2010: Ein Jahr im Zeichen Melanchthons

27. Dezember 2009


Nach Paul Gerhardt (2007), Johann Hinrich Wichern (2008) und Johannes Calvin (2009) soll das Jahr 2010 ein ganz Großer der evangelischen Theologie prägen: Philipp Melanchthon. Er war Reformator, Theologe, Humanist, Gelehrter und der engste Freund Martin Luthers.

„Reformation und Bildung“ heißt deshalb das Themenjahr 2010 der Lutherdekade, denn schon seine Zeitgenossen versahen Melanchthon mit dem Label „Lehrer Deutschlands“. Mit einem Festwochenende vom 16.-18. April 2010 und einem Festakt am 19. April 2010 wird die Evangelische Kirche in Deutschland seines 450. Todestages gedenken.

Lange stand der Wittenberger Reformator in Martin Luthers Schatten. Noch im 19. Jahrhundert fürchtete man, ein Melanchthondenkmal könne Luthers Ruhm schmälern. Heute stehen sie einträchtig auf dem Wittenberger Marktplatz und erinnern daran, dass beide Hand in Hand für die Erneuerung der Kirche im 16. Jahrhundert stritten. Die nebeneinander liegenden Gräber in der Schlosskirche bezeugen, dass den Zeitgenossen nicht nur ihre Freundschaft sondern auch ihre jeweilige Bedeutung für die Reformation bewusst war.

Als Philipp Schwarzerdt wurde der Sohn eines Waffenschmieds am 16. Februar 1497 im badischen Bretten geboren. Während seines Studiums begann er die griechische Übersetzung seines Namens „Schwarzerdt“ zu verwenden:  Melanchthon

Philipp Melanchthon  starb am 19. April 1560 und wurde in der Wittenberger Schlosskirche neben Luther begraben. Anlässlich seines 450. Todestages erinnern die evangelischen Kirchen in Deutschland mit dem Melanchthonjahr 2010 an sein Wirken.

Melanchthon war das, was man heute ein Wunderkind nennen würde: Bereits mit 14 Jahren erwarb Melanchthon an der Heidelberger Universität den Baccalaureus, 17-jährig in Tübingen den Magistergrad. 1518 holte Kurfürst Friedrich der Weise den 21-Jährigen im Zuge der Universitätsreform auf den neuen Lehrstuhl für Griechisch nach Wittenberg. Dort lernte er Luther kennen und wurde zu einem wichtigsten Vor- und Mitdenker der Reformation. Der Professor, Rektor und Reformer der Universität schloss sich ein Jahr später der Reformation an.

Melanchthon war der wichtigste Mitarbeiter Luthers bei dessen deutschsprachiger Bibel-Übersetzung, da er hervorragend Hebräisch, Griechisch und Lateinisch beherrschte. Mit den 1521 veröffentlichten "Loci Communes" und dem Augsburger Bekenntnis ("Confessio Augustana") aus dem Jahr 1530 formulierte Melanchthon im Wortsinne „Grund-Sätze“ des evangelischen Glaubens.

Mit dem Augsburger Bekenntnis wollte er eine gemeinsame theologische Grundlage von reformatorischer und katholischer Lehre schaffen, was ihm allerdings nicht gelang. Bis zuletzt hoffte er, dass es nicht zu einer Kirchenspaltung kommen würde. So setzte er sich immer wieder bis zum Augsburger Religionsfrieden (1555) für eine Einigung der christlichen Konfessionen ein.

Auch als Lehrmeister wurde Melanchthon bekannt. Die „Confessio Augustana“ ist heute einer der wichtigsten Bekenntnisschrift des Protestantismus.
Schon zu Lebzeiten erhielt Melanchthon den Ehrentitel "Praeceptor Germaniae" (Lehrer Deutschlands). Er schrieb auch Grammatiken für Latein und Griechisch sowie Unterrichtswerke für Physik, Geografie und Geschichte für Schulen und Universitäten. In schulischen Angelegenheiten sowie bei der Gründung neuer Schulen wurde er oft um Rat gefragt und schrieb Lehrpläne.

Bei aller Bildungsbeflissenheit wusste Melanchthon aber auch um die Grenzen menschlichen Denkens und Forschens. Es ist von ihm ein schöner Satz überliefert, zur schwierigen theologischen Frage der Trinität: „Wir sollen die Geheimnisse der Gottheit nicht ausforschen, sondern anbeten“