Eine Stadt verzaubert bis zum Schluss

In Dresden ging am Sonntag der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende

06. Juni 2011

Abschlussgottesdienst des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dresden:  die Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt und der sächsische Landesbischof Jochen Bohl bereiten das Abendmahl vor (Foto: epd-bild / Stefan Arend)

Der letzte Tag des Protestantentreffens beginnt für manche Besucher mit einem Fußbad in der Elbe: Sie suchen Abkühlung bei hochsommerlicher Hitze. Unterdessen strömen immer mehr Menschen an beide Ufer des Flusses: 120.000 Menschen kommen zum großen Abschlussgottesdienst des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dresden.

Die vergangenen Tage beim großen Christentreffen sind selbst für erfahrene Kirchentagsbesucher einmalig gewesen: Die Stadt mit ihrem barocken Flair, dem Fluss, den Kunstschätzen und der oft gepriesenen Gastfreundschaft hat sie in ihren Bann gezogen.

Beim Abschlussgottesdienst am Sonntag - das Thermometer zeigt 30 Grad - müssen die gras-grünen Kirchentagsschals auch mal als Kopftuch herhalten. Manche basteln sich einen Hut aus der Kirchentagsbeilage der Tageszeitung. Im Vorprogramm wird für die Samba-Melodie im Gottesdienst geübt. "Wenn sie nicht Samba tanzen können, dann suchen sie sich jemanden, der es auch nicht kann", macht die Moderatorin Mut.

Schon Wochen vorher haben die Techniker an einer verlässlichen Übertragung gefeilt. Angesichts der elbüberspannenden Liturgie keine leichte Aufgabe: Rund 6.000 Bläser stehen auf der einen, die Bühne mit Rednern auf der anderen Seite. Zudem ist das Open-Air-Finale nicht nur vom Wetter, sondern damit auch vom Pegelstand der Elbe abhängig.

"Wir haben einen großen Platz gesucht", berichtet der langjährige Kirchentagsgeschäftsführer Hartwig Bodmann. "Wenn man kein Risiko eingeht, dann kriegt man auch nie etwas Besonderes". Und Kirchentagspastor Joachim Lenz hat in der Vorbereitung vom "organisatorisch schwersten Gottesdienst" gesprochen, der jemals in Deutschland gefeiert wird.

Dann läuft alles nach Plan beim Schlussgottesdienst unter dem Motto "Dein Reich komme". Die Bläserchöre halten musikalische Zwiesprache über die Elbe hinweg, der Dresdner Kreuzchor verzaubert mit glasklaren Stimmen, das Abendmahl wird an beiden Ufern und sogar auf der Augustusbrücke ausgeteilt. Für diesen feierlichen Moment sind 100 Pfarrer und mehrere hundert Helfer vorbereitet worden. Eine Dresdner Pfarrerin, die Brot und Traubensaft nun mit austeilte, scheint zufrieden: "Es klappt gut."

In ihrer Predigt ermutigt Pfarrerin Ulrike Trautwein aus Frankfurt am Main zum aktiven Christsein. "Mitten unter uns ist noch so viel möglich." Das Leben hier und heute sei nicht alternativlos. Wo Menschen Irrwege nicht fortsetzten, wie etwa bei der Atomkraft, leuchte etwas vom Reich Gottes auf.

Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt verabschiedete sich von Dresden mit der Aufforderung, sich für den Frieden einzusetzen. "Es ist nicht schwer, ganz und gar auf der Seite derer zu stehen, die unter Krieg leiden, Flüchtlinge aufzunehmen, nicht abzuweisen." Und sie fordert eine rasche Energiewende. "Jetzt kommt es darauf an, wirklich auszusteigen, auf 100 Prozent erneuerbar." Den Tausenden Besuchern ruft sie zu: "Wir wollen so leben, dass auch unsere Kinder noch Luft zum Atmen haben, Bäume zum Klettern und Wiesen zum Toben."

Landesbischof Jochen Bohl zeigte sich am Schlusstag zufrieden mit dem Verlauf des Laientreffens mit rund 118.000 Dauerteilnehmern. Für ihn sei es vor allem eine "Mischung aus Leichtigkeit und Fröhlichkeit" gewesen. Und er sei bereit, wieder einen Kirchentag in Sachsen mit auszurichten. Denkbar wäre ein ökumenischer im Reformationsjahr 2017. Doch zuvor geht es noch weiter an der Elbe - 2013 in Hamburg. (epd)