Was ein schwedischer Krimi mit der Reformation zu tun hat

Nikolaus und Anne Schneider beteiligen sich an Buchtauschaktion der Lutherdekade

10. Februar 2012

Das Ehepaar Schneider bei der Buchtauschaktion in Köln

Ein schwedischer Krimi eröffnet einen neuen Blick auf Kernfragen der Reformation – das war eine der durchaus überraschenden Erkenntnisse, den die Besucher des Pavillons an der Kölner AntoniterCitykirche am Freitag gewinnen konnten. Dort steht eines der achtzehn Buchregale, die Ende Oktober vergangenen Jahres von Berlin aus in die ganze Bundesrepublik geschickt wurden. Jedes Regal bildet einen Buchstaben des Satzes „Am Anfang war das Wort“ – das Motto, das über dem Reformationsjubiläum 2017 steht, mit dem an den Thesenanschlag von Wittenberg vor 500 Jahren erinnert wird. Und jedes Regal bildet eine „Buchtauschzone“. Dort können Bücher kostenlos mitgenommen oder eigene eingestellt werden, oder, wie sogenannte bookcrosser es nennen: Bücher können „freigelassen“ oder „eingefangen“ werden. Über die Internetseite www.bookcrossing.com können alle Beteiligten den Weg der Bücher verfolgen und sich mit Gleichgesinnten über das Gelesene austauschen.

An diesem Freitag war prominenter Besuch in den Pavillon an der Antoniterkirche mitten in Kölns Fußgängerzone gekommen: Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, und seine Frau Anne hatten aus dem eigenen Buchbestand zuhause sechs Bücher ausgewählt, die sie der Buchtauschaktion zur Verfügung stellten. „Reformation bedeutet, einen neuen Blick auf Gott und meine Beziehung zu ihm zu entwickeln“, erklärte Schneider. „Der Glaube ist ein Beziehungsgeschehen, das fest auf der Schrift gegründet ist, aber stets mit Instrumenten auf der Höhe der Zeit zu vermitteln ist – und das können auch Dichter und Romanschriftsteller sein.“

Und dabei muss niemand Angst vor zentner- und gedankenschweren Wissenschaftswerken haben. Anne Schneider erklärte sehr anschaulich, wie der Kommissar in Hakan Nessers Krimi „Mensch ohne Hund“ mit Gott hadert. „Er fordert Gott heraus und möchte herausfinden, ob Gott für ihn da ist. Er erstellt eine Liste, in die er einträgt, inwieweit Gott sich ihm gnädig gezeigt hat oder inwieweit eben nicht. Das zieht sich durch die Folgebände – bis er irgendwann merkt, dass sich Gottes Gnade nicht auf diese Weise aus- und aufrechnen lässt.“ Hier findet sich Luthers Frage „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ auf aktuelle Weise neu durchbuchstabiert.

Auch das Buch „An der Arche um Acht“ von Ulrich Hub und Jörg Mühle wird vom Ehepaar Schneider in den Buchtausch eingebracht. Drei Pinguine sehen sich mit der Frage konfrontiert, was bedeutsamer ist: Gottes Gebot (oder zumindest das, was als solches übermittelt wurde), das besagt, dass von jeder Sorte nur zwei Tiere auf die Arche dürfen. Oder die Freundschaft der drei, die Wege sucht, dieses Gebot zu umgehen.

Nachdem der Ratsvorsitzende und seine Frau kurz erläutert haben, warum sie sich für diese und die vier weiteren Bücher entschieden haben, kleben sie die bookcrossing-Aufkleber ein. Jeder, der sich an der Buchtauschaktion beteiligen will, kann über www.bookcrossing.com Bücher anmelden, denen dann eine Identifikationsnummer zugeteilt wird. Diese wird in das Buch eingeklebt, bevor es „freigelassen“ und in eines der öffentlich zugänglichen Regale eingestellt wird. Auf der Webseite lässt sich dann nachverfolgen, welchen Weg das Buch geht und welche Gedanken andere Leserinnen und Leser in der Folge mit der Lektüre verbinden. „Wir haben mit Eliport, der Gemeinschaft der Evangelischen Büchereien einen tollen Partner für die Buchtauschaktion gewonnen“, freut sich Henning Kiene, der das Projekt für das Kirchenamt der EKD betreut. „Eliport hat den Grundbestand an Büchern beigesteuert und dabei sind viele Bücher von kleineren Verlagen, die man nicht in jedem Supermarkt oder auf den gängigen Beststellertischen findet.“ Nikolaus und Anne Schneider stöbern am Schluss selbst durchaus gebannt im Buchtausch-Bestand der AntoniterCitykirche.