Aufruf zu den Betriebsratswahlen 2014

Gemeinsame Erklärung der evangelischen und römisch-katholischen Kirche

21. Januar 2014

Nikolaus Schneider und Robert Zollitsch

Zur Teilnahme an den Betriebswahlen vom 1. März bis zum 31. Mai 2014 rufen die evangelische und die römisch-katholische Kirche auf. Gemeinsame erklären der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dazu:

„Vom 1. März bis 31. Mai 2014 finden in Deutschland wieder Betriebsratswahlen statt. Die Kirchen in Deutschland engagieren sich seit vielen Jahren gemeinsam mit den gewählten Arbeitnehmervertretungen in den Betrieben für eine solidarische und gerechte Arbeitswelt.
Die Betriebsräte setzen sich ein für die Belange ihrer Kolleginnen und Kollegen und übernehmen dabei große Verantwortung. Diese Aufgabe erfordert hohe Kompetenz, Durchsetzungsvermögen, aber auch Ausdauer und Geschick. Deshalb danken wir allen, die sich in den vergangenen Jahren in den Betrieben für diese wichtige Aufgabe zur Verfügung gestellt haben und sprechen ihnen auf diesem Weg unsere Anerkennung für ihren Einsatz aus.

Die künftigen Herausforderungen für die Arbeit der Betriebsräte werden von den Veränderungen der Erwerbsarbeit vorgegeben. Unsere Arbeitswelt hat heute zwei Gesichter:

Auf der einen Seite gibt die gestiegene Beschäftigungsrate den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Sicherheit und ermöglicht vielen ein gutes Einkommen. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern blicken deshalb in Deutschland viele Erwerbstätige mit Zuversicht in die Zukunft.

Auf der anderen Seite aber hat die gute wirtschaftliche Entwicklung ihren Preis: Der Druck auf die Beschäftigten nimmt weiter zu. Leistungsverdichtung und Mehrarbeit sind zu ständigen Begleitern der heutigen Erwerbsarbeit geworden. Die Folgen von permanenter Überforderung und Leistungsdruck äußern sich insbesondere in der Zunahme psychischer Erkrankungen, einer Entwicklung, die in den letzten Jahren zum Teil alarmierende Ausmaße erreicht hat.

Was wir heute brauchen, ist eine neue Debatte darüber, wie die Arbeit humaner gestaltet werden kann. Die Arbeit muss wieder stärker den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Damit dies möglich wird, braucht es Grenzen der Arbeit: Grenzen der Belastungen, Grenzen der zeitlichen Verfügbarkeit und Grenzen der Ökonomisierung. Vor allem gilt hierbei: Um das Ziel einer Humanisierung der Arbeit auf den Weg zu bringen, braucht es starke Interessensvertretungen in den Betrieben.

Für die anstehenden Betriebsratswahlen ermutigen wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich an den Wahlen zu beteiligen und von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Überlegen Sie bitte auch, ob Sie sich nicht selbst als Kandidatin oder Kandidat zur Verfügung stellen können. Betriebsräte und Arbeitnehmervertretungen leben von einer möglichst breiten Unterstützung sowie der Bereitschaft vieler, sich hierbei zu engagieren.“

Dr. h. c. Nikolaus Schneider
Erzbischof Dr. Robert Zollitsch