Die Tage der Besuche

Besuche gab es an Weihnachten von Anfang an

22. Dezember 2008


„Weihnachten ist, wenn Oma kommt.“ Diese Zitat eines Kindes gehört so selbstverständlich zum Weihnachtsfest, wie vieles anderes, was „alle Jahre wieder“ auftaucht. Irgendeine Tageszeitung findet sich, die diesen Satz aus einer Umfrage vor einigen Jahren zitiert – und so falsch liegen die Redakteure und auch das in der Zwischenzeit sicher älter gewordenen Kind mit diesem Satz ja nicht. Weihnachten ist von allem Anfang an mit Besuchen verbunden. Damals waren es allerdings nicht die Oma, sondern die Hirten von den Feldern und die Weisen aus dem Morgenland. Und sie haben auch Geschenke mitgebracht – wie die Oma heutzutage.

Aber zurück zum Anfang: Statt „es war einmal“, heißt es an Weihnachten „es begab sich aber zu der Zeit“. Und jeder weiß sofort, welche Geschichte jetzt kommt: „Maria und Josef suchen verzweifelt eine Unterkunft“, erzählt Tobias Glawion vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (EKN) in Kurzfassung: „Maria ist hoch schwanger, aber alle Hotels und Pensionen sind ausgebucht. Keiner will das Pärchen aufnehmen. Letzte Zuflucht: Ein Stall! Und dann: Großes Kino!“ Dies erzählt – allerdings ein bisschen ausführlicher – der Evangelist Lukas zu Beginn seiner Geschichte, in der er das Leben und Wirken des Jesus von Nazareth beschreibt. Lukas wollte für einen Freund alles von Anfang an „in guter Ordnung aufschreiben, damit du den sicheren Grund der Lehre erfahrest, in der du unterrichtet bist“.

Die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem macht den christlichen Glauben nicht aus, aber schon in dieser frühen Erzählung wird viel von dem deutlich, was später bekommt. Und weil in dieser Geschichte mit dem suchenden Paar, den Hirten rings um die Felder, den Engeln mit der frohen Botschaft und später – ergänzt aus dem Evangelium des Matthäus – den drei Weisen aus dem Morgenland und der Flucht der kleinen Familie nach Ägypten alles an großen Gefühlen vorkommt, die heutige Menschen auch kennen, gehört die Geburtsgeschichte zu den bekanntesten Geschichten des Christentums. „Das ist eine sehr emotionale Geschichte, die sich auch heute abspielen könnte,“ weiß Margot Käßmann, Landesbischöfin in Hannover.

Gefühle gibt es dann auch gehäuft am Heiligen Abend: Viele Menschen besuchen gemeinsam den Gottesdienst, hören die Geschichte aus dem Lukasevangelium, singen miteinander, sitzen unter – oder vielleicht besser: neben – dem Tannenbaum zusammen, machen sich gegenseitig mit Geschenken eine Freude: Selbstgebasteltes, Schmackhaftes aus der Weihnachtsbäckerei, schön Verpacktes – jede und jeder nach seinen Möglichkeiten. Dabei macht es nicht der pekuniäre Wert des Geschenkes, sondern das Strahlen im Gesicht des Beschenkten ist die wirkliche Freude. Sicher: Auch die drei Weisen haben wertvolle Geschenke mit in den Stall gebracht – und die Hirten: Vielleicht ein Lied zum Einschlafen, ein bisschen Schafsmilch oder sonst einen kleinen Gruß von den Feldern. Aber es war eine so große Freude, dass Maria, die Mutter Jesu, alles in ihrem Herzen behielt. Und so soll es ja auch für alle Menschen am Weihnachtsfest 2008 sein.

Wer mehr zu Weihnachten und Weihnachtgeschichte wissen möchte, findet die Kurzfassung mit Erläuterung der Landesbischöfin von Hannover auf dem neuesten Videoclip von EKD und EKN – bei www.ekd.de oder auch bei youtube. Diese kürze Fassung ist auch geeignet, um sie aufs Handy zu spielen und sie anderen zu zeigen. Die Weihnachtsgeschichte, wie sie der Evangelist Lukas erzählt, hat der frühere Ratsvorsitzende der EKD, Präses Manfred Kock, vorgelesen. Als mp 3 ist auch dies für alle Internetfreaks eine kleine Erinnerung daran, was in diesen Tagen gefeiert wird: Es geht eben um viele Besuche – aber Weihnachten ist auch, wenn Oma nicht kommt.