"Brot für die Welt" fordert mehr Einsatz gegen Mangelernährung

Satt ist nicht genug!

27. November 2014

Frau bei der Feldarbeit

Zu wenig Vitamine, Eiweiße und Mineralien: Dem evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt" zufolge ist der Kampf gegen Fehlernährung eines der zentralen Themen der Entwicklungshilfe. "Das Menschenrecht auf Nahrung ist erst dann umgesetzt, wenn Menschen nicht nur die richtige Menge, sondern auch die richtige Vielfalt an Nahrung zu sich nehmen", sagte die Präsidentin des Hilfswerks, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Donnerstag in Berlin. Niemand könne sich aus der Armut befreien, wenn er nicht den richtigen "Treibstoff" für Hirn und Körper habe.

Das Thema Mangelernährung ist Schwerpunkt der 56. Spendenaktion des Hilfswerks. Unter dem Motto "Satt ist nicht genug" startet die Aktion am kommenden Sonntag, dem ersten Advent, mit einem zentralen Festgottesdienst in Wien. An der Spendenkampagne beteiligt sich seit fünf Jahren auch die Evangelische Kirche Österreichs. Traditionell ist die Weihnachtskollekte in evangelischen Gemeinden für "Brot für die Welt" bestimmt.

Die UN-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation (FAO) geht von rund zwei Milliarden Menschen aus, die mangelernährt sind. Darunter sind mehr als 800 Millionen Hungernde. Fehlende Vitamine, Eiweiße und Mineralien führen zu Wachstumsstörungen, Hirnschäden oder Blutarmut. "Mangelernährte Frauen, Kinder und Männer werden schneller Opfer von Krankheiten", sagte Füllkrug-Weitzel.

Eine bessere Ernährung sei auch eine Maßnahme zur Katastrophenvorsorge. Vor allem Kinder könnten den Mangel in der frühen Entwicklungsphase "nie mehr wettmachen". Füllkrug-Weitzel plädierte daher vor allem für mehr Hilfen für kleinbäuerliche Landwirtschaftsbetriebe. So könne die Vielfalt an Obst-, Gemüse- und Getreidesorten vor Ort am besten gewährleistet werden.

Scharfe Kritik übte die Präsidentin von "Brot für die Welt" an dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Die Verhandlungen über TTIP müssten verlangsamt oder gar ausgesetzt werden, sagte Füllkrug-Weitzel. Das "größte Handelsabkommen der Welt" sei ein klarer Versuch, Entwicklungs- und Schwellenländern das Mitspracherecht im Welthandel zu entziehen. Füllkrug-Weitzel zufolge könnten Programme gegen Mangelernährung gar als Marktverzerrung gewertet und von internationalen Nahrungsmittelherstellern verklagt werden.

Ebenso kritisch sieht "Brot für die Welt" den Export von Billig-Nahrungsmitteln in alle Welt. "Sie werden häufig unter fragwürdigen sozialen und ökologischen Bedingungen produziert", sagte Füllkrug-Weitzel. Häufig zerstörten solche Geschäfte die Landwirtschaft im Importland. Als Beispiel nannte sie Ghana. Hier werde immer weniger Reis angebaut, obwohl er von guter Qualität sei. Billig-Importreis beherrsche dagegen den Markt und locke mit günstigen Preisen.

Das Hilfswerk "Brot für die Welt" wird getragen von evangelischen Landes- und Freikirchen und ist im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung in Berlin angesiedelt. Seit 1959 bittet die Aktion in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit um Spenden für Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika.