Bewährte Gemeinschaft

Konsultation zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands und der Evangelischen Kirche in Deutschland

21. Juni 2011

Konsultation zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands und der Evangelischen Kirche in Deutschland

Vom 14. bis 17. Juni 2011 fand in Helsinki die turnusmäßige Konsultation zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands (ELKF) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) statt. Der Erzbischof der ELKF, Kari Mäkinen, und weitere kirchenleitende Mitglieder der finnischen Kirche haben die EKD-Delegation unter Leitung des stellvortretenden Ratsvorsitzenden, Landesbischof Jochen Bohl, warmherzig empfangen.

Die Gespräche unter dem Thema „Von der sichtbaren Einheit der Kirche“ dienten dem vertraglich vereinbarten Austausch der Kirchen und knüpften an die Verabredungen der letzten Konsultation in Ratzeburg (2008) und an die theologische Klausurtagung in Heidelberg (2010) an.

Zu Beginn erinnerten Erzbischof Mäkinen und der stellvertretende Vorsitzende des Rates, Landesbischof Bohl, in Dankbarkeit an die bewährte Gemeinschaft beider Kirchen, wie sie bereits im Vertrag zwischen der EKD und der ELKF von 2002 betont wurde. Die darin festgestellte Übereinkunft im Verständnis von Wort und Sakrament bildet auch für die Zukunft ein tragfähiges Fundament für alle theologischen Diskussionen, die im Blick auf noch bestehende Unterschiede im Verständnis von Amt und Ordination von Bischöfen auch in Zukunft weiterzuführen sind.

Gleichzeitig wurde in verschiedenen Berichten über das kirchliche Leben deutlich, dass große gesellschaftliche Herausforderungen beide Kirchen in ähnlicher Weise betreffen: sowohl in Finnland als auch in Deutschland bringen sinkende Mitgliederzahlen eine Beeinträchtigung der ökonomischen Situation der Kirchen mit sich. Die Überalterung der Gesellschaft und die Abwanderung junger Menschen aus ländlichen Regionen in urbane Zentren erschwert die flächendeckende pastorale Versorgung. Auch stellt der fortschreitende Traditionsabbruch die Selbstverständlichkeit kirchlicher Arbeit vor Ort immer mehr zur Disposition, was zugleich nach einer stärkeren missionarischen Ausrichtung der kirchlichen Arbeit in unseren Ländern fragen lässt. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit beider Kirchen liegt in der Herausforderung, diejenigen Seniorinnen und Senioren, die lange im Ausland gelebt haben und nicht mehr in ihr Ursprungsland zurückkehren können, besondere Zuwendung erfahren zu lassen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Konsultation lag auf der Information und dem Austausch über das jeweilige Engagement in den ökumenischen Verbünden. Während die Vertreter der ELKF insbesondere die Arbeit im Rahmen der Porvoo-Kirchengemeinschaft akzentuierten, berichteten die Vertreter der EKD von den Prozessen in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und in der Meissen-Kommission. Beide Kirchen schätzen sich zugleich als engagierte Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und in der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). In den derzeitigen Umstrukturierungsprozessen dieser Verbünde verfolgen EKD und ELKF ähnliche Anliegen, insbesondere die Verbesserung und Intensivierung der ökumenischen Zusammenarbeit auf der Grundlage einer transparenten Organisationsstruktur.

In ihren theologischen Vorträgen zum Thema „Die sichtbare Einheit der Kirchen“ legten Bischof Dr. Matti Repo (Tampere) und Bischof Martin Schindehütte (Hannover) gemeinsame Perspektiven dar und markierten gleichzeitig verschiedene Akzente im Blick auf das notwendige und/oder zufriedenstellende Ausmaß der sichtbaren Einheit der Kirchen.

Im Rahmen der Konsultation besuchten die Delegationen auch die Deutsche Gemeinde in Finnland mit Sitz in Helsinki. Im Rahmen einer Begegnung mit dem Bischof der schwedisch-sprachigen Diözese von Borgå, Björn Vikström, und in der Diskussion mit Mitgliedern der Deutschen Gemeinde kam es zu aufschlussreichen und klärenden Gesprächen über die spezielle Situation der Gemeinde und ihrer Stellung innerhalb der ELKF.

Ebenso wurde über die Arbeit des Zentrums der finnischen kirchlichen Arbeit in Deutschland berichtet. In diesem Zusammenhang kamen einige praktische Fragen auf, u.a. die wünschenswerte unentgeltliche Nutzung von Kirchenräumen durch die finnischen Gemeindegruppen in Deutschland. Diese Fragen sollen im Rahmen einer Arbeitsgruppe bis Ende des Jahres 2011 einvernehmlich bearbeitet werden.

Feierliche Höhepunkte der Konsultation bildeten die Verleihung der der Michael-Agricola-Medaille an Landesbischof Jochen Bohl und Bischof Martin Schindehütte sowie der Empfang bei der Bischöfin von Helsinki, Irja Askola.

Es wurde vereinbart, dass die nächste Konsultation zwischen der ELKF und der EKD im Jahr 2014 in Deutschland stattfinden soll.