Erinnern an den Völkermord – Verantwortung für Flüchtlinge heute

Vertreter des ÖRK verfassen eine Stellungnahme zum Genozid an Armeniern

15. Juni 2015

Delegantion des ÖRK am Dokumentations- und Gedenkzentrum in Armenien gedenken des Genozids
Die Delegation des ÖRK im Dokumentations- und Gedenkzentrum in Armenien. (Foto: WCC)

Vertreterinnen und Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) gedachten am offiziellen Dokumentations- und Gedenkzentrum in Armenien gemeinsam des Genozids an Armeniern, Aramäern, Assyrern und Pontos-Griechen vor hundert Jahren. Schätzungen zufolge 1,5 Millionen Menschen wurden zwischen 1915 und 1922 im Osmanischen Reich ermordet. Petra Bosse-Huber, Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), nahm an dem Treffen teil: "Auch die deutsche Schuld wird in dem Dokumentationszentrum illustriert, deshalb bekommt gerade unsere Verantwortung angesichts der Flüchtlinge, die teilweise aus den gleichen Gegenden fliehen wie vor 100 Jahren, eine besondere und bedrückende Dringlichkeit.“ Neben dem Erinnern an den Genozid wurden auch Fragen nach dem Umgang mit Flüchtlingen intensiv diskutiert und eine gemeinsame Stellungnahme erarbeitet.

"Verdrängung, Straflosigkeit und fehlendes Erinnern eines solchen Ereignisses befördert die Wiederholung solcher Verbrechen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung, die vom Exekutivausschuss des ÖRK erarbeitet wurde. Sie wurde an der Gedenkstätte von Agnes Abuom, der Vorsitzenden des Exekutivausschusses des ÖRK, verlesen. Im Anschluss sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein gemeinsames Friedensgebet und legten weiße Nelken nieder.

Einsatz für Menschen auf der Flucht als zentrale Aufgabe der Kirchen

"Alle Mitglieder der internationalen Gemeinschaft haben eine moralische und gesetzliche Pflicht, das Leben der Menschen auf der Flucht zu schützen, ungeachtet ihrer Herkunft und des Status“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme des Exekutivausschusses zu Fragen zum Umgang mit Flüchtlingen. "Es bestand große Einigkeit, dass der Einsatz für die Menschen auf der Flucht eine zentrale Aufgabe der Kirchen ist“, sagt Petra Bosse-Huber.

Die Mitgliederbasis des ÖRK umfasst mehr als 500 Millionen Christen in Kirchen, Denominationen und kirchlichen Gemeinschaften in aller Welt. Zu ihnen zählen die Mehrzahl der orthodoxen Kirchen, zahlreiche anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen, sowie viele vereinigte und unabhängige Kirchen. Ende 2013 zählte der ÖRK 345 Mitgliedskirchen. Während die meisten ÖRK-Gründungsmitglieder europäische und nordamerikanische Kirchen waren, setzt sich die heutige Mitgliedschaft vorwiegend aus Kirchen in Afrika, Asien, der Karibik, Lateinamerika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie dem pazifischen Raum zusammen.

Das höchste Entscheidungsgremium ist die Vollversammlung, die ungefähr einmal alle acht Jahre zusammentritt. Die 10. Vollversammlung fand vom 30. Oktober bis 8. November 2013 unter dem Thema "Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden" in Busan (Republik Korea) statt. Zwischen den Vollversammlungen tagt jedes zweite Jahr der Zentralausschuss (dessen 150 Mitglieder von der Vollversammlung gewählt werden), um die Umsetzung der von der Vollversammlung beschlossenen Richtlinien zu prüfen und sie weiterzuentwickeln. Der Zentralausschuss wählt einen Exekutivausschuss mit gut 20 Mitgliedern, die sich zweimal im Jahr treffen.

Generalsekretär des ÖRK ist Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit von der Kirche von Norwegen. Er trat sein Amt im Januar 2010 an. Dr. Agnes Abuom ist Vorsitzende des Zentralausschusses, welcher die Arbeit des Rates in der Zeit zwischen den Vollversammlungen beaufsichtigt.