Weihnachtspäckchen für Seeleute in aller Welt

Bordbesuche gegen Einsamkeit und "Festtagskoller"

25. Dezember 2014

Seemannspastorin verteilt in Bremen Weihnachtspäckchen für Seeleute

Bremen/Cuxhaven (epd). Weihnachten in den Häfen: Bis Heiligabend hat die Deutsche Seemannsmission an ihren 15 Inlands- und 16 Auslandsstationen Seeleute aus aller Welt beschenkt. Dabei haben die Haupt- und Ehrenamtlichen nach Angaben von Generalsekretärin Heike Proske mehr als 30.000 meist spendenfinanzierte Weihnachtspäckchen an Bord gebracht. Viele Seeleute müssten das Fest fern von Heimat und Familie verbringen, sagte die leitende evangelische Theologin. "Bordbesuche und Geschenke zeigen ihnen, dass es an Land Menschen gibt, die an sie denken."

Die Schifffahrtsbranche steckt seit Jahren in der Krise. Vielerorts dümpeln Frachter ohne Aufträge als "Auflieger" in den Häfen. In schwieriger Zeit mussten Seeleute teils Lohnkürzungen hinnehmen, teils mit ausgedünnter Besatzung klar kommen. Dazu kommen belastende Arbeitsbedingungen. Proske beschreibt es so: "Rund um die Uhr in Schichteinsatz, Wind und Wetter und den ständigen Zeitverschiebungen ausgesetzt, mit Menschen zusammen, die nur selten meine Muttersprache sprechen, geschweige denn eine Ahnung von dem haben, wie in meinem kulturellen Zuhause Weihnachten gefeiert wird."

"Viele Seeleute ziehen sich in ihrer begrenzten Privatzeit in ihre Kabine und in sich selbst zurück", berichtete Proske. Über Geschenke wie Süßes, aber auch nützliche Dinge wie Mützen, Handschuhe, Taschenlampen, Rucksäcke, Schals oder auch Telefonkarten für Weihnachtsanrufe in die Heimat freuten sich die Crewmitglieder deshalb besonders.

Die Generalsekretärin verweist zudem darauf, dass die meisten Waren im internationalen Handel über die Meere transportiert werden. "Das trifft 90 Prozent. Unser Fest wäre massiv eingeschränkt, wenn Seeleute nicht rund um die Uhr für unsere Geschenke sorgen würden."

In vielen Stationen der Seemannsmission auch an der Nordseeküste zwischen Emden und Brunsbüttel finden zu Weihnachten Feiern und besondere Gottesdienste statt - gegen Einsamkeit und "Festtagskoller". In Bremen und Bremerhaven ziehen an Heiligabend Posaunenchöre durch die Häfen. "Wir bieten den Seeleuten ein offenes Ohr und ein Zuhause in der Ferne", sagte der Cuxhavener Seemannsdiakon Martin Struwe.

Proske ergänzte, das beeinflusse auch das Arbeitsklima: "Seeleute, die sich gestärkt vom Bordbesuch wohlfühlten, sind weniger anfällig für Unfälle. Das erhöht die Sicherheit, wenn das Schiff anlegt, be- oder entladen wird oder unterwegs auf den Meeren dieser Welt ist." Bei der Deutschen Seemannsmission mit Hauptsitz in Bremen engagieren sich eigenen Angaben zufolge weltweit mehr als 800 Haupt- und Ehrenamtliche für Menschen an Bord und in den Häfen. Zu den 15 deutschen Stationen gehören neben Hamburg, Bremen und Bremerhaven auch Kiel, Lübeck, Rostock sowie Emden und Duisburg mit dem größten europäischen Binnenhafen.