Bibel verstehen

Christoph Rösel, Generalsekretär der Bibelgesellschaft, im Interview über die geplante zweisprachige Ausgabe des Lukasevangeliums

19. Februar 2016

Ausschnitt aus dem Lukasevangelium
Ausschnitt aus dem Lukasevangelim in einer Bibel. (Foto: epd-bild/Norbert Neetz)

Im Herbst 2015 startete die Deutsche Bibelgesellschaft ihre Aktion "1000 Bibeln für Flüchtlinge" und stieß damit auf großes Interesse. Am Ende konnte die Gesellschaft sogar rund 1800 Flüchtlingen den Wunsch nach einer eigenen Bibel erfüllen. Es gab Ausgaben in Tigrigna, Albanisch, Persisch, Serbisch und Urdu. Besonders gefragt war neben der englischen die arabische Übersetzung. Da die kostenlose Verteilung, finanziert aus Spendengeldern, inzwischen abgeschlossen ist, hat sich die Bibelgesellschaft entschlossen, eine zweisprachige Ausgabe des Lukasevangeliums herauszugeben, die den deutschen und den arabischen Text kombiniert.

Herr Rösel, warum eine zweisprachige Ausgabe?

Christoph Rösel: Bei unserer Aktion "1000 Bibeln für Flüchtlinge" war Arabisch die Sprache, die mit gut 36 Prozent am meisten nachgefragt wurde. Mit der zweisprachigen Ausgabe sollen noch mehr Menschen auch hier in Deutschland zumindest einen Teil der Bibel in ihrer Muttersprache lesen können. Zugleich bietet ihnen diese Ausgabe die Möglichkeit, die Sprache ihres Gastlandes kennen zu lernen. Wir hoffen, dass das auch für deutschsprechende Christen die Begegnung über die Sprachgrenzen hinweg erleichtert.

Müssen Sie neu übersetzen oder greifen Sie auf vorhandenes Material zurück?

Rösel: Es gibt bereits jeweils eine Reihe guter Bibelübersetzungen. Für das Arabische haben wir die Ausgabe „Good News Arabic“ gewählt, die von unserer Schwesterbibelgesellschaft im Libanon verantwortet wird. Der deutsche Text folgt der BasisBibel. Diese innovative Übersetzung der Deutschen Bibelgesellschaft ist gut verständlich und zeichnet sich durch eine besondere Lesefreundlichkeit aus.

Wann wird die neue Bibelausgabe erscheinen und zu welchem Preis ist sie erhältlich?

Rösel: Die zweisprachige Ausgabe des Lukasevangeliums erscheint zwischen Mitte März und Anfang April. Der Preis liegt bei 3,80 Euro. Entscheidend sind jedoch die Staffelpreise: 5 Exemplare kosten 15 Euro. Und ein 50er-Paket für Gemeinden gibt es bereits für 75 Euro.

Wird es auch eine elektronische beziehungsweise eine App-Version geben?

Rösel: Die BasisBibel-App zum Lukasevangelium gibt es bereits jetzt kostenlos und auch der arabische Bibeltext steht im Internet zur Verfügung. Weitere elektronische zweisprachige Ausgaben sind nicht geplant.

Gibt es die Möglichkeit, Bibeln zu sponsern – für Menschen, die es sich nicht leisten können, eine zu kaufen?

Rösel: Durch die Staffelpreise sind diese Evangelien sehr erschwinglich. Das wird auch durch Fördermittel der badischen und der westfälischen Landeskirche ermöglicht, die uns dabei dankenswerterweise unterstützen. Wer dieses und weitere zweisprachige Projekte selbst direkt unterstützen will, kann das auch durch eine Spende an die Deutsche Bibelgesellschaft tun. Das ist ein wichtiger Beitrag um weitere Schritte auf diesem Weg gehen zu können.

Interview: Jörg Echtler (ekd.de)


Dr. Christoph Rösel, geboren 1964 in Rockenhausen (Pfalz), ist habilitierter Theologe und lehrte an der Hochschule Tabor und der Philipps-Universität Marburg. Seit März 2014 ist er Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart.