Church of England und EKD: Gute Partner beidseits des Kanals

Mit dem Besuch von Queen Elizabeth II. ist zugleich das Oberhaupt der Kirche von England zu Gast in Deutschland

23. Juni 2015

Kathedrale von Canterbury in Kent, England
Die Kathedrale von Canterbury ist Sitz des Erzbischofs von Canterbury und gilt als Mutterkirche der Anglikanischen Kirche. (Foto: epd-bild/Simon Belcher)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verbindet eine enge und lebendige Partnerschaft mit der Church of England (Kirche von England). Die Meissener Erklärung, am 29. Januar 1991 in London und vier Tage später in Berlin durch die Kirche von England und die EKD unterzeichnet, schuf dafür die theologische Grundlage. "Unsere enge Verbindung wird vor allem im gemeinsamen Feiern des Abendmahls deutlich“, sagt Jochen Bohl, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und stellvertretender Vorsitzender des Rates der EKD. "Der Wiederaufbau der Frauenkirche hat nicht nur die Verbindung zwischen den Städten Coventry und Dresden gestärkt, sondern zugleich das Zusammenwirken von Church of England und EKD im Geist der Versöhnung intensiviert.“ Jochen Bohl nimmt für die EKD am Staatsbankett für Königin Elizabeth II. teil, das auf Einladung des Bundespräsidenten am 24. Juni im Schloss Bellevue stattfindet.

Die sogenannte Meissen-Arbeit lebt zuerst und vor allem von den Partnerschaften, die auf lokaler, regionaler und landeskirchlicher Ebene praktiziert werden. Partnerschaften entstehen, werden mit Leben erfüllt, verändern sich – dahinter stehen unzählige engagierte Menschen, denen die ökumenische Idee und die persönliche, christliche und unsere Völker versöhnende Verbindung nach England angesichts der wechselvollen Historie zur Herzensangelegenheit geworden ist.

Schritte zu sichtbarer Kirchengemeinschaft

Die gemeinsame Meissen Kommission der EKD und der Church of England, die aus jeweils fünf Mitgliedern beider Kirchen besteht, trifft sich einmal jährlich abwechselnd in Deutschland und in England. Die Kommissionsmitglieder werden vom Rat der EKD und vom Council for Christian Unity der Church of England für einen Fünfjahreszeitraum berufen, um für beide Kirchen an Schritten zu sichtbarer Kirchengemeinschaft zu arbeiten.

Die Arbeit der Meissen Kommission wird von zwei Bischöfen, die diese Ämter als Co-Vorsitzende inne haben, geleitet. Die Co-Vorsitzenden sind derzeit Right Revd Nick Baines, Bischof der Diözese Leeds, und Militärbischof Dr. Sigurd Rink, Berlin.  Die Co-Geschäftsführung wird beim Kirchenamt der EKD und beim Council for Christian Unity der Church of England wahrgenommen, die Geschäftsführer und Ansprechpartner für die Meissen-Arbeit sind OKR Christoph Ernst und Revd Dr Leslie Nathaniel.

Ein wichtiger Bestandteil des Meissen-Prozesses ist – neben der Kommissions- und Partnerschaftsarbeit – die theologische Arbeit, durch die der Weg zur vollen, sichtbaren Einheit der Church of England und der EKD wissenschaftlich begleitet und gefördert wird. Die theologischen Konferenzen innerhalb der Meissen-Arbeit finden innerhalb eines Fünfjahreszeitraums einmal in England und einmal in Deutschland statt. Die Konferenzthemen widmen sich jeweils aktuellen und für die kirchliche Arbeit in England und Deutschland bedeutenden Fragen, die von theologischen Experten aus beiden Ländern bearbeitet werden. Die Ergebnisse der Konferenzen werden im Anschluss an die Tagungen publiziert.

Die Wurzeln der Kirche von England gehen zurück auf die Zeit des Römischen Reiches, als sich die christliche Kirche auch in der Provinz Britannien etablierte. In der Zeit der europäischen Reformationen gehörte die Kirche von England zu denen, die unter ihrem Oberhaupt Heinrich VIII. das Band mit Rom zerschnitten. Es entstand eine Kirche, die sich bewusst in den Traditionen der alten und mittelalterlichen Kirche sieht – insbesondere hinsichtlich des Gebrauchs der altkirchlichen Glaubensbekenntnisse, ihres Festhaltens an der Unterscheidung des geistlichen Amts von Bischöfen, Priestern und Diakonen sowie hinsichtlich ihrer Sakralbauten und ihrer hochkirchlichen Liturgie.

Zugleich übernahm die Kirche von England aber auch aus den reformatorischen Traditionen Europas theologische und liturgische Elemente in ihre Lebenspraxis. Daher spricht man heute von der Kirche von England oft als einer Kirche, die sowohl „katholisch“ als auch „reformiert“ ist.

Tausende mit der Wortverkündigung beauftragte Laien

Fast die Hälfte der Bevölkerung Englands versteht sich selbst als zur Kirche von England gehörig. Sie besteht aus den zwei Provinzen Canterbury und York. Innerhalb der beiden Provinzen, deren höchste geistliche Repräsentanten die Erzbischöfe von Canterbury und York sind, bestehen 42 Diözesen und mehr als 13.000 Gemeinden in England, auf den Inseln im Kanal und auf der Isle of Man. Darüber hinaus gibt es einige Gemeinden der Church of England in Wales, ferner Gemeinden und Pastorationen, die auf dem europäischen Kontinent, in Marokko, der Türkei, in mehreren asiatischen Ländern und auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion zur Diözese von Europa gehören. Die Kirche von England hat über 20.000 Geistliche, Lektoren und Militärgeistliche sowie Tausende von Prädikanten und andere mit der Wortverkündigung beauftragte Laien. Das Oberhaupt (Supreme Governor) der Kirche von England ist der britische Monarch, also derzeit Königin Elizabeth II.

Verfassungsrechtlich genießt die Kirche von England den Status einer etablierten Religionsgemeinschaft, der eine Reihe besonderer gesellschaftlicher Privilegien, aber auch historisch gewachsener Verantwortlichkeiten zukommt. Der gesellschaftliche Wandel in Großbritannien führt zugleich dazu, dass immer mehr religiöse und zivile Rechte auch anderen Denominationen, Konfessionen und Religionen, aber auch der wachsenden Zahl der Konfessionslosen eingeräumt werden.

ekd.de