Abendmahlskelche kehren in ihre Kirche zurück

Bischof Schindehütte übergibt Abendmahlsgeräte an polnische Kirchengemeinde

23. Juni 2008


Diese liturgischen Gefäße (Vasa Sacra) haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Jetzt steht ihnen noch eine ungewöhnliche, weitere Reise bevor - dann sind sie angekommen, wo sie einmal hingehörten und wieder hingehören sollen: in der Friedenskirche im polnischen Jawor (Jauer). Zwei kostbare Silberkelche, ein Oblatenteller (Patene), eine Oblatendose und ein kleines Kreuz werden in wenigen Tagen vom Leiter der Amtsstelle der Union Evangelischer Kirchen (UEK), Bischof Martin Schindehütte, an ihren ursprünglichen Bestimmungsort zurückgebracht. Dort werden sie der Diözese Breslau der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen geschenkt. Die Übergabe der wertvollen Geräte von deutschen in polnische Hände ist ein kirchen- und kulturpolitisch bemerkenswertes Ereignis. Entsprechend feierlich wird sie nun in der weltberühmten Friedenskirche vollzogen.

Zwischen Kinderspielzeug versteckt war das edlen Abendmahlsgerät nach Ende des Zweiten Weltkrieges von Jauer, das bis 1945 zur Kirchenprovinz Schlesien gehörte, in den Westen geschmuggelt worden. Das Ehepaar, das dieses Wagnis auf Bitten des letzten schlesisch-deutschen Gemeindepfarrers unternommen hatte, sorgte dafür, dass das mitgebrachte Gottesdienst-Gut unverzüglich nach Berlin gebracht wurde. Über die Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (EKU) gelangten die liturgischen Geräte dort in das Evangelische Zentralarchiv, wo sie bis heute verwahrt werden.

Jedes Teil der Vasa Sacra hat neben der gemeinsamen seine ganz eigene Geschichte. Die beiden Kelche waren der Gemeinde in Jauer in früheren Jahrhunderten vermacht worden. So stammt ein silberner Abendmahlskelch in eleganter Spätbarockform, gefertigt in Schweidnitz und gestiftet von „Gottlob Friedrich Freyher von Richthofen“, aus dem Jahr 1743. Der zweite, etwas kleinere vergoldete Silberkelch stammt aus Berlin und gelangte 1846 nach Jauer. Die übrigen Geräte kamen Anfang des 20. Jahrhunderts hinzu. Patene und Oblatendose wurden der Friedenskirche im Jahr 1905 von in der Gemeinde ansässigen Familien zum 250. Jubiläum vermacht; das 30 Zentimeter hohe versilberte Standkreuz schließlich war 1910 vom damaligen Apotheker anlässlich einer Taufe geschenkt worden.

48 Jahre nachdem die Vasa Sacra im Berliner Zentralarchiv angekommen waren, gelangte über einige Umwege ein Schreiben mit der Auflistung der verbrachten Gegenstände in die Hände des ehemaligen Präsidenten des brandenburgischen Landtages, Heinz Knoblich. Knoblich, 1939 selbst in der Friedenskirche zu Jauer getauft, nahm kontakt mit dem zuständigen Amt der UEK auf. Viele Telefonate, Briefwechsel und Monate später war es dann endlich soweit: Die Schenkung der liturgischen Geräte war beschlossen.

Die Freude aller Beteiligten ist groß; auch im Berliner Auswärtigen Amt spricht man von einer „förderlichen Geste“. Die Diözese Breslau erhält die liturgischen Geräte nun am 29. Juni im Rahmen eines Festgottesdienstes. Dann unterzeichnen die beiden evangelischen Bischöfe Ryszard Bogusz aus Breslau und Martin Schindehütte aus Hannover den Schenkungsvertrag - und feiern mit den polnischen und deutschen Gottesdienstteilnehmern das Abendmahl.