Schöpfung bewahren

Klimaschutz steht in den christlichen Kirchen seit Jahren weit oben auf der Agenda

18. Juni 2015

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Solarkreuz auf dem Kirchentag 2011 in Dresden. (Foto: epd-Bild/Stefan Arend)

Ende November tagt der UN-Klimagipfel in Paris, zwei Monate vorher schon trifft sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen - 2015 sei "für die Zukunft der Menschheit auf unserem Planeten ein außerordentlich wichtiges Jahr", sagt Heinrich Bedford-Strohm. Der "Kampf gegen die Zerstörung der Natur, die wir als Schöpfung Gottes sehen" eine die Christen weltweit. Die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus stellt der EKD-Ratsvorsitzende in diesen Kontext. Sie komme zur rechten Zeit.  

Dem Klimaschutz hat sich auch die evangelische Kirche in den letzten Jahren intensiv gewidmet. 2008 schlug die EKD-Synode den Gliedkirchen vor, ihre CO2-Emmissionen bis 2015 um ein Viertel zu reduzieren – gemessen am Ausstoß im Jahr 2005. Dieses Ziel werde "aller Voraussicht nach" erreicht, sagt Hans Diefenbacher, Beauftragter des Rates der EKD für Umweltfragen. Zwischen 2005 und 2010 sei der CO2-Ausstoß von 1,94 auf 1,73 Millionen Tonnen gesenkt worden (minus elf Prozent). Obwohl das Einsparziel nur eine Empfehlung gewesen sei, "wird es von vielen Landeskirchen sehr ernst genommen", so Diefenbacher.

Pilgern zum Klimagipfel

Im vergangenen Jahr erneuerte die EKD-Synode ihren Beschluss zum Klimaschutz und gab ein noch ehrgeizigeres Ziel aus: Bis 2020 soll die CO2-Reduktion bei 40 Prozent liegen. Die Landeskirchen sollen vorhandene Klimaschutzkonzepte zügig umsetzen. Dort, wo bisher noch weniger geschah, soll man von den Erfahrungen der anderen profitieren und sich anschließen, empfiehlt die Synode.

Auch nach außen werden deutliche Signale gesetzt. Im September startet der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit von Flensburg nach Paris. Die Route führt entlang an "Kraftorten", die Handlungsoptionen aufzeigen (z.B. ein Gemeindehaus mit Passivhausstandard) und "Schmerzpunkten", die sichtbar machen, wo weiter intensive Bemühungen zum Klimaschutz nötig sind (z.B. Kohlekraftwerke). Ein breites ökumenisches Bündnis aus Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Verbänden lädt zum Mitwandern ein. Unmittelbar vor der nächsten UN-Klimakonferenz Ende November soll die Pilgerbewegung in Paris ankommen. Dort ist eine interreligiöse Kundgebung geplant, die der Forderung nach belastbaren Beschlüssen auf internationaler Ebene Nachdruck verleihen soll.

Änderung des Lebensstils nötig

Initiiert wurde der Pilgerweg 2013 durch den Aufruf der 10. Generalversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Damals, vor dem Warschauer UN-Klimagipfel, richtete der ÖRK einen Appell an die politisch Verantwortlichen und drang auf entschiedenes Handeln zur Begrenzung der Erderwärmung. Die EKD hatte sich für das Thema Klimagerechtigkeit auf der 10. Vollversammlung im südkoreanischen Busan stark gemacht. "Die reichen Industriestaaten müssen ihren Lebensstil radikal ändern und die natürlichen Ressourcen mit den sich entwickelnden Ländern teilen", sagte Heinrich Bedford-Strohm damals.

Im Juli 2009 hatte der Rat der EKD die Denkschrift "Umkehr zum Leben – Nachhaltige Entwicklung im Zeichen des Klimawandels“ veröffentlicht. Sie will einen Beitrag zur Klärung der Frage leisten, wie wirtschaftliche Interessen, die grundlegenden Lebensbedürfnisse einer wachsenden Zahl von Menschen, die Rechte künftiger Generationen und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen angesichts des Klimawandels miteinander in Einklang gebracht werden können.

Projekte für die Praxis

Ein Projekt wie der ökumenisch getragene  Kompensationsfonds "Klima-Kollekte“, der 2011 aufgelegt wurde, bietet dafür wirksame Ansätze. Hier können Kirchen, kirchliche Einrichtungen, Gemeinden und Einzelpersonen einen Ausgleich für unvermeidbare CO2-Emissionen leisten. Das Geld fließt Klimaschutzprojekten kirchlicher Organisationen oder ihrer Partner in Entwicklungsländern und Osteuropa zu.

Ebenfalls auf den Schutz des Klimas zielt das ökumenische Projekt "Zukunft einkaufen“ ab. Es will dazu beitragen, dass die Kirchen durch systematische Umstellung auf ökofairen Konsum ein sichtbares Zeichen für die Bewahrung der Schöpfung setzen.

Jörg Echtler (mit epd)