Deutsch lernen mit dem Smartphone

Die Diakonie bietet eine kostenlose App für Flüchtlinge an

22. Januar 2016

Flüchtlinge aus Eritrea beim Sprachkurs
Männer aus Eritrea beim Sprachkurs - doch nicht nur Bücher helfen beim Deutschlernen. (Foto:epd-Bild/Heike Lyding)

Die Sprache steht am Anfang, wenn es darum geht, sich in einem fremden Land zurecht zu finden. Flüchtlinge mögen wenig besitzen, wenn sie nach Deutschland kommen – ein Smartphone haben doch die meisten von ihnen. Warum also nicht mit dessen Hilfe Deutsch lernen? Eine neue Sprachlern-App speziell für Flüchtlinge bietet die Diakonie Niedersachsen zusammen mit dem Starnberger Goethe Verlag an. Bis zu 800 häufig benutzte Vokabeln kann die Anwendung in 52 Sprachen übersetzen – und ermöglicht den Neuankömmlingen so, selbstständig Deutsch zu üben.

Die App will die am häufigsten gebrauchten Vokabeln der deutschen Sprache vermitteln – rasch und mit Beispielen aus dem Alltag. Auch spielerische Elemente wie Lückentests und das Zuordnen von Wörtern zu Bildern sind enthalten. Das System baut auf ein ursprünglich kostenpflichtiges Lernprogramm auf. Der Goethe Verlag hat es für die Flüchtlinge gespendet, die Diakonie investierte noch einmal 13.000 Euro und ließ das Programm um zwei Sprachen – das in Eritrea gebräuchliche Tigrinya und Paschtu, das unter anderem in Afghanistan gesprochen wird – erweitern. Die App läuft auf allen Android-Handys – nach Erhebungen der Diakonie werden solche von 80 Prozent der Flüchtlinge benutzt. Sie kann kostenlos heruntergeladen werden und funktioniert dann auch ohne Internetzugang. Für Sprachlehrer in der Flüchtlingshilfe sind die Materialien auch als Buch erhältlich.

Verbreitung erwünscht

Bereits kurz nach dem Start des Angebots im Dezember heimste die App gute Bewertungen ein. "Im Play-Store von Google gab es 4,6 von 5 Sternen“, freut sich Willi Schönamsgruber, Pressereferent der Diakonie Niedersachsen. Man habe länger überlegt, welches Angebot am sinnvollsten wäre. Schließlich habe man nach Kooperationspartnern gesucht – "und da trat der Verlag direkt an uns heran“. Der verkündet: "Kostenloses Lernen ist ein Menschenrecht!" Geld verdienen wolle man zukünftig weniger mit den Lerninhalten selbst als mit Serviceangeboten rund ums Thema Sprachen, verrät Verleger Johannes Schumann.

In den sozialen Netzwerken, auf Plakaten und Flyern wirbt die Diakonie für ihr Angebot. Dort ist auch ein QR-Code zu finden, mit denen sich die App direkt aufs Handy laden lässt. Ausgehend von den großen Aufnahmelagern in Friedland und Bramsche wünscht sich die Diakonie Niedersachsen eine möglichst weite Verbreitung. "Wir haben die Materialien allen Landesverbänden der Diakonie zur Verfügung gestellt“, sagt Schönamsgruber. "Und auch die Kollegen in Österreich werben schon dafür.“

Jörg Echtler


Die App mit dem Namen "German for refugees" ist mit dem Symbol einer roten Sprechblase und der Zahl 50 im Google Play Store zu finden. Außerdem kann die App über einen QR-Code auf den Flugblättern zur Aktion heruntergeladen werden. Für das iPhone gibt es die App nicht.

Einen elementaren Einstieg in die deutsche Sprache mit elektronischer Hilfe hält auch das Label „welcomegrooves“ bereit. Die kurzen Lektionen im MP3-Format sind eine ehrenamtliche Gemeinschaftsproduktion und nach Bereichen des Alltagslebens sortiert (Willkommen, Woher kommst du?, Essen und Trinken, Zahlen etc.). Dateien und zugehörige Texte als PDF-Dokumente können direkt und kostenlos heruntergeladen werden. Kostenlose Sprachlern-Apps für Smartphones finden sich auch unter der Adresse www.ich-will-deutsch-lernen.de. Dieses offene Lernportal wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Volkshochschulverband unterstützt. Die Seite zum-willkommen.de bietet auch eine Vokabel-App für Kinder und einen Materialpool für Lehrer an. Webinare für ehrenamtliche Deutschlehrer finden sich außerdem beim Goethe-Institut, zusammen mit kostenlosen Sprachlernprogrammen für Flüchtlinge.