„Hier will ich spielen“

Am 28. Mai ist Weltspieltag - Kinder markieren ihre liebsten Spielorte

27. Mai 2011

Kind auf einem Spielplatz im Jahr 2010 in Karlsruhe. (Foto: epd-bild / Gustavo Alabiso)

Tommy und Annika hätten den Limonadenbaum markiert. Da, wo der feine Herr in Pippi Langstrumpfs Garten eine "alte verfaulte Eiche" sieht, steht in den Augen der Kinder "ein so schöner Baum, in dem man fein herumklettern kann. Und dann ist er hohl, da kann man auch hereinkriechen", heißt es in "Pippi geht an Bord". Und es wächst Limonade in dem Baum. Und auch Schokolade. "An den Donnerstagen". Klarer Fall: "Hier will ich spielen."

Für den diesjährigen Weltspieltag am 28. Mai hat das Deutsche Kinderhilfswerk 5.000 Fähnchen und Aufkleber mit eben dieser Aufschrift "Hier will ich spielen!" gedruckt. Damit können Kinder in ganz Deutschland ihre Lieblingsspielorte markieren - Böschungen, Bachläufe, das Versteck im Hinterhof, den Parkplatz, der sich gut zum Inlinern eignet.

"Spielorte neu entdecken" lautet das Motto. Ob in der großen Kalkhalde im nordrheinischen Würselen, in einem Wäldchen in Wolfsburg oder mitten in der Neanderthalerstadt Mettmann - an mehr als 100 ungewöhnlichen Orten wird am vierten Weltspieltag gespielt.

"Wir wollen mit einem solchen Aktionstag zum Nachdenken darüber anregen, wo überhaupt noch Orte zum Spielen zu finden sind", sagt Holger Hofmann vom Deutschen Kinderhilfswerk. Es gebe viel zu wenig Spielräume, die sich Kinder eigenständig aneignen könnten, die nicht als offizieller, durchgeplanter Spielplatz ausgewiesen seien.

"Kinder spielen seltener draußen", sagt er. Das freie Spiel gehöre zu den Dingen, "die auf klammheimliche Weise verloren gehen". Es gebe immer mehr Ruhe bedürftige Erwachsene, Beschwerden wegen Kinderlärm, aber auch Angst um die Kinder.

Unter dem Dach des Deutschen Kinderhilfswerkes hat sich bereits 2008 das "Bündnis Recht auf Spiel" gegründet. Die Fachleute sehen sich als Lobby für Kinder und wollen "das Recht auf freies Spiel - jederzeit und überall" durchzusetzen.

"Spielraum fängt in den Köpfen an", sagt auch die Kinderbeauftragte in Weimar, Steffi Engelstädter. Sie arbeitet daran, dass Kinder "Räume zurückerobern können". Dabei geht es nicht um zusätzliche Spielplätze, wie Engelstädter sagt, sondern darum, den öffentlichen Raum "miteinander zu teilen".

Welche Orte die Weimarer Kinder mit Fähnchen und Aufkleber markiert haben, soll am Weltspieltag bei einem Spielfest auf dem Theaterplatz präsentiert werden. Der Platz in Weimar ist selbst schon ein gutes Beispiel für die "Rückeroberung von Spielräumen", denn er wird wie viele andere städtische Plätze auch, von Skatern "bespielt". Bänke, Poller oder Abstandshalter sollen in Weimar nur dann aufgestellt werden, wenn sie auch einen Spielwert für Kinder haben.

"Das, was wir aus unseren Spielplätzen machen, liegt auch an uns und unserer Fantasie", erklärte der Pädagoge Dieter Höltershinken bereits in den sehr spielplatzkritischen 70er Jahren. Pädagogen wie er haben wenig Verständnis für Eltern, ihren gelangweilten Kindern auf dem Spielplatz erwidern: "Aber wir sind doch auf dem Spielplatz, geh mal schön spielen."

Nicht umsonst hat die Stadtteilrunde Südstadt in Hannover ihr Projekt zum Weltspieltag unter das Motto "Komm, spiel mit mir!" gestellt. Dabei wollen Kinder und Jugendliche aus der Südstadt den Erwachsenen an ihren Lieblingsorten ihre liebsten Spiele und ihre eigenen Spielregeln zeigen - damit die Großen selbst mal wieder spielen. (epd)