Gemeinsam klimapilgern nach Paris

Pilgerweg für Klimagerechtigkeit startet im September – Anmeldung noch möglich

18. August 2015

Menschen lassen Luftballons zum Himmel steigen
In Münster sollen die Pilger Luftballons steigen lassen. (Foto: Symbolbild/Purestock)

Fast 1.500 Kilometer und Tagesetappen zwischen 15 und 30 Kilometern – wer den Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit von Flensburg bis nach Paris mitlaufen will, braucht Ausdauer und einen langen Atem. Doch auch diejenigen, die nur einen Teil der Strecke mitmachen möchten, sind willkommen. “Wir haben bisher knapp 300 Anmeldungen“, sagt Stefanie Maur-Weiss von der Geschäftsstelle des Pilgerwegs bei der Nordkirche in Hamburg. Diese Zahl erfasst Mehrtagespilger, für die Nachtquartiere organisiert werden müssen. Wer nur einen Tag mitpilgert, kann dies sogar ganz ohne Anmeldung tun.

“Wir rechnen damit, dass sich hier viele Menschen spontan entscheiden werden“, sagt Maur-Weiss. Auch die Schirmherren des Pilgerwegs – der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und Karin Kortmann, die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken – werden die Wanderer jeweils ein Stück begleiten. 

Heiße Phase der Vorbereitung

Das ökumenische Bündnis aus Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Jugendverbänden, das die Pilgertour veranstaltet, möchte für die Ziele des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit sensibilisieren und die Menschen motivieren, persönliche Zeichen zu setzen. Entlang der Wegstrecke werden Leuchtturm-Projekte vorgestellt und es gibt Informationsangebote – gleich zum Start am 12. September in Flensburg etwa ein umfangreiches Symposium mit zehn verschiedenen Workshops.

Für die Betreuung der Pilger und das Programm am Weg sind jeweils die Kirchen vor Ort zuständig. Für Pfarrer Martin Mustroph als Mitglied der Initiativgruppe im Kirchenkreis Münster beginnt gerade die heiße Phase der Vorbereitung. Am 16. Oktober, also gut einen Monat nach dem Start in Flensburg, werden die Pilger in der Universitäts- und Bischofsstadt erwartet. “Wie viele es sein werden, können wir nicht sagen“, berichtet Mustroph. Man wolle etwa 200 Quartiere bereitstellen – in zwei Schulen und in Privathaushalten.

Umwelt-Netzwerk in Münster

Die Wegführung durch den Kirchenkreis hat der Verein “Jakobsfreunde“ ausgearbeitet. Die Pilgerexperten werden die Wanderer auf der Etappe auch begleiten. Das Programm entlang des Weges ist umfangreich. Nach dem Besuch einer Vogelschutzstation auf den Rieselfeldern vor der Stadt wird die Gruppe auf dem Prinzipalmarkt vom Bürgermeister empfangen. Es folgt eine Kundgebung und ein gemeinsames Singen. Anschließend sollen Luftballons mit Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz in den Himmel steigen. Im Rahmen eines Konzerts wird am Abend der ökumenische Förderpreis "Eine Welt" verliehen, gestiftet von "Brot für die Welt" und katholischem Fonds. Gerahmt wird der Aufenthalt in Münster durch die Erteilung des  Reisesegens jeweils am Morgen.

“Wir laden die Menschen in Münster ein, mitzumachen“, sagt Pfarrer Mustroph. “Und hoffen, dass möglichst viele diese Einladung annehmen.“ Es gebe in der Stadt ein dichtes Netz von Umwelt- und Eine-Welt-Gruppen, die in verschiedenen Gremien dauerhaft zusammenarbeiten. “Diese lebendige Szene spiegelt sich auch in unserem Programm wider.“ Der Initiativkreis will auch die Kirchengemeinden mit ins Boot holen. “Wir möchten sie ermuntern, Pilger für eine Nacht aufzunehmen, sie am Wegrand mit Speisen und Getränken zu versorgen und so in Kontakt zu kommen“, berichtet Mustroph.

Begleitung im Gebet

An die geistlich-spirituellen Aspekte des Pilgerns erinnert eine Aktion katholischer Ordensgemeinschaften. Einzelne Klöster begleiten die Pilger jeweils einen Tag lang mit ihren Gebeten. Für die Pilger selbst wird ein Brevier vorbereitet, nach dem sie ihr eigenes Beten unterwegs gestalten können. “Die geistliche Begleitung ist wichtig und macht deutlich, dass das Pilgern eine primär religiöse Angelegenheit ist“, sagt Pater Claudius Groß. Der Franziskaner aus Bonn vertritt die Deutsche Ordensoberenkonferenz im Trägerkreis des ökumenischen Pilgerwegs. Ordensleute, die auf dem Pilgerweg mitwandern, vernetzen sich auf Facebook. Auch Pater Claudius wird sich den Pilgern für eine Etappe anschließen und hat das Programm in Bonn mit vorbereitet.

Pfarrer Mustroph sieht im Besuch der Pilger auch einen Mehrwert, der über den Tag hinausreicht. “Viele Gemeinden haben sich, etwa bei energetischen Sanierungen, ganz praktisch mit dem Klimaschutz befasst. Eine Partnerschaft verbindet uns mit einem Kirchenkreis auf den Philippinen. Dort setzen wir erspartes Geld wiederum für Umweltprojekte ein.“ Der Pilgerweg mache den Klimaschutz einmal mehr zum Thema und stelle die Aktivitäten der Gemeinden in einen größeren Zusammenhang. “Es wird deutlich: wir sind nicht allein, sondern miteinander auf dem Weg“, so Mustroph. Ein Weg, der am 27. November beim Weltklimagipfel in Paris sein Etappenziel erreicht. Dort wollen die Pilger ihrer Forderung einer nachhaltigen Umweltpolitik auf der politischen Bühne Gehör verschaffen.

Jörg Echtler


Anmeldungen für den Pilgerweg sind nach wie vor möglich und erwünscht. Interessenten können zwei oder mehr Etappen nach Belieben auswählen. Die Anmeldung sollte spätestens vier Wochen vor Beginn der gewählten Etappe erfolgen, um den Organisatoren vor Ort die Planung zu erleichtern. Mehrtagespilger übernachten in Sammel- oder Privatunterkünften. Wer nur einen Tag mitwandert, muss sich nicht anmelden. Die Veranstalter empfehlen diesen Tagespilgern, sicherheitshalber selbst Essen und Getränke einzupacken.

Mehrtageswanderer können sich auf der Internetseite des Pilgerwegs anmelden. Dort gibt es auch detailierte Informationen über den Streckenverlauf und das Begleitprogramm.