Die Abrafaxe zu Besuch bei Martin Luther

Ostdeutsche Comic-Helden erleben Abenteuer auf den Spuren der Reformation

7. April 2016

Cocer des Comics Abrafaxe
Cover eines Abrafax-Comics. (Foto: epd-Bild)

Sie sind Dinosauriern begegnet, trafen die schöne Nofretete im alten Ägypten, den fantastischen Don Quijote in Spanien - und begegnen jetzt auch Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg. Seit vier Jahrzehnten reisen die Abrafaxe durch Raum und Zeit. Die ostdeutschen Comic-Helden bestehen dabei zahlreiche Abenteuer der Weltgeschichte. Anlässlich des bevorstehenden 500. Reformationsjubiläums im nächsten Jahr machen sie nun Halt in Mitteldeutschland – und das gleich mit mehreren Fortsetzungsfolgen.

Zwar haben die seit 1976 monatlich erscheinenden Mosaik-Hefte hin und wieder mal christliche Themen gestreift – etwa wenn die Abrafaxe den Kreuzrittern in die Quere kamen. Seit der März-Ausgabe widmet sich aber erstmals eine ganze Abrafaxe-Serie einer wichtigen Epoche des Christentums.

Wie viel Hefte insgesamt zur Reformation erscheinen sollen, wollen die Mosaik-Macher noch nicht verraten. "Ein genauer Endpunkt ist noch nicht geplant", sagte Herausgeber Klaus. D. Schleiter. Sicher sein dürfte aber, dass die Reformationsserie mindestens bis ins Jahr 2017 hineinreicht. Dabei dürften wichtige Orte in Sachsen-Anhalt aber auch in Thüringen und Sachsen in den nächsten zwölf Folgen auftauchen.

Treffpunkt in Cranachs Malerwerkstatt

Per Zeitsprung werden die drei Abrafaxe – bestehend aus Abrax (blond und kühn), Brabax (rothaarig und intelligent) und Califax (schwarzhaarig und gemütlich) – vom Römischen Reich nach Wimmelburg, einem kleinen Ort bei Eisleben, ins Jahr 1517 versetzt. Dort treffen sie auf einen Mönch in schwarzer Kutte, der mit Glöckchenklingeln die Menschen von allen Leiden heilen will. "Gezeigt werden auch die Fehlentwicklungen der katholischen Kirche und warum Luther das tun musste, was er tat", erläutert Mosaik-Sprecher Robert Löffler den Einstieg in die neue Serie.

Von Wimmelburg geht es für die Abrafaxe weiter nach Mansfeld und Wittenberg, wo sie auf Martin Luther treffen. In Mitteldeutschland kreuzt ihr Weg aber auch den des Humanisten und Theologen Philipp Melanchthon (1497-1560), des Reformators und Historikers Georg Spalatin (1484-1545) sowie des Dominikanermönchs und Ablassverkäufers Johann Tetzel (1465-1519). Die Werkstatt des Reformationsmalers Lucas Cranach (1472-1553) wird zum Szenetreff sowie Dreh- und Angelpunkt für die Abenteuer der drei Abrafaxe.

Die Wahrheit über den Anschlag

Mit trockener kirchengeschichtlicher Kost brauchen die Leser nicht zu rechnen. Wie immer bei den Abrafaxen sei es Ziel, im Comic Geschichte spannend und unterhaltsam für Kinder und Erwachsene zu erzählen, sagt Autor Jens Uwe Schubert. Reformator Luther sei nicht die Hauptfigur. "Wir werden aber die Wahrheit erzählen, nämlich wer die Thesen an die Schlosskirche geschlagen hat", kündigt Schubert augenzwinkernd an. Das sei nämlich gar nicht Luther gewesen, sondern eine Figur mit roten Haaren.

Die eine oder andere geschichtlichen Tatsache mag von den Comic-Helden neu interpretiert werden – dennoch haben sich die Macher für die Mosaik-Folgen kompetenten Sachverstand zur Seite geholt. Beraten wurden sie etwa durch die Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017" in Wittenberg. "Wir haben den Künstlern zum Beispiel erklärt, wann sich Luther mit H und wann ohne H geschrieben hat", sagt Geschäftsführerin Astrid Mühlmann. 

Die Mosaik-Hefte gelten als längster Fortsetzungs-Comic der Welt – so steht es zumindest im Guinness-Buch der Rekorde. Mit der Reformationsserie ab Heft 483 rechnen die Macher mit einer höheren Nachfrage, vor allem in Mitteldeutschland. Doch gut ein Drittel der Mosaik-Leser lebe in den westdeutschen Bundesländern, sagt Herausgeber Schleiter. Und eigens für die Reformationsserie solle die Druckauflage des Kult-Comics von rund 110.000 auf 130.000 Exemplare erhöht werden.

Christine Xuân Müller (epd)