Die EKD sieht einen Syrien-Einsatz der Bundeswehr skeptisch

Zweifel an Mandat und Erfolgsaussichten eines Militäreinsatzes

4. Dezember 2015

Detail Maschinengewehr
Kann ein bewaffneter Einsatz zu einem gerechten Frieden beitragen? Die militärischen Mittel bleiben umstritten. (Fotot: epd-Bild/Stefan Trappe)

Berlin (epd). Die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) steht einem Bundeswehreinsatz gegen die Terrormiliz IS skeptisch gegenüber. Ihr Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm warnte am 3. Dezember davor, den Möglichkeiten von Kriegseinsätzen zu viel zuzutrauen. "Wenn ich davon überzeugt wäre, dass diese Maßnahmen in Syrien und Irak die Waffen von Bürgerkriegsparteien und IS-Mörderbanden zum Schweigen bringen und den Nährboden des Terrorismus austrocknen könnten, dann würde ich sie befürworten", sagte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern bei einer EKD-Veranstaltung in Berlin. Der Syrien-Einsatz ist in der evangelischen Kirche umstritten.

Alle nicht-militärischen Mittel zur Bekämpfung des IS ausschöpfen

Bedford-Strohm verwies auf ein fehlendes klares UN-Mandat. Er stellte in Frage, ob alle nicht-militärischen Mittel zur Bekämpfung des IS ausgeschöpft worden seien. Konkret nannte er einen Stopp der Finanzierungsströme sowie die Unterbindung von Waffennachschub. Zudem mahnte er ein Konzept für die Zeit nach einem möglichen Kriegserfolg an.

Auch andere evangelische Kirchenrepräsentanten hatten sich bereits kritisch zum Syrien-Einsatz der Bundeswehr geäußert. Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche Hannovers, Ralf Meister, hält die deutsche Beteiligung am Einsatz gegen die Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS) für falsch. Er sehe die Entscheidung "mit großer Skepsis", sagte der evangelische Theologe im Radiosender NDR 1 Niedersachsen. Eine militärische Auseinandersetzung sei eines der Hauptziele der Terroristen. "Die Provokation läuft direkt darauf hinaus, dass es einen militärischen Kampf gibt, der an vielen Stellen in der Welt neue Terroristen gebiert", sagte Meister.

Grundsätze evangelischer Friedensethik

Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms hatte bereits am 2. Dezember vor einem Einsatz der Bundeswehr in Syrien gewarnt. Nach den Grundsätzen evangelischer Friedensethik müsse für einen militärischen Einsatz als äußerstes Mittel einer rechtserhaltenden Gewalt zwingend ein Mandat des UN-Sicherheitsrates vorliegen, hatte er gesagt.

Der reformierte Kirchenpräsident, Martin Heimbucher, bezeichnete dagegen einen deutschen Militäreinsatz in Syrien am 3. Dezember als "christlich verantwortbare Position". Gleichzeitig müsse jedoch mit allen politischen und zivilen Mitteln an einem gerechten Frieden gearbeitet werden, sagte der leitende Theologe der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Dem Rad in die Speichen fallen"

Heimbucher sagte, das Kabinett habe den IS als "Bedrohung des Weltfriedens" eingeordnet und das mit der extremistisch-salafistischen Gewaltideologie und terroristischen Handlungen begründet: "Nach allem, was wir wissen, müssen wir uns auch als Christen dieser Einschätzung anschließen." Mit Blick auf Erfahrungen mit dem totalitären NS-Staat wandte er sich gegen ein "Gewährenlassen" von Terroristen: "Nötigenfalls müssen wir auch dem Rad in die Speichen fallen", sagte er.

Zugleich appellierte Heimbucher an die Bundesregierung, ein Mehrfaches dessen, was für den Militäreinsatz ausgegeben werde, für die Förderung der politischen Gespräche und für die Hilfe der vor dem Krieg fliehenden Menschen auch in der Region bereitzustellen. Darin sei er sich mit dem EKD-Friedensbeauftragten Brahms einig, sagte er. 

epd