Studie zu Frauen und Männern in der Kirche: "Einige Ergebnisse haben uns überrascht“

Interview mit Synodenpräses Irmgard Schwaetzer zum Gleichstellungsatlas der evangelischen Kirche in Deutschland

08. März 2015

Grafik Gleichstellungsatlas der evangelischen Kirche in Deutschland
Grafik: EKD

Mit einem Frauenanteil von 46 Prozent in der Synode und 47 Prozent im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) steht die EKD kurz vor einer ausgewogenen Beteiligung von Männern und Frauen in Leitungsämtern. Im Vergleich dazu sah es im Deutschen Bundestag im vergangenen Jahr schlechter aus. Dort waren nur 37 Prozent der Abgeordneten Frauen. Zu diesem Ergebnis kommt der erste Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der evangelischen Kirche, der zum Internationalen Frauentag am 8. März erschienen ist. Der Atlas wurde vom Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie in Kooperation mit der Konferenz der Frauenreferate und Gleichstellungsstellen in den Landeskirchen der EKD herausgegeben.

Die Präses der EKD-Synode Irmgard Schwaetzer erläutert im Interview, warum diese Untersuchung dringend notwendig war.

Warum war die Untersuchung der Verteilung von Männern und Frauen in Leitungsämtern und im Ehrenamt innerhalb der Gliedkirchen der EKD so wichtig?

Irmgard Schwaetzer: Einige Ergebnisse haben uns überrascht. In der mittleren kirchenleitenden Ebene, bei den Superintendenten und Dekaninnen sind nur 21 Prozent Frauen vertreten! Gefühlt hatten wir ja auch den Eindruck, dass inzwischen mehr Pfarrerinnen als Pfarrer in der evangelischen Kirche Dienst tun. Realität ist, dass unter den Ordinierten inzwischen 33 Prozent Frauen sind – immerhin. Aber nach wie vor weit von gerechter Teilhabe entfernt.

Welche Konsequenzen hat das Ergebnis für die Zukunft der Kirche?

Irmgard Schwaetzer: Die Bitte an die Landeskirchen ist, nach den Gründen zu suchen, warum gerade auf der mittleren Ebene Frauen in nur so geringem Umfang beteiligt sind. Vielleicht hat es etwas mit der Ausgestaltung des Dienstes zu tun, dass Leitungsämter auf dieser Ebene für Frauen nicht attraktiv sind. Insgesamt werden wir weiter sehr sorgsam darauf achten müssen, dass Frauen bei den Vorschlägen für die Besetzung von Ämtern berücksichtigt werden. Und das Gesetz zur Gremienbesetzung muss konsequent umgesetzt werden.

Was muss getan werden, um Frauen die Teilhabe an Leitungsämtern – beispielsweise dem Bischofsamt – zu ermöglichen?

Irmgard Schwaetzer: Inzwischen sind in vielen Landeskirchen Regionalbischöfinnen gewählt worden. Damit ist klar, dass es qualifizierte Kandidatinnen gibt. Wichtig ist, dass die Synoden Bischofswahlausschüsse wählen, die auf Geschlechtergerechtigkeit achten. Und dann müssen Frauen auch gewählt werden.

ekd.de