Persönlich und berührend

VELKD prämiert Preisträger des Erzählwettbewerbs zur Vaterunser-Bitte

05. November 2010

Pastor i. R. Dietrich Otto (1. Preis), Wolfgang Osterhage (Wachtberg-Niederbachem bei Bonn), Gisela Bröckel (Bielefeld), beide teilten sich den 3. Preis. Der Gewinner des 2. Preises, Wolfgang Kopplin (Plettenberg), war leider verhindert.

„Rio de Janeiro hat seine unzähligen Lichter angemacht. Das Rauschen der Brandung am berühmten Strand von Copacabana vermischt sich mit dem Rauschen des Verkehrs.“ – Die Kurzgeschichten des VELKD-Wettbewerbs entführen in die weite Welt. Und sie bleiben doch ganz nahe und persönlich. Sie berühren und bewegen.

Über siebzig Kurzgeschichten zur Vaterunser-Bitte „Unser täglich Brot gib uns heute“ wurden in diesem Sommer bei dem Erzählwettbewerb eingereicht. Als „bewegende Zeugnisse, die zum Nachdenken anregen“ hat Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk die Erzählungen der Preisträger jetzt gewürdigt.

Bei der Verleihung der Preise im Rahmen des Ökumenischen Abends der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) am 4. November sagte Frau Barraud-Volk, die ausgezeichneten Geschichten eröffneten „neue Horizonte“ bei der Interpretation der Brot-Bitte des Vaterunsers. Aus dem Thema der letztjährigen Generalsynode, das auch als Motto über der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in diesem Jahr in Stuttgart stand, war die Idee dieses Erzählwettbewerbs entwickelt worden.

Nach Südamerika entführt zum Beispiel Dietrich Otto seine Leserinnen und Leser. In der mit dem ersten Preis ausgezeichneten Kurzgeschichte „Und der Christus lächelt nicht“ erzählt der pensionierte Hamburger Pastor von dem verzweifelten Ringen um Gerechtigkeit. Mit dem Linienbus 127 ist der Ich-Erzähler auf dem Weg durch Rio de Janeiro. Doch der Tourist wird verwickelt in den harten Alltag der lateinamerikanischen Millionenstadt.

Auch die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger bleiben in ihren Erzählungen im Ich-Stil ganz persönlich. Sie versetzen ihre Leserinnen und Leser an andere Orte und in andere Zeiten. Auf den Pausenhof der Schule und in die Zeit des zweiten Weltkriegs (Wolfgang Kopplin, zweiter Preis), in die Nachkriegszeit (Gisela Bröckel, dritter Preis) oder ins ferne Lettland (Wolfgang Osterhage, ebenfalls dritter Preis).

„Die Bitte um das tägliche Brot beten Menschen heute in ganz unterschiedlichen Situationen: in der des Überflusses und des Mangels“, hieß es zur Begründung des Erzählwettbewerbs. Für viele Menschen in allen Regionen der Welt – selbst in Deutschland – gehe es ausschließlich um die Sicherung ihrer Nahrung und damit des täglichen Überlebens. „Brot ist im Vaterunser aber auch als Synonym zu verstehen für unsere Bedürfnisse, die über das Essen und Trinken hinausgehen: Leben in Gemeinschaft untereinander und mit Gott, Solidarität und gegenseitiger Achtung.“ Vor diesem Hintergrund waren Gemeinden und Einzelpersonen eingeladen, ihre „Brotgeschichte“ zu erzählen – Erlebnisse und Erfahrungen des Mangels sowie geschenkter Fülle.