Der Herr ist mein Hirte

Ökumenischer Gottesdienst auf dem Feld des Ziegenhirten José-Maria Romero

01. Oktober 2012

Ökumenischer Gottesdienst auf dem HIrtenfeld

Mehr als 70 Menschen waren in La Mairena zu einem ökumenischen Gottesdienst der deutschsprachigen evangelischen und katholischen Kirchen an der Costa del Sol zusammengekommen. “ Für uns Pfarrer, die wir auch Pastoren genannt werden, ist es etwas ganz besonderes, inmitten einer Ziegenherde Gottesdienst zu feiern“, sagte der evangelische Geistliche Christof Meyer, der erst seit 3 Wochen an der Costa del Sol im Dienst ist.

Man fühle sich wie in der Zeit von Abraham, Isaak und Jakob und die Bibel sei voller Geschichten, die im Milieu der Hirten spielen. Auch Jesus, der in einem Stall geboren ist und allererst von Hirten angebetet wurde, hat sich selbst als „der gute Hirte“ bezeichnet. Und so war es für die Teilnehmer des Gottesdienstes eine einmalige Erfahrung, umgeben von Ziegen den 23. Psalm zu beten: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. 

Allerdings war der Anlass des Gottesdienstes in keiner Weise idyllisch:  „Wir haben uns hier versammelt, weil uns die Feuerbrunst in der Nacht vom 30./31. August geschockt und betroffen hat“, sagte der katholische Pfarrer Alfred Scheller in seiner Begrüßung. Deshalb sei der Gottesdienst ein Anlass zur Buße, die in der christlichen Tradition immer wieder auch ein Ruf zur Umkehr war.

Die Teilnahme eines Vertreters der spanischen Ökologiebewegung unterstrich diesen Aspekt des Gottesdienstes. Aber auch der Dank an Gott hatte einen Platz im Gottesdienst und der Dank an die Menschen, die geholfen haben: mutige Feuerwehrleute und die Piloten der Löschflugzeuge, die Polizei, Helfer, Nachbarn und Freunde und Menschen, die auch Fremden in der Nacht in ihren Wohnungen Unterkunft gewährt haben.

Am Ende des Gottesdienstes konnte sich die Teilnehmenden in ganz besonderer Weise segnen lassen: Mit Asche der Buße als Hinweis auf das, was wirklich zählt im Leben. Und mit geweihtem Wasser als Symbol des Lebens und der Neuwerdung. Mit beiden Elementen zeichneten Alfred Scheller und Christof Meyer das Kreuz auf die Stirn der Gottesdienstbesucher, die bei diesem Gottesdienst 1100 € zur Unterstützung des Ziegenhirten José-Maria spendeten, auf dessen Weide der Gottesdienst stattfand.

Damit unterstützte man eine Initiative der beiden deutschen Rentner Otto Grub und Hans Baumgärtner aus La Mairena, die gleich nach dem Brand eine spontane Hilfsaktion ins Leben gerufen hatten für den Ziegenhirten, der durch die Brandkatastrophe viele Tiere und einen Großteil seines Weidelandes verloren hatte.

Sie setzten damit ein Zeichen christlicher Nächstenliebe und gelebter deutsch-spanischer Nachbarschaftshilfe. Und am Morgen nach dem Gottesdienst gab es dann ein Zeichen des Himmels: der erste starke Regen seit Monaten an der Costa del Sol: ein Segen für die verbrannte Erde!