Moderieren und Position beziehen
Von Heinemann bis Schwaetzer – die Präsides der EKD-Synode haben vielfältige Qualitäten bewiesen
5. November 2015
Als ehemalige Bundesbauministerin kennt Irmgard Schwaetzer das politische Geschäft. Dazu gehört auch das Setzen von Statements. Im Vorfeld der Herbstsynode der EKD stellte sich die Präses hinter die Linie der Bundeskanzlerin in der Flüchtlingspolitik. Deutschland müsse die Grenzen offenhalten, sagte Schwaetzer, die für die FDP 22 Jahre lang im Bundestag saß. Sie drängte die Politik aber auch, endlich zu praktischen Lösungen zu kommen. Hier könne man momentan eher ernüchtert sein, so Schwaetzer.
Bewegter Werdegang
Der Jurist Heinemann, der ab 1933 Mitglied der Bekennenden Kirche war, gehörte nach Kriegsende zu den prägenden Figuren im Protestantismus und der Innenpolitik. Sein Werdegang war bewegt. Zunächst Christdemokrat, war Heinemann Innenminister der ersten Regierung Adenauer. Nach seinem Rücktritt aus Protest gegen die damalige Außen- und Verteidigungspolitik war er Mitbegründer der Gesamtdeutschen Volkspartei und stieß 1957 zur SPD. In der ersten Großen Koalition wurde er Bundesjustizminister und 1969 zum ersten sozialdemokratischen Bundespräsidenten gewählt. 1949 wurde er Präses der ersten EKD-Synode. Seine Wiederwahl 1955 scheiterte. Heinemann blieb aber bis 1967 Mitglied des Rates der EKD.
Engagiert bei der Wiedervereinigung
„Schmude ist ein schmaler, hochgewachsener Mann, der durch seine liebenswürdige Korrektheit Vertrauen einflößt", notierte die DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley. Im Prozess der Wiedervereinigung der EKD nach 1990 nahm Schmude eine Schlüsselrolle ein. Ganz unspektakulär und abseits öffentlichkeitswirksamer Auftritte engagiert er sich mit seiner Frau für kirchliche Partnerschaften zwischen Ost und West.
Lange war das herausgehobene Präsesamt an der Spitze der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine Männer- und Juristendomäne. Zwischen Heinemann und Schmude amtierten der Freiburger Nationalökonomen Constantin von Dietze (1955-61), der Richter und Ministerialrat Hans Puttfarcken aus Düsseldorf (1961-70), der Tübinger Rechtswissenschaftler Ludwig Raiser (1970-73) und Cornelius von Heyl (1973-85) aus Worms, ebenfalls Jurist.
Als im November 2013 bei der Wahl weder Günther Beckstein, stellvertretender Präses und früherer bayerischer Ministerpräsident, noch seine Gegenkandidatin Brigitte Boehme aus Bremen die nötige Mehrheit fanden, sprang Irmgard Schwaetzer ein und wurde für die verbleibende Legislatur der Synode zur Präses gewählt. Nach der Konstituierung der neuen Synode im Mai 2015 bestätigten die Delegierten sie im Amt. Damit ist Irmgard Schwaetzer das erste Mitglied des neuen Rates der EKD, das bereits feststeht. Die übrigen 14 werden von der Synode am 10. November gewählt.
Jörg Echtler (mit Material von epd)
-
Aktuelle Berichterstattung zur 2. Tagung der 12. Synode der EKD
auf ekd.de und per Twitter und Facebook: #ekdsynode #ratswahl.