlingslager in den Himmel. (Foto:epd-Bild/Sebastian Backhaus)

Der Himmel – unendliche Weiten. Seit Urzeiten beflügelt er die Menschen aller Kulturen zu spirituellen Fantasiereisen. Auch die Menschen der Bibel können sich der reichen Symbolik des Himmels nicht entziehen.

1. Am Anfang:  der Himmel

Eine gleichzeitig banale wie bemerkenswerte Feststellung: Der Himmel ist das erste, was Gott schuf. Die Verfasser der Schöpfungsgeschichte wollten damit klar machen: Den Himmel als Sitz fremder „Götter“ geht aufs Konto des einen biblischen Gottes: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (1. Mose 1,1)

2. Das Himmelszeichen

Medizin für überängstliche Klimakatastrophen-Propheten: So lange es Regenbögen gibt, wird keine neue Sintflut die Erde bedecken – auf ewig. Gott selbst suchte sich dieses wunderschöne  beruhigende Wetterzeichen aus: „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt, der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ (1. Mose 9, 12-17)

3. Das Himmelsbrot

Das Volk Israel murrte sich durch die Wüste – obwohl Mose es gerade eben aus ägyptischer Sklaverei befreit hatte. Um die Hebräer bei Laune zu halten, ließ Gott Manna regnen, es schmeckte „wie Semmel mit Honig“ (2. Mose 16) . Auch Jesus kannte die Geschichte und predigte darüber: „Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt.“ (Johannes 6,31ff).

4. Der feurige Himmelswagen

Die Himmelfahrt Jesu ist nicht einmalig. Tausend Jahre zuvor holte Gott bereits den Propheten Elia zu sich in den Himmel. Die Geschichte liest sich wie feinste Fantasy-Action: Elia schlägt mit seinem Mantel ins Wasser und geht mit seinem Schüler Elisa trockenen Fußes durch den Jordan. Auf einem „feurigen Wagen mit feurigen Rossen“ entschwindet Elia in den Himmel. (2. Könige 2, 1-14)

5. Die Himmelfahrt Jesu

Auf dem Ölberg in Jerusalem bestaunen Pilger und Touristen noch heute einen Stein mit einer Delle: Auf ihm soll Jesus in den Himmel „aufgehoben“ worden sein. Was unglaublich klingt, hat große theologische Bedeutung: Von diesem Zeitpunkt an ist Jesu irdische Mission beendet und er sitzt neben Gott. „Was steht ihr da und seht zum Himmel?“ (Apostelgeschichte 1,6-11)

6. Gott im Himmel  

Gott: ein alter Mann mit weißem Bart, im Himmel sitzend? Dafür ist auch die allzu wörtliche Auslegung des Anfangssatzes des bekanntesten Gebetes der Christenheit verantwortlich. Es beinhaltet auch die Bitte, dass Gottes Wille „im Himmel so auf Erden“ geschehe. (Matthäus 6,9f.)

7. Am Ende: ein neuer Himmel

Eine wahrhaft himmlische Zukunft verheißt der „Seher“ Johannes in seiner Offenbarung: Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden erschaffen, sie werden quasi miteinander verschmelzen, denn Gott wird bei den Menschen wohnen und er wird abwischen alle Tränen: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neuere Erde.“ (Offenbarung 21, 1-7)

Uwe Birnstein (aus evangelisch.de)


Der Himmel ist gleichzeitig Symbol für die Ferne wie für die Nähe Gottes. Nach christlicher Vorstellung ist er Sitz des dreieinigen Gottes (Vater, Sohn, Heiliger Geist); andererseits ist das „Himmelreich“, das Reich Gottes, schon jetzt unter den Menschen angebrochen. Der Theologe Gerhard Ebeling hat diesen schwierigen Sachverhalt so geschildert: »Nicht wo der Himmel ist, ist Gott, sondern wo Gott ist, ist der Himmel.«

Zum Weiterlesen: Margret Roeckner: In allem das Himmelreich entdecken. Claudius Verlag München 2008