Bunte Denkmäler

Bundesweiter "Tag des offenen Denkmals" zum Thema "Farbe"

11. September 2014

Buntes Mosaik vor einer großen Betonwand in der Bremer Kirche Ellener Brok.

Farbenfrohe Deckengemälde und eine bunte Landschaftstapete prägen den historischen Herrensaal der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. Der Herrensaal von 1543 wird am "Tag des offenen Denkmals" nur ausnahmsweise am Samstag geöffnet. "Farbe" ist in diesem Jahr das Motto des bundesweiten Denkmaltages. Nur Kunstexperten dürfen die Farbtapete im Herrensaal vorsichtig von der Wand lösen, um den Besuchern Hamburgs älteste Wandmalerei zu zeigen.

Mehr als vier Millionen Besucher werden zum "Tag des offenen Denkmals" von Freitag bis Sonntag (12.-14. September) bundesweit erwartet. Rund 7.500 Villen, Kirchen, Bürohäuser, Burgen, Mühlen und Schiffe, von denen viele sonst nicht zugänglich sind, haben an diesem Tag geöffnet. Erstmals wird der Denkmalschutztag in Hamburg eröffnet.

Farbigkeit sei seit der Antike Merkmal der städtischen Architektur, sagt Wolfgang Illert, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Es werde oft übersehen, dass auch griechische Tempel oder romanische Kirchen seinerzeit farbig gestaltet worden seien. Heute ärgert sich Illert vor allem über die grelle Farbigkeit der Werbung in den Städten. Die ursprüngliche Farbe des Stadtbildes werde immer stärker in den Hintergrund gedrängt. Es fehle, so Illert, ein Schutz der Menschen vor "ästhetischer Umweltverschmutzung".

Ein Haus der Farbe ist beispielsweise das Hamburger Brahms-Kontor gegenüber der Musikhalle, das am Denkmaltag seine Türen öffnet. Es war bei seiner Eröffnung 1931 das höchste Bürohaus Hamburgs. Helmut Schmidt hatte bei der Sturmflut 1962 im mittlerweile denkmalgeschützten Konferenzraum seine Kommandozentrale. Jetzt ist das Bürohaus dadurch bekannt, weil hier der Hollywood-Thriller "A most wanted man" (Buch: John le Carré) gedreht wurde, der seit Donnerstag in den Kinos läuft. Eindrucksvoll ist vor allem das schneckenförmige Treppenhaus, das sich zu einem Buntglas hinaufwindet.

Farbig geprägt ist auch das Treppenhaus des denkmalgeschützten Allee Gymnasiums in Hamburg-Altona. Mehrere hundert kleine Fenster hat der Glaskünstler Hans-Gottfried von Stockhausen für das Jugendstil-Gebäude gestaltet. Von ganz anderer Farbigkeit sind die Wasserspiele im City-Park "Planten un Blomen": Über 700 Scheinwerfer werden von einer speziellen "Wasserorgel" gesteuert und lassen am Abend zu klassischer Musik die Fontänen in bunten Farben erstrahlen.

Was normalerweise nicht bunt ist, wird zum Denkmaltag bunt gemacht: Der Hamburger Fernsehturm in seinem schlichten Weiß wird Sonnabend Nacht von der Lichtkünstlerin Katrin Bethge in farbiges Licht getaucht. Begleitet von Musik wird die Farbe von lichtbrechenden Objekten und Flüssigkeiten auf die Oberfläche des "Tele-Michel" projiziert. Damit kommt sie auch einem Anliegen von Bundespräsident Joachim Gauck entgegen: Zur farblichen Prägung der Welt gehörten auch die Farben der Nacht und ihre Beleuchtung, schreibt Gauck in seinem Grußwort zum diesjährigen Denkmaltag. (epd)