Evangelische Bischöfe warnen vor Antisemitismus und Rassismus

Der „Israelsonntag“ wird im Kirchenjahr am 10. Sonntag nach Trinitatis begangen

22. August 2014

Davidsstern unter dem zeltförmigen Glaskuppeldach der Synagoge in Wuppertal

Evangelische Bischöfe haben anlässlich des Israelsonntags die Kirchengemeinden dazu aufgerufen, Judenfeindschaft und Rassismus entgegenzutreten. "Antisemitismus darf in Deutschland keine neue Heimat finden", fordert der kurhessische Bischof Martin Hein in einem Kanzelwort, das am Donnerstag veröffentlichte wurde. Es soll am Israelsonntag (24. August) in den Gottesdiensten verlesen werden. Der Berliner Bischof Markus Dröge schreibt: "Antisemitismus lässt sich durch nichts begründen oder rechtfertigen." Daher sei es auch nicht hinnehmbar, wenn versucht werde, ihn über Kritik an der Politik Israels wieder salonfähig zu machen.

Die Deutschen müssten vor dem Hintergrund der Geschichte des Nationalsozialismus "wachsam für alle Anflüge von Rassismus zu sein", mahnt Bischof Hein. Öffentliche Kritik gehöre zur politischen Kultur eines demokratischen Gemeinwesens. Kritik müsse daher auch an der Politik Israels möglich sein, ergänzt der Theologe. Aber es sei deutlich antisemitisch, wenn in diesem Zusammenhang jüdische Menschen herabgesetzt und der jüdische Glaube diffamiert würden.

"Mit Erschrecken und Ratlosigkeit" verfolgten Christen den Krieg zwischen Israel und der Hamas, klagt der Bischof. Zwar bestehe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse Israels. Dem stehe aber gegenüber, dass den Menschen in Gaza durch massive militärische Schläge jede Hoffnung und Lebensperspektive geraubt würden, gibt Hein zu bedenken.

Die evangelische Theologie habe sich in der Vergangenheit schuldig gemacht durch ihre Feindseligkeit gegenüber dem Judentum, heißt es in dem Aufruf von Bischof Dröge. Die Grundordnung der Landeskirche erinnere an die Schuld der Kirche an der Ausgrenzung und Vernichtung jüdischen Lebens. "Gerade deshalb haben wir dafür einzustehen, dass Antisemitismus keine neue Heimat findet: nicht in unserer Gesellschaft und nicht in unserer Kirche", mahnt Dröge.

Der Israelsonntag erinnere daran, dass und Christen in der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 ein Zeichen der Treue Gottes zu seinem Volk sähen und zu einer grundsätzlichen Solidarität mit dem Staat Israel gerufen seien. Dazu gehöre eine verantwortliche und auch kritische Begleitung der Politik Israels", ergänzt der Berliner Bischof. (epd)