Regisseur Gröning fordert mehr Mut von Filmemachern

Ökumenische Jury bei der Berlinale vorgestellt

10. Februar 2014

Der Berlinale Palast

Der Regisseur Philip Gröning hat die Filmindustrie zu mehr Mut zu unbequemen Themen aufgerufen. Das Kino habe angefangen, „extrem relevante Themen auszublenden“, kritisierte Gröning („Die Terroristen“, „Die große Stille“) am Sonntagabend beim Ökumenischen Empfang der Berlinale. Er habe Menschen außerhalb der Filmindustrie schon seit 15 Jahren nicht mehr über Filme streiten hören. Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, mahnte einen verantwortungsvollen Umgang mit Filmen als kulturellem Erbe an. Bei dem Empfang wurde auch die Ökumenische Jury vorgestellt, die am Samstag, 15. Februar, ihre Preise vergibt.

Gröning sagte weiter, in Deutschland schaffe es trotz großzügiger Filmförderung schon seit 15 bis 20 Jahren kaum ein Nachwuchsregisseur noch, über seinen ersten Film hinaus auf der Leinwand zu existieren. Spätestens nach dem dritten Kinofilm „verschwinden sie ins Fernsehen“. Der 54-Jährige forderte mehr Mut von Filmemachern: „Wichtige Themen sind da und müssen auch behandelt werden.“ Er betonte: „Das Publikum kann was Schweres ertragen.“ Mit Blick auf die Flüchtlingsdramen vor Lampedusa sagte Gröning, ihm fehle auch ein Film „über die ganzen Mittelmeertoten“.

Die EKD-Kulturbeauftragte Bahr sagte, Kinofilme seien immer auch Zeitzeugen: „Sie erzählen Geschichten und schreiben so auch an der Geschichte mit. Wer das Kino unterschätzt, hat immer schon verloren.“  Filme seien nicht nur gewinnbringende Produkte der Industrie, sondern „kulturelles Erbe, das es zu pflegen gilt“. In Frankreich habe man dies längst erkannt. Auch Deutschland müsse anfangen, sein filmkulturelles Erbe systematisch zu sichern. Dies erfordere Geld, kulturpolitische Kraftanstrengungen – und auch das Engagement der Kirchen.

Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Gebhard Fürst, würdigte den britischen Regisseur Ken Loach („The Wind That Shakes The Barley“), der in diesem Jahr mit dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird. „Seine Filme leben von der Authentizität der Bilder des einfachen Lebens und der mitfühlenden Anteilnahme am Leben der kleinen Leute“, sagte er. Kein anderer Regisseur sei häufiger mit kirchlichen Preisen ausgezeichnet worden.

Der 77-jährige britische Filmemacher und Stammgast bei den Filmfestspielen von Cannes erhielt 2004 bei der Berlinale den Preis der Ökumenischen Jury für den Film „Just a Kiss“ über die Liebesbeziehung zwischen einer Katholikin und einem Muslim.

Die Präsidentschaft der Ökumenischen Jury hat in diesem Jahr der Bremer Pastor Dirk von Jutrczenka. Ihm zur Seite stehen Karel Deburchgrave (Belgien), Gabriella Lettini (USA), Thomas Schüpbach (Schweiz), Christoph Strack (Deutschland) und Antonio Urrata (Italien). Die Preise werden am 15. Februar zusammen mit den Auszeichnungen der Unabhängigen Jurys verliehen. Die Jury vergibt ihren Hauptpreis für einen Film aus dem Wettbewerb, sowie je einen mit 2.500 Euro dotierten Preis für einen Film aus der Sektion Panorama und aus dem Programm des Forums. (epd)