"Brot für die Welt" fordert Regeln für Palmölproduktion

Wachsende Nachfrage auf Kosten des Regenwaldes

23. Mai 2014

Plantage mit Dendé-Palmen in Brasilien

Für die Produktion von Palmöl muss es nach Ansicht evangelischer Entwicklungsorganisationen weltweit strengere Menschenrechts- und Klimastandards geben. Die steigende Nachfrage nach Palmöl führe zu einem massiven Flächenverbrauch und der Rodung von Regenwald, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie von "Brot für die Welt" und der Vereinten Evangelischen Mission.

Die größten Palmöl-Produzenten sind Malaysia und Indonesien, die rund 86 Prozent der weltweiten Erntenmengen erzeugen. Der Studie zufolge gibt es in Indonesien mindestens 500 ungelöste Landkonflikte zwischen Palmöl-Firmen und Einwohnern, die von Vertreibung bedroht sind.

Als unzureichend bewerten die Autoren der Studie den "Runden Tisch Nachhaltiges Palmöl". Die freiwillige Initiative führender Palmöl-Produzenten, -Händler und -Käufer zertifiziere Plantagen, die aber wesentliche Umwelt- und Arbeitsstandards nicht einhielten, sagte der indonesische Umweltschützer Abetnego Tarigan. Dabei profitierten die Unternehmen von einer intransparenten Genehmigungspolitik der Behörden. Auch die Landrechte der Gemeinden würden übergangen.

Der Menschenrechtsexperte Jochen Motte von der Vereinten Evangelischen Mission fordert deshalb von den Regierungen der palmölproduzierenden Staaten klare gesetzliche Vorgaben für die Unternehmen und Kontrollen. Auch müsse die Bundesregierung dafür sorgen, dass deutsche Unternehmen grundlegende Standards bei ihren Auslandsinvestitionen einhalten. Die Nahrungsexpertin Carolin Callenius von "Brot für die Welt" forderte sogar einen Verzicht auf Palmöl in Deutschland, "solange nicht geklärt ist, welche Auswirkungen die Produktion auf das Klima hat".

Laut der Studie "Nachhaltiges Palmöl - Anspruch oder Wirklichkeit?" ist die Erzeugung von Palmöl in den vergangenen 30 Jahren um das Zehnfache angestiegen. Palmöl und Palmkernöl machten zusammen mittlerweile rund 39 Prozent der weltweiten Produktion von Pflanzenölen aus. Palmöl dient überwiegend der menschlichen Ernährung. In Europa wird es vor allem auch als Rohstoff in der Chemieindustrie, als Treibstoff und als billiger Energieträger eingesetzt. Jeder zehnte Liter Biodiesel werde inzwischen auf der Grundlage von Palmöl hergestellt. Plantagen gibt es auch im afrikanischen Tropengürtel sowie in Zentral- und Südamerika.

Der Studie zufolge ist eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigem Öl zu erwarten, wenn zum Ende des Jahres in der EU Palmöl auf den Etiketten der Nahrungsmittel deklariert werden muss. Bislang gibt es zwei Palmöl-Siegel, die aber den Experten zufolge nur unzureichend Aufschluss über die tatsächlichen Produktions- und Handelswege informieren. Motte sagte mit Blick auf die geplante Revision der EU-Kraftstoffverordnung, Torfböden, Regenwald und Bauernland müssten bei der Vergabe von Palmöl-Konzessionen künftig ausgeschlossen sein. (epd)