Willkommen in Cronenberg – Dörper Bündnis für Flüchtlinge

Projekt des Monats November der Internetplattform "Kirche im Aufbruch"

2. November 2015

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Ein Gruß an die Flüchtlinge in Cronenberg. (Foto: Dörper Bündnis für Flüchtlinge)

Seit dem 8. September 2015 sind 303 Menschen, vor allem aus Syrien, Irak, Afghanistan, Mongolei und Bangladesh im Sportzentrum Küllenhahn in Wuppertal in einer Notaufnahmestelle untergebracht. Unter den Flüchtlingen befinden sich 55 Kinder und cica 200 Männer. Nach dem Aufnahmeprozess in der ersten Woche konnten die Flüchtlinge sich in der Kleiderhalle einkleiden. Am 13. Oktober 2015 gelang der Umzug der 296 Asylsuchenden in ein ehemaliges Bürohaus. Diese Notunterkunft wird auf längere Sicht für weitere Flüchtlingsaufnahmen vorbereitet. Der vordere Teil des Gebäudes soll ab Ende des Jahres als kommunale Flüchtlingsunterkunft genutzt werden.

In der Notunterkunft arbeiten Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen der Stadt und Mitarbeitende der Diakonie, die in Absprache mit dem Bündnis „Willkommen in Cronenberg“ die Hilfe organisieren. Viele Wuppertalerinnen und Wuppertaler engagieren sich seit Jahren und länger in der Flu¨chtlingshilfe. Als die steigenden Flu¨chtlingszahlen ab Sommer 2014 die Schlagzeilen dominierten, haben diese Nachrichten eine große Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Dazu haben sich Organisationen, die in Cronenberg verwurzelt sind und das Vertrauen der Bu¨rgerinnen und Bu¨rger haben, zu dem Bu¨ndnis „Willkommen in Cronenberg“ zusammengeschlossen.

Lehrer bringen Deutsch bei, Dolmetscher begleiten zum Arzt

Erstmals ist das Bündnis „Willkommen in Cronenberg“ am 9. September 2015 zusammengekommen. Unter den drei Aktionspunkten Sachen, Geld und Zeit koordiniert das Bündnis mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und in Abstimmung mit den hauptamtlich Zuständigen alle Hilfsaktivitäten für die Flüchtlinge des Landes Nordrhein-Westfalen in der Gemeinde Cronenberg. Zur Abstimmung aller Aktivitäten trifft sich ein Koordinatorenkreis bestehend aus je ein bis zwei Vertretern der Kirchengemeinden und Vereine zurzeit wöchentlich.

Deutschkenntnisse werden den Flüchtlingen über ein Netzwerk von zurzeit 75 ehrenamtlichen Lehrerinnen und Lehrern vermittelt. Über 40 Dolmetscherinnen und Dolmetscher sind in der Kleiderhalle, beim Arztbesuch und vielem mehr behilflich.

Immer etwas los

Ob ein organisierter Besuch im Zoo Wuppertal, der Bowlingbahn oder beim Fußballspiel der ortsansässigen Vereine, für 300 Flüchtlinge wurden Freizeitangebote und Transporte koordiniert. Für zurzeit etwa 50 Kinder sind Spielgruppen mit Teestunde oder Malaktivitäten, sowie Musik und Bewegung im Angebot.

In Absprache mit der Ärztekammer sind zurzeit zehn freiwillige Ärzte und fünf Assistenzen täglich von Montag bis Freitag mit ärztlichen Sprechstunden in der Unterkunft organisiert. Damit wurde ein mehrstufiges System der ärztlichen Betreuung, beginnend mit dem Ehrenamt, etabliert und die ansässigen Ärzte und Krankenhäuser entlastet.

Wer besondere Unterstützung braucht, soll sie bekommen

Neben den hauptamtlichen Trägern ist eine Initiative für kommunale Flüchtlinge aktiv. Zurzeit gibt es schon Sonderfälle wie bei Wöchnerinnen, Familien mit Kindern mit Handicap oder stark traumatisierten Flüchtlingen, die mit einer Sondererlaubnis des Regierungsbezirks Arnsberg zu kommunalen Flüchtlingen in Wuppertal werden.

Viele ortsansässige Vereine und private Sportler ermöglichen den Flüchtlingen Sport zu treiben. Angefangen mit einer Jogginginitiative, über Fußball, Volleyball, Schwimmen und Rollerskate fahren gibt es jede Menge an Möglichkeiten. Durch diese Vernetzung entsteht frühzeitig Vertrauen zwischen der ortsansässigen Bevölkerung und den Flüchtlingen.

Was gebraucht wird, kann jeder schnell nachsehen

Die neu organisierte Kleiderhalle auf 2.000 Quadratmetern ist zurzeit die Anlaufstelle für alle Notfallflüchtlinge aus ganz Wuppertal. Hier werden Sachspenden angenommen. Die Bedarfsliste wird im Internet immer aktuell kommuniziert. Bei der Annahme, beim Sortieren und der Ausgabe der Sachspenden sind ebenfalls fast 100 Helfer aktiv. Hierbei finden viele Erst- und Sprachkontakte statt, die bei einer frühzeitigen Integration unterstützen.

Das Dörper Bündnis für Flüchtlinge "Willkommen in Cronenberg" ist schon jetzt ein Vorzeige- und Nachahmungsprojekt, da sich die eine oder andere Organisation an dem Bündnis orientiert. Beispiele dafür sind "Willkommen in Ronsdorf" oder die Helfer im Stadtteil Wuppertal-Vohwinkel. Auch überregionale Anfragen aus Ennepetal oder Dortmund erreichten die Cronenberger bereits.

Das am Reformationstag begonnene Themenjahr 2016 innerhalb der Reformationsdekade stellt die globale Bedeutung des Reformationsgeschehens in den Mittelpunkt. Die Internetplattform „Kirche im Aufbruch“ beleuchtet dieses Thema jeden Monat von einer anderen Seite.

Sebastian Scharfe