Den Weg fortsetzen

Klimapilger sind geschockt durch die Anschläge, lassen sich aber nicht beirren

27. November 2015

Klimapilger unterwegs in Frankreich
Klimapilger unterwegs in Frankreich. (Foto: privat/Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit)

Die Terroranschläge in Paris haben auch die Klimapilger schockiert und die Planungen für das Finale ziemlich durcheinander gebracht. Die große Demonstration in der französischen Hauptstadt, die am Sonntag vorgesehen war und bei der auch die Petitionen übergeben werden sollten, ist abgesagt – wie derzeit alle Versammlungen unter freiem Himmel.

Einige Pilgerinnen und Pilger haben nach Angaben der Organisatoren vom Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit ihre Teilnahme abgebrochen oder eine geplante Reise nach Paris storniert. Andere setzen den Weg bis zum Ende fort, um "auch unter dem dunklen Schatten der Attentate ein Zeichen für ein gerechtes Abkommen bei der Weltklimakonferenz", die am Montag beginnt, zu setzen.

"Die Menschheit muss zusammenrücken"

Andreas Kulle aus Bielefeld hat mit einer Gruppe von etwa 40 Personen am Freitag Paris erreicht. Die Nachricht von den Anschlägen habe sie vor zwei Wochen wie alle anderen völlig unerwartet getroffen. "Morgens beim Wecken wurde es uns mitgeteilt von einem Mitpilger. Sicherlich waren wir schockiert darüber." Schnell sei aber auch klar gewesen, auf jeden Fall weiterzulaufen. "Wir lassen und nicht durch einen barbarischen Akt von dem abbringen, was wir uns vorgenommen haben", sagte Kulle. "Ein Zeichen zu setzen dafür, dass die Menschheit zusammenrücken muss." Unterstützung hätten die Pilger auch von ihren französischen Gastgebern erfahren. "Sie waren sehr glücklich darüber, dass wir aus Deutschland trotz alledem den Weg weiterlaufen und nicht abbrechen."

Übergabe der Petitionen

Den Sonntag will Andreas Kulle dazu nutzen, sich die Stadt anzusehen, ehe er am Montag zurück nach Deutschland fährt. Dabei sein will er am Samstagmittag bei der Übergabe der Petitionen an Danielle Violetti, Stabschef des UN-Weltklimasekretariats, Ségolène Royale, die französische Umweltministerin, und Nicolas Hulot, Berater von Staatspräsident Francois Hollande. Zu diesem Höhe- und Schlusspunkt des Pilgerweges werden auch zahlreiche Kirchenvertreter erwartet – darunter die Schirmherren des Pilgerwegs, Erzbischof Ludwig Schick, Präses Annette Kurschus, Karin Kortmann, die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, sowie EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.

Der Tag beginnt mit einem interreligiösen Gebet in der Basilika Saint-Denis. Am Freitagnachmittag wurden die angekommenen Pilger in einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche Les Billettes empfangen. Der Klimawandel sei nicht nur ein chemisch-physikalisches oder wirtschaftliches, sondern auch „ein zutiefst menschliches und darin ein zutiefst geistliches Problem“, sagte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, in ihrer Predigt. Gier, Bequemlichkeit, Eigeninteresse, schwache Willenskraft und lähmende Angst vor Veränderung hätten bisher ein Umsteuern verhindert. Doch die bewegende Kraft Gottes, auf die Christen vertrauen, mache immer neu lebendig – „zu verrückter Hoffnung und tatkräftigem Vertrauen, zum mutigen Gebet, zu mutigen Taten und langen Wegen“. Die anwesenden Pilger und Aktivisten ermutigte Kurschus, „allen Unverantwortlichen und Schwarzmalern und Angstmachern zum Trotz“ ihren Weg fortzusetzen.

ekd.de/evangelisch.de