"Es geht darum, die Zukunft der Menschheit zu sichern"

Entscheidende Verhandlungen beim Weltklimagipfel in Paris

8. Dezember 2015

Weltkugel im gepolsterten Karton
"Fragile" – zerbrechlich ist das Leben auf der Erde. Der Weltklimagipfel in Paris soll einen vorsichtigen Umgang mit dem Planeten sichern. (Foto: epd-Bild/Simon Belcher)

Paris (epd). Beim Weltklimagipfel in Paris rückt die heiße Phase näher: Zum Auftakt der entscheidenden Woche setzte Konferenz-Präsident Laurent Fabius am 7. Dezember 14 Moderatoren ein, die Kompromisse in den verschiedenen Verhandlungsfeldern ausloten sollen. Deutschland bekräftigte derweil seine Unterstützung für die kleinen Inselstaaten. Im angestrebten Klimavertrag solle neben der Festlegung des Zwei-Grad-Ziels auch die Forderung der Inseln erwähnt werden, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD).

Am 7. Dezember starteten offiziell die Gespräche auf Ministerebene. Als einer der Moderatoren wurde der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth eingesetzt. Er vermittelt im hochumstrittenen Bereich der Klimaschutz-Finanzierung. Hendricks verhandelt im Auftrag der EU über die Frage, wie die Pflichten der Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer sich unterscheiden sollen.

"Allianz für ein ambitionierte Ergebnis"

Zur angestrebten Erwähnung des 1,5-Grad-Ziels sagte Hendricks, diese Position finde bei der UN-Konferenz zunehmend Unterstützung. Auch China und USA hätten dafür Offenheit gezeigt. "Da kriegen wir jetzt Drive rein", erklärte die Ministerin. Es gehe darum, "eine Allianz für ein ambitionierte Ergebnis" aufzubauen. Der US-Klimabeauftragte Todd Stern erläuterte: "Es ist klar: Zwei Grad bleiben das Ziel. Aber wir wollen für den Vertrag eine Formulierung finden, die auch auf die 1,5-Grad-Marke Bezug nimmt." Zu den Inselstaaten, die durch den Meeresspiegelanstieg besonders bedroht sind, zählen Pazifik-Länder wie Tuvalu und Kiribati.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Minister zur Einigung auf. "Die Augen der Welt sind auf Sie gerichtet", sagte er in einer Rede im Plenum. Es gehe darum, die Zukunft der Menschheit zu sichern. Die Beratungen der Staatenvertreter könnten dazu beitragen, eine "Revolution der erneuerbaren Energien auszulösen". Der EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete erklärte, die nächsten Tage "werden über die kommenden Jahrzehnte des Planeten entscheiden".

Erstmals alle Staaten zum Klimaschutz verpflichten

Fabius kündigte für den 9. Dezember einen neuen Vertragsentwurf an, in dem sich politische Fortschritte widerspiegeln sollen. In der ersten Woche waren auf Beamtenebene nur Verbesserungen der Text-Struktur erzielt worden. Ende der Woche soll das globale Abkommen stehen, das erstmals alle Staaten zum Klimaschutz verpflichtet. National verbindliche Ziele zur Minderung des Kohlendioxids, wie sie das 2020 auslaufende Kyoto-Protokoll für die Industriestaaten vorsieht, soll es in dem neuen Vertrag indes nicht geben.

Gerungen wird aber um einen Mechanismus zur regelmäßigen Überprüfung und Nachbesserung staatlicher Klimaschutz-Pläne. "Es kristallisiert sich dabei heraus, dass der erste Überprüfungsprozess 2021 stattfinden könnte", sagte Hendricks. Die EU plädiert für eine Revision im Fünf-Jahres-Rhythmus. Gestritten wird auch um vergleichbare Berichtspflichten für alle Staaten und die Frage, wie der Klima-Schutz und die Anpassung an den Temperaturanstieg in armen Staaten finanziert werden soll.

Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika

Eine Gruppe Industrieländer kündigte auf dem Gipfel weitere Unterstützung für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Afrika an. Nachdem Deutschland und Frankreich dafür in der vergangenen Woche fünf Milliarden Euro bis 2020 versprochen hatten, stockten Schweden, die USA, Großbritannien, Kanada, Japan, Italien und die EU-Kommission nun die Summe auf zehn Milliarden Dollar (9,2 Milliarden Euro) auf.

"Afrika hat einen großen Energiehunger", sagte Hendricks. "Wir müssen jetzt verhindern, das dieser Hunger mit Kohle, Öl und Gas gestillt wird." Erneuerbare Energien seien die beste Lösung. Den Angaben zufolge haben rund 600 Millionen Menschen in Afrika keinen Zugang zu Strom.

epd