Philip Potter, der große Mann der Ökumene ist tot

Der ehemalige ÖRK-Generalsekretär starb mit 93 Jahren

31. März 2015

Philip Potter
Foto: epd-Bild/Norbert Neetz

Lübeck (epd). Er hat die weltweite Ökumene maßgeblich geprägt. Philip Potter war von 1972 bis 1984 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf und der erste Vertreter aus einem Entwicklungsland in diesem Amt. Als weltweit einziger Mensch hatte er an den ersten neun Vollversammlungen des Weltkirchenrates zwischen 1948 und 2006 teilgenommen. In der Nacht zu Dienstag starb Potter im Alter von 93 Jahren in Lübeck. Er hinterlässt seine Frau Bärbel Wartenberg-Potter, die ehemalige Lübecker Bischöfin.

Petra Bosse-Huber, Leiterin der Hauptabteilung Ökumene und Auslandsarbeit im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, würdigte Potter als herausragende Persönlichkeit der Ökumene. "Philip Potter vereinigte in sich einen Schatz an Kulturen. Dank seiner methodistisch geprägten Frömmigkeit verkündigte er lebensnah das Evangelium. Die Betonung des Priestertums aller Getauften, sowie die direkte Anwendung auf den politischen Alltag waren für ihn besonders wichtig. Damit hat er eine ganze Generation der Ökumene geprägt.“

Ökumenisch geprägte Kindheit

Geboren ist Potter auf Dominica, einer Karibik-Insel von der Größe Hamburgs. Schon seine Kindheit war ökumenisch geprägt. Der katholische Großvater nahm ihn sonntags mit in seine Kirche. Die alleinerziehende Mutter dagegen war überzeugte Methodistin. Seinen Namen hat er von einem befreundeten katholischen Bischof. Konfessionelle Grenzen empfand Philip schon als Kind befremdlich: "An sechs Tagen in der Woche machten wir alles zusammen, nur sonntags waren wir getrennt."

In seinem Stammbaum gab es afrikanische Sklaven, Kariben und eine irische Adelsfamilie, verriet seine Frau Bärbel Wartenberg-Potter einmal. Das "Echo in seinen Knochen" sei sehr vielfältig, und deshalb sei es ihm immer leicht gefallen, auch mit Menschen in verschiedensten Kulturen in Kontakt zu kommen.

Nach seinem Studium in Kingston (Jamaika) und London war Potter in der christlichen Studentenbewegung SCM aktiv. Zur ersten Vollversammlung des Weltkirchenrates 1948 in Amsterdam kam er als Sprecher der Jugenddelegation. Sein Engagement für die Armen führte ihn zwei Jahre später als methodistischen Pastor nach Haiti, wo er vier Jahre blieb. Von da an arbeitete er in verschiedenen Funktionen beim Weltkirchenrat, ehe er 1972 zum Generalsekretär gewählt wurde. Dort lernte er auch seine spätere Frau Bärbel Wartenberg-Potter kennen, die damals beim Weltkirchenrat Direktorin der Abteilung "Frau in Kirche und Gesellschaft" war.

"In der einen Hand die Bibel, in der anderen die Zeitung"

Potter hat sein Amt immer auch politisch verstanden. "In der einen Hand die Bibel, in der anderen die Zeitung", war sein Motto. Besonders engagiert war er im Kampf gegen den Rassismus – auch in den Kirchen. Seine Wahl an die Spitze des Weltkirchenrates war damals auch ein Signal, dass sich das Zentrum der Christenheit von der nördlichen zur südlichen Erdhalbkugel verschoben hatte.

1971 erhielt Potter seinen ersten Ehrendoktor von der Universität Hamburg, später auch einen der Universität Kapstadt. Besonders stolz ist er auf den japanischen Friedenspreis, der ihm 1986 von der buddhistischen Niwano Peace Foundation verliehen wurde. Nach seiner Pensionierung beim Weltkirchenrat zog er mit seiner Frau von Genf nach Jamaika, wo beide an der Universität Kingston Theologie lehrten.

Als Bärbel Wartenberg-Potter 2001 zur Lübecker Bischöfin gewählt wurde, zogen beide nach Lübeck. Zuletzt machte ihm das hohe Alter gesundheitlich zu schaffen. Auch war sein Gedächtnis nicht mehr so aufnahmefähig wie früher. Mit einem internationalen Empfang wurde am 19. August 2011 noch sein 90. Geburtstag gefeiert. Damals blickte er mit fröhlicher Gelassenheit auf sein Leben und die Entwicklung der Ökumene. Der Dialog der Religionen sei wesentlich intensiver als früher, bilanzierte er. Es wachse das Bewusstsein, dass Christen in dieser Welt eine große Gemeinschaft sind und wichtige Verantwortung tragen.

Thomas Morell (epd)/ekd.de