Öffne meine Augen

Empfehlung als Film des Monats August

02. August 2005


Die Jury der Evangelischen Filmarbeit hat den spanischen Film "Te doy mis ojos" (Öffne meine Augen) als Film des Monats August ausgezeichnet, der ab 4. August in den Kinos startet:

In Panik verlässt Pilar mit ihrem kleinen Sohn Juan die eheliche Wohnung. In Hausschuhen flieht sie zu ihrer Schwester Ana, der sie schluchzend in die Arme fällt. Nach Jahren der Demütigung und körperlicher Attacken durch Antonio, ihren Mann, hält sie es nicht mehr aus. Ana entdeckt das ganze Ausmaß des Leidens ihrer Schwester und drängt sie, sich scheiden zu lassen. Mit dem Versprechen, sich zu ändern, versucht Antonio, Pilar zurück zu gewinnen. Kleine Geschenke und die Teilnahme an einer Therapie sollen die Ernsthaftigkeit seiner Absicht untermauern. Schließlich kehrt Pilar zu ihm zurück. Allerdings hat sie inzwischen eine eigene Arbeit gefunden und will sich zur Museumsführerin ausbilden lassen - eine Selbständigkeit, die Antonios Eifersucht und Wut erneut wecken. Nach einem massiven handgreiflichen und demütigendem Angriff verlässt ihn Pilar mit Hilfe ihrer Freundinnen endgültig, ohne dass Panik und Angst sie beherrschen.

Gewalt in der Ehe ist ein brisantes Thema, weil es von öffentlichem Schweigen und individueller Scham umgeben ist. Auf beklemmende Weise zeigt der Film die psychischen Verstrickungen, die über Jahre hinweg zur Verheimlichung der erlittenen Gewalt führen. Antonios Versuche, seine Affekte zu kontrollieren, scheitern, weil er selbst voller Angst ist und sich als unterlegen empfindet. Pilar wiederum vermag sich aus ihrer ambivalenten emotionalen Bindung an ihn nicht zu lösen. Das Gefühl, dass sich die angestaute Aggression des Mannes gegen die zerbrechlich wirkende Frau jederzeit entladen kann, wird allein durch die konzentrierten Dialoge und das intensive Spiel der Darsteller hervorgerufen. Zugleich werden Männer- und Frauenbilder sichtbar, die kulturell akzeptiert sind und zur Entstehung und Hinnahme von männlicher Gewalt in der Ehe beitragen. Der Film ermöglicht, jene Bilder und Rollen zu begreifen und zu überwinden, denen nach wie vor unzählige Frauen zum Opfer fallen.

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit ist ein unabhängiges Gremium. Evangelische Werke, Verbände und Einrichtungen benennen in zweijährigem Turnus die acht Mitglieder der Jury. Sie erfüllt ihren Auftrag im Rahmen des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP). Sie hat bis heute an die 600 Spiel- und Dokumentarfilme als Filme des Monats ausgezeichnet.