"Riesiger Rückenwind": Heinrich Bedford-Strohm als Ratsvorsitzender wiedergewählt

Stellvertretende Ratsvorsitzende ist Präses Annette Kurschus

11. November 2015

EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm und Stellvertreterin Annette Kurschus
Das neue Führungsteam der Evangelischen Kirche in Deutschland: Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm und seine Stellvertreterin Annette Kurschus. (Foto: epd-Bild/Hanno Gutmann)

Bremen (epd). Heinrich Bedford-Strohm bleibt Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der 55-jährige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wurde bei der Synodentagung in Bremen als oberster Repräsentant der 22,5 Millionen deutschen Protestanten mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt. Zur Stellvertreterin wurde die 52 Jahre alte Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, gewählt.

Bedford-Strohm erhielt 124 von 125 abgegebenen Stimmen. Es gab eine Nein-Stimme. Der lutherische Theologe dankte sichtlich bewegt für die Zustimmung. Er sei "völlig überwältigt" von dem Wahlergebnis, das ihm "riesigen Rückenwind" für die anstehenden Aufgaben gebe.

Nach der Wiederwahl kamen zahlreiche Glückwünsche. Bundespräsident Joachim Gauck schrieb in seiner Gratulation an den Ratsvorsitzenden, das Wahlergebnis "macht deutlich, wie sehr die Synode Ihre bisherige Amtsführung schätzt". Er wünschte "Geschick und Gottes Segen".

Glückwünsche aus Kirche und Politik

Für die katholische Kirche gratulierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zur Wahl. Er freue sich, wenn er sich weiter mit Bedford-Strohm in der Öffentlichkeit zu Wort meldet, "ob gelegen oder ungelegen". Mehr als je zuvor werde es "notwendig sein, dass die Kirchen gemeinsam ihre Position nach außen vertreten", hieß es in einem Glückwunschschreiben. Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, wünschte für die neuen Aufgaben "Gottes Segen, Kraft und Freude". Er freue sich auf die weitere Zusammenarbeit und fühle sich mit Bedford-Strohm gerade im ökumenisch-sozialethischen Dialog "eng verbunden", schrieb der Präsident des Dachverbandes der katholischen Laienbewegung. 

Von politischer Seite dankte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel Heinrich Bedford-Strohm für dessen "klare Worte der Zuversicht" und sein "Eintreten für gegenseitigen Respekt und Offenheit". An den wiedergewählten Ratsvorsitzenden schrieb Gabriel: "Sie verstehen es in herausragender Weise, Ihren evangelischen Glauben mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden." Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, dankte Bedford-Strohm für dessen "klare Absage an jeglichen Rassismus, an Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus". Die evangelische Kirche stehe für eine gerechte Gesellschaft, ihre Stimme werde auch in Zukunft Gewicht haben. Das Reformationsjubiläum 2017 solle als "gesamtgesellschaftliches Ereignis" begangen werden.

"Profilierter Theologe und Sozialethiker"

Der Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen für Religionspolitik, Volker Beck, bezeichnete Bedford-Strohm als einen "profilierten Theologen und Sozialethiker". Mit seiner Stimme erinnere er in gesellschaftlichen Debatten immer wieder an den Wert der Nächstenliebe.

Bedford-Strohm ist seit 2011 Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Den Ratsvorsitz hatte er im vergangenen Jahr übernommen, nachdem Nikolaus Schneider wegen einer Erkrankung seiner Frau Anne zurückgetreten war. Nun wurde Bedford-Strohm turnusgemäß für sechs Jahre gewählt.

Der eloquente Theologe hatte sich in den zurückliegenden zwölf Monaten immer wieder in öffentliche Debatten eingemischt. Am 8. November in seinem Bericht an die Synode forderte er energisch eine humane Flüchtlingspolitik. Er lobte ausdrücklich den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der Europäischen Union indes warf er Versagen vor und warnte vor einer Abschottung des Kontinents gegenüber Flüchtlingen.

Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Kurschus, war am 10. November erstmals in den Rat der EKD gewählt worden. Bei der Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden erhielt sie am Mittwoch 118 von 125 Stimmen. Es gab eine Nein-Stimme und sechs Enthaltungen. Das "eindeutige Ergebnis" stärke ihr den Rücken, sagte die reformierte Theologin.

Nächste Synodentagung in Magdeburg

Vor Bedford-Strohm und Kurschus warten zahlreiche Aufgaben. Zum einen gilt es, auf den anhaltenden Mitgliederrückgang in der evangelischen Kirche zu reagieren, der in den nächsten Jahren auch zu sinkenden Steuereinnahmen führen wird. Zum anderen blicken die Protestanten auf das 500. Reformationsjubiläum in zwei Jahren voraus. Das Jubiläum geht zurück auf die Veröffentlichung der 95 Thesen durch Martin Luther im Jahr 1517, die als Ausgangspunkt für die weltweite Reformation gilt.

Synodenpräses Irmgard Schwaetzer, die das Kirchenparlament leitet, würdigte die Zusammensetzung des neuen EKD-Rats, dem neben fünf leitenden Geistlichen weitere Theologen und Laien angehören. Alle seien "starke Persönlichkeiten", sagte sie in Bremen. Zum Abschluss der Synodentagung sollte der neue Rat in einem Gottesdienst eingeführt werden. Die nächste Synodentagung wird im November 2016 in Magdeburg stattfinden. Als Schwerpunktthema soll die Solidarität in Europa auf der Tagesordnung stehen.

epd/ekd.de