„Hier kommt keiner mit sauberen Händen raus“

Ratsvorsitzender Schneider im Gespräch mit Verteidigungsminister de Maizière

04. Juni 2011

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (li.) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, diskutierten beim Kirchentag über Auslandseinsätze. (Foto: epd-bild / Stefan Arend)

Für den EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider müssen Diplomatie und Politik Vorrang haben vor Vergeltung und Militärschlägen. Er habe die große Sorge, dass die Politik eher auf "einfachere und schnellere Lösungen" wie einen Militäreinsatz baue, statt sich mit komplizierteren Alternativen auseinanderzusetzen, sagte der rheinische Präses am Freitag auf dem evangelischen Kirchentag in Dresen bei einer Debatte mit Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU).

"Wir werden schuldig durch Tun - und durch Unterlassen", erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Es sei immer eine Gratwanderung, das Richtige zu tun. "Wir haben es hier mit einer Fragestellung zu tun, wo keiner mit sauberen Händen rauskommt", erläuterte Schneider. Er sei froh, dass "wir in Deutschland sowohl in der Bundeswehr als auch in Ministerien Menschen haben, die sich solche Entscheidungen als Christenmenschen nicht leichtmachen".

De Maizière hatte zuvor die Notwendigkeit militärischer Eingriffe betont. "Wir beten um Erlösung und Frieden in der Welt", erläuterte er: "Durch Gebete allein wird die praktische Welt aber nicht verbessert." Der Verteidigungsminister sagte, jeder müsse Verantwortung für sein Tun übernehmen, allerdings auch für sein Unterlassen: "Das wird dazu führen, dass wir in unserem Handeln schuldig werden."

Wenn der Friede oder die Menschenrechte "fundamental verletzt werden", sei ein Eingreifen gerechtfertigt. Als wichtiges Land in der Welt, das seinen Wohlstand aus der Welt und im Handel mit ihr verdiene, müsse man auch Verantwortung wahrnehmen, erläuterte de Maizière. Er wandte sich gegen den Begriff des gerechten Krieges: "Den gibt es nicht, wohl aber den gerechtfertigten Krieg." (epd)