Schluss mit Kohle, grünes Licht für Erneuerbare Energien

Kirche und Politik dringen auf zügige Umsetzung des Weltklimavertrags und setzen auf Impulse für die Wirtschaft

15. Dezember 2015

Hochspannungmasten im Abendlicht
Die Stromerzeugung ist ein entscheidender Faktor für den Klimaschutz. Nach dem Pariser Klimaabkommen hat die Kohle und Öl basierte Energiegewinnung keine Zukunft mehr. (Foto: epd-Bild/Jens Schulze)

Hannover (epd). Der Pariser Klimagipfel hat nach Auffassung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, Impulse für die Wirtschaft gesetzt. "Alle wissen nun, dass eine auf Kohle und Öl basierte Energiegewinnung kein Weg der Zukunft ist", sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd) am 14. Dezember.

Er erwarte, dass für die Weltwirtschaft eine grundlegende Änderung der Investitionsentscheidungen erfolgt, sagte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. "Es ist eine Verlässlichkeit für Investoren da. Sie wissen, wenn wir zukunftsfähig investieren wollen, müssen wir uns von umweltzerstörerischer Energieproduktion abwenden." Große Chancen räumt Bedford-Strohm der Elektromobilität ein. Dort habe Deutschland noch aufzuholen.

Keine Alternative zum schrittweisen Ausstieg aus der Kohle

Zu einem schrittweisen Ausstieg aus der Kohle gebe es keine Alternative. Für einen bevorstehenden Strukturwandel in den Kohlerevieren sollen den dort arbeitenden Menschen neue Beschäftigungschancen gegeben werden, forderte der EKD-Ratsvorsitzende. Die Sorge der Menschen um ihren Arbeitsplatz müsse dabei ernst genommen werden.

Bedford-Strohm sieht durch die Pariser Beschlüsse den deutschen Weg der Energiewende bestätigt. Auch die Kirchen hätten in den vergangenen Jahrzehnten diese Richtungsentscheidung gefordert. "Das ist etwas, wovon Menschen vor 20 Jahren geträumt haben, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eingesetzt haben" sagte der Theologieprofessor. Das Ergebnis des Gipfels sei ein klares Mandat, dass die Ziele umgesetzt werden. Es erhöht sich der Druck auf die Bundesregierung und die Länder, dieses Ziel umzusetzen.

Das Abkommen allein ist keine Garantie für eine bessere Welt

Auch der Ökumenische Rat der Kirchen hat nach der Einigung in Paris eine genaue Umsetzung des Weltklimavertrages gefordert. Die Kirchen müssten Druck ausüben, damit Politiker die gefährdete Schöpfung tatsächlich schützten, forderte der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, in Genf. Das Abkommen allein sei keine Garantie für eine bessere Welt.

Der Generalsekretär des Dachverbandes von knapp 350 Mitgliedskirchen äußerte die Hoffnung, dass die Vereinbarung eine große Welle von Investitionen in nachhaltige Technologien zur Energiegewinnung zur Folge haben werde. Zudem lobte der norwegische Lutheraner, dass die Bedürfnisse armer Staaten, die besonders von extremen Wettersituationen heimgesucht werden, in dem Abkommen berücksichtigt worden seien.

In der globalen Bewegung für Klimaschutz engagieren sich Kirchen seit Jahren

Auch der Lutherische Weltbund (LWB) mit 145 Kirchen lobte den neuen Klimavertrag. Ohne das aktive Engagement vieler Bürger rund um den Globus wäre das Abkommen nicht zustande gekommen, erklärte der Generalsekretär des LWB, Martin Junge. In der globalen Bewegung für den Klimaschutz engagieren sich die Kirchen seit Jahren.

Nach den Worten von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) muss der Vertrag nun zügig umgesetzt werden. Das Abkommen sei der "feste Ausgangspunkt", auf dem die Staatengemeinschaft aufbauen müsse, um tatsächlich dem Klimawandel zu begegnen, sagte Hendricks in Berlin. Auch Deutschland werde seinen Beitrag leisten.

Das Bundesregierung sei derzeit dabei, einen Klimaschutzplan 2050 zu erarbeiten, der noch vor der Sommerpause 2016 vom Kabinett beschlossen werden soll. Es brauche bis zur Mitte dieses Jahrhunderts konkrete Schritte zur CO2-Reduzierung bis hin zur vollständigen Dekarbonisierung, also "keine Energiegewinnung aus Kohle, Gas und Öl", sagte Hendricks.

Abkommen als einen "Auftrag an die deutsche Wirtschaft wahrnehmen"

Die Sprecherin für Klimapolitik der Grünenfraktion, Annalena Baerbock, appellierte an den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und den deutschen Industrie- und Handelstag, das Abkommen als einen "Auftrag an die deutsche Wirtschaft wahrzunehmen". Viele Länder zögen beim Ausbau Erneuerbarer Energien bereits an Deutschland vorbei. Dies schade der Wettbewerbsfähigkeit, sagte Baerbock.

Der BDI warnte hingegen nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens vor übereilten Schritten. "Es ist jetzt nicht die Zeit, überstürzt über neue EU- geschweige denn nationale Ziele, nachzudenken", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo. Deutschland dürfe sich nicht vom Vorreiter zum Einsiedler in der Klimapolitik entwickeln.

Eva Bulling-Schröter, Sprecherin für Energie und Klima der Linken im Bundestag, betonte demgegenüber, ein Ausstieg aus der Kohlestromversorgung könne in Deutschland schon bis 2035 gelingen. Dies zeigten mehrere Studien. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz, Greenpeace sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) drängen auf einen zügigen Ausstieg aus der Kohle. Greenpeace-Energieexperte Karsten Schmid sagte, nötig sei ein Kohleausstiegsgesetz, "das bis 2030 Schluss macht mit der Braunkohle und spätestens bis 2040 das letzte Kohlekraftwerk abschaltet". Der BBU forderte, ein umfassender Klimaschutz müsse die Verkehrströme nachdrücklich reduzieren.

Den öffentlichen Druck hoch halten

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) äußerte nach dem Klimagipfel große Hoffungen in eine Begrenzung der Erderwärmung. Zu kritisieren seien jedoch die freiwilligen nationalen Klimaziele, hieß es. Sie reichten bei weitem nicht aus, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Entsprechend hoch müsse der öffentliche Druck gehalten werden, damit wirksame Maßnahmen ergriffen würden.

Delegierte aus 195 Ländern hatten am 13. Dezember in Paris ein neues globales Klimaschutzabkommen beschlossen. Der Vertrag verpflichtet erstmals alle Länder zum Klimaschutz und tritt 2020 in Kraft. Er sieht unter anderem vor, die Erderwärmung auf 1,5 bis zwei Grad zu begrenzen und die Netto-Emissionen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf null zu senken.

epd