Lebendige Lutheraner im "Big Apple"

Bischof Huber betont Verbundenheit der EKD mit deutscher Gemeinde in New York

24. September 2007


Die 22. Straße West ist eine Oase der Ruhe im lauten, grellen und immer schnellen New Yorker Stadtteil Manhattan. Ein idealer Ort für ein Gotteshaus: Hier steht die St. Pauls-Kirche der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde. Am Sonntag herrschte unter den Gläubigen Spannung. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, und eine EKD-Delegation besuchten den Gottesdienst.

"Ihre Visite ist für uns eine große Ehre", begrüßte Pastor Wilfried Wassermann seine Gäste aus der alten Heimat. Und auch die Gemeindemitglieder hießen die Delegation herzlich willkommen: "Ja, wenn so ein hochrangiger Bischof aus Deutschland kommt, ist das schon etwas besonderes", betonte der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Joachim Rennstich. Der Globalisierungsexperte lehrt Politikwissenschaft an New Yorks Fordham Universität.

Bischof Huber fand sichtlich Gefallen an der neugotischen Kirche aus dem Jahr 1897 - und an der herzlichen Aufnahme. "Wir freuen uns über die enge Verbundenheit über den Ozean hinweg", sagte Huber während seiner Predigt. Die Mitglieder der einzigen Gemeinde New Yorks, in der Deutsch die Hauptsprache ist, hörten die ermunternden Worte des Bischofs gern.

Nach dem Gottesdienst wurde aufgetischt: typisch deutsche Gerichte, versteht sich. Leberkäse mit Kartoffelsalat, danach Kaffee und Apfelkuchen. "Die Gemeinde ist natürlich auch ein Stück alte Heimat", sagt Edith Walz und wischt die Küche im Gemeindesaal blank. Sie kam 1962 aus Heidelberg in die USA.

Die EKD unterstützt die Gemeinde und entsendet den Pastor: Wilfried Wassermann wirkt seit vier Jahren im Big Apple, vorher betreute er eine Pfarrei im beschaulichen Gomaringen in Baden-Württemberg. "In Deutschland steht die Kirche praktisch mitten im Dorf, jeder kennt die Kirche", erzählt er. "Hier, im Dschungel von New York, wissen viele Deutsche überhaupt nicht, dass wir existieren." Um das zu ändern, rühren Wassermann und der Gemeinderats-Vorsitzende Rennstich kräftig die Werbetrommel. So marschierte eine Gruppe der Gemeinde mit bei der traditionellen Steuben-Parade durch New Yorks Straßenschluchten. Seitdem ist die Kirche wieder etwas bekannter.

Wassermann will besonders die Kleinsten an die Gemeinde heranführen. "Die Kinder haben bei uns ihren eigenen Gottesdienst", sagt er und zeigt auf die große Schar von Jungen und Mädchen. Eine Mutter, Carolina Burnett, hat wie immer ihre beiden Kids mitgebracht: Alex, acht Jahre, und Franziska, elf Jahre. "Ich bin mit einem Amerikaner verheiratet", sagt sie. "Damit die Kinder deutsche Tradition und natürlich den Glauben kennenlernen, kommen wir in die Gemeinde", sagt sie und schüttet Kaffe nach.

Begonnen hatte alles im Jahr 1841: Damals trafen sich deutsche Einwanderer zum lutherischen Gottesdienst. In den mehr als 150 Jahren ihres Bestehens erlebte die Gemeinde Höhen wie den Bau der Kirche St. Paul. Und sie erlebte Tiefen wie die beiden Weltkriege als Deutsche gegen Amerikaner kämpften. Heute ist die Gemeinde wieder obenauf. Der EKD-Ratsvorsitzende Huber konnte sich ein Bild von der Lebendigkeit der Lutheraner in New York machen.