Luther für die Hitparade

16.000 Menschen erleben Uraufführung des Pop-Oratoriums "Luther" in Dortmund

02. November 2015

Frank Winkels in der Titelrolle des Oratoriums "Luther"
Frank Winkels spielt die Titelrolle in "Luther". (Foto: epd-Bild/Friedrich Stark)

Dortmund. Martin Luther trägt einen dunklen Anzug, darunter einen schwarzen Kapuzenpulli. In modernem Gewand betritt der Reformator die Bühne der Dortmunder Westfalenhalle. Dort hat das Pop-Oratorium "Luther" am Reformationstag vor fast 16.000 Zuschauern Premiere gefeiert. Das kirchliche Musikspektakel mit mehr als 3.000 Sängern wurde gleich zwei Mal gezeigt. Auf der Bühne standen neben einem groß besetzten Chor Stars der Musical-Szene und ein 40-köpfiges Symphonieorchester. Das Musikstück stammt aus der Feder des Hamburger Musical-Autors Michael Kunze und des Düsseldorfer Komponisten Dieter Falk.

Zu den prominenten Gästen des Abends gehörten Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Die beiden CDU-Politiker zeigten sich begeistert von der Inszenierung. Der "Funke" sei früh übergesprungen, sagte Lammert, selbst Katholik: "Da sind einige hitparadentaugliche Songs dabei." Für Gröhe bringt das Musical die Reformationsbotschaft dem Zuschauer gut nahe und "hat dazu noch Tiefgang". Auch die westfälische Präses Annette Kurschus und der rheinische Präses Manfred Rekowski nahmen an der Premiere teil.

Sparsam inszeniert, aufwändig musiziert

Im Stück geht es um das Ringen Martin Luthers um die biblische Wahrheit und dessen Auseinandersetzung mit Kirche und Obrigkeit. Im Mittelpunkt der Handlung steht das Geschehen auf dem Reichstag zu Worms 1521, als Luther aufgefordert ist, seine kirchenkritischen Aussagen zu widerrufen. Die Inszenierung des historischen Stoffes ist eher sparsam: "Es gibt Lichteffekte, nur wenige Requisiten, kein Bühnenbild", erläutert Regisseur Andreas Gergen.

18 Monate lang haben Michael Kunze, der 200 Top-Ten-Hits und zahlreiche Musicals textete, und Dieter Falk an "Luther - das Projekt der 1.000 Stimmen" gearbeitet. "Wir wollen die Themen, die in der historischen Figur liegen, in die heutige Zeit tragen", erklärt Kunze. Als Beispiele nennt er die Idee des Individualismus, die Beharrlichkeit Luthers beim Festhalten an dem als richtig Erkannten und seinen Mut gegenüber scheinbar übermächtigen Obrigkeiten. Auch heute gelte es, Haltung zu zeigen gegenüber manchen Trends in Politik, Wirtschaft und Medien.

Nicht nur Spektakel, auch Verkündigung

Die Hauptrolle hat der Musical-Darsteller Frank Winkels übernommen. Er hat über 13 Jahre Bühnenerfahrung – unter anderem in den Stücken "Shrek", "Mamma Mia" und "Ich war noch niemals in New York". Aber mit 3.000 Leuten zu singen, sagt er, sei für ihn bislang einmalig. "Da entsteht eine enorme Energie, die auf uns Darsteller überschwappt."  Die an der Premiere beteiligten Chorsänger verschiedener Konfessionen kamen aus ganz Nordrhein-Westfalen, waren vereinzelt aber auch aus Nord-, Süd- und Ostdeutschland angereist.

Rock-, Jazz- und Gospelklänge hat Komponist Falk in das Werk eingebaut - neben dem einen oder anderen "modernisierten" Luther-Choral. "Es gibt wirklich einige Gänsehaut-Momente bei der Aufführung", meint Sigrid Hennig, Chorleiterin der Hamburger "Alsterfrösche". Die 50 Chormitglieder zwischen neun und 29 Jahren hatten mit die weiteste Anreise nach Dortmund. Für Matthias Garsche vom Chor "Aufwind" aus Haltern ist auch der "geistliche Impuls" wichtig, der von dem Oratorium ausgehen kann. "Es ist nicht nur ein Spektakel, sondern auch eine Form der Verkündigung", sagt der Leiter des kirchlichen Erwachsenenchors, der mit 35 Frauen und Männern an der Premiere teilnahm.

Tournee für 2017 geplant

Veranstalterin von "Luther" ist die Stiftung Creative Kirche aus Witten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Anlass ist der bevorstehende 500. Jahrestag des Thesenanschlags Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg im Jahr 2017. Die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, hat die Patenschaft für das Musical-Projekt übernommen.

Die nächste Vorstellung des Oratoriums folgt im Jubiläumsjahr 2017. Dann ist eine bundesweite Tournee geplant, bei der an jedem Veranstaltungsort ein neuer Projektchor gebildet werden soll. Unter anderem wird das Stück in Düsseldorf, Stuttgart, Hamburg, München, Berlin und Halle/Westfalen aufgeführt.

Thomas Krüger (epd)