Reformiert ist anders

Der unbekanntere Zweig der Reformation

18. Dezember 2009


Damals seien sie „ganz schön mutig“ gewesen, meint der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt. Ob die Legende stimmt, dass Ulrich (Huldrych) Zwingli, einer der Reformatoren der Schweiz, mitten in der Fastenzeit bei einem Wurstessen war, bestätigt er zwar nicht, meint aber: Wenn sie damit zeigen wollten, was sie alles durften, sollen sie „meinetwegen bis heute Wurst essen“. Allein darum, in der Fastenzeit etwas zu tun, was Fürsten, Könige und Bischöfe verboten haben, macht die Reformation allerdings nicht aus.

Im 16. Jahrhundert waren nachdenkliche Theologen, Priester und Mönche unbeins mit ihrer Kirchenleitung in Rom: 1517 schlug Martin Luther seine Thesen in Wittenberg an die Schlosskirche um gegen den Ablasshandel der Kirche zu protestieren; 1522 widersprach Zwingli als Leutpriester in Einsiedeln (Schweiz) der Fastenpraxis der katholischen Kirche, aber in den Jahren danach auch manchem, was lutherischen Kirche von der katholischen Kirche übernommen hatte: Bilder in den Kirchen, das Verständnis des Abendmahls. Sein Ziel war, dass in der Kirche nur geschehen darf, was ausdrücklich biblisch begründet war. Mehr als zehn Jahre später setzte in der Schweiz der Franzose Johannes Calvin die Reformation fort. Er begann Gesellschaft und Kirche gemeinsam zu denken und erarbeitete in Genf eine strenge Kirchenzucht, die auch das Leben miteinander regelte.

So entstanden im 16. Jahrhundert unterschiedliche Stränge der evangelischen Kirche: die Lutherischen auf der einen Seite, die Reformierten auf der anderen. Jann Schmidt, Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer (Ostfriesland), aber zuständig für reformiert-evangelische Gemeinden überall in Deutschland, erläutert in dem neuesten Comic-Videoclip aus der Reihe „E-wie-Evangelisch“, was es heißt „reformiert“ zu sein und warum er darauf stolz ist. Zu Ende geht in diesen Wochen das Calvinjahr, das evangelische Christen – Lutherische und Reformierte – zu Erinnerung an den 500. Geburtstag von Johannes Calvin in diesem Jahr gemeinsam gefeiert haben. Die Reformatoren aus der Schweiz haben das Wort Gottes neu und noch intensiver in den Mittelpunkt gestellt, alles andere aus dem Gottesdienst verbannt. Sie haben aber auch erkannt, so Jann Schmidt, dass die Reformation der Kirche kein Zeitpunkt am Ende des Mittelalters war, sondern ein nie zu Ende gehender Prozess.

In der Comic-Videoreihe „E-wie-Evangelisch“ erläutern Theologinnen und Theologen wichtige evangelische Begriffe. Produziert werden die Video-Clips vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn) im Auftrag der EKD. Zu sehen sind sie allerdings nicht nur auf kirchlichen Internetportalen wie www.ekd.de, www.evlka.de oder auch auf www.evangelisch.de, sondern dort, wo die kurzen Internetfilme zu Hause sind: www.youtube.de und auf anderen Clip-Portalen. Und bei www.hitradioantenne.com gibt es die kurzen Erklärung auch als Audiofassung. Und wer mehr wissen will, findet unter www.e-wie-evangelisch.de ein ganzes Lexikon mit spannenden Erklärungen zu Begriffen des Glaubens. Die ersten sechs Folgen der unterhaltsamen und lehrreichen Reihe gibt es nun auch unter dem Titel „Und was glaubst Du“ beim Lutherischen Verlagshaus Hannover.